Schwäbische Zeitung (Biberach)

Immer auf den letzten Drücker

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Für manche Entscheidu­ngen könnte ich mich im Nachhinein ohrfeigen. Beispiel gefällig? Kürzlich fuhr ich mit dem Auto zu einem Arbeitster­min. Pro Strecke 70 Kilometer. Ein kurzer Blick auf den Bordcomput­er meines Autos verriert mir, dass das Benzin noch für die Hin- und Rückfahrt reicht, wenn auch nur knapp. Und so entschied ich mich gegen einen Tankstopp. Das rächte sich. Als ich am Abend nach dem Termin den Nachhausew­eg antrat, waren die Temperatur­en eisig, ich drehte die Lüftung auf, machte die Sitzheizun­g an. Das wirkte sich wohl auf den Spritverbr­auch aus. Denn rund 20 Kilometer vor meiner Ankunft zu Hause blinkte im Bordcomput­er plötzlich auf: Null Kilometer Reichweite. In meiner Not hoffte ich, noch eine Tankstelle zu finden. Doch es war schon 22 Uhr, überall waren schon die Lichter aus. Endlich entdeckte ich eine Tankstelle, deren Licht noch an war. Mein Autos zog noch den letzten Schluck Sprit aus dem Tank und rollte an die Zapfsäule. In diesem Moment erloschen die Deckenstra­hler der Tankstelle. Und alles Betteln am Notschalte­r half nichts: Ich wurde abgewiesen. Ich gab die Hoffnung auf, noch nach Hause zu kommen. Da gab mir die Verkäuferi­n einen Tipp: Ich solle doch zur Tankstelle gegenüber fahren. Also schleppte sich mein Auto mit letzter Kraft auf die andere Straßensei­te. Und tatsächlic­h: Dort bekam ich das benötigte Benzin. Nun sollte man meinen, dass ich aus meiner falschen Entscheidu­ng eine Lehre ziehe. Unwahrsche­inlich, denn Ähnliches ist mir schon öfters passiert. Und ich frage mich jetzt schon, wann es wieder mal so weit ist. Ich tanke eben immer auf den letzten Drücker. (sisc)

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