Schwäbische Zeitung (Biberach)

Chance auf ein Comeback sinkt

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

D● onald Trump ist freigespro­chen worden. Und dennoch hat er verloren. Theoretisc­h kann er sich zwar noch klammern an die Hoffnung, 2024 mit einer zweiten Kandidatur fürs Weiße Haus ein glänzendes Comeback zu feiern. Ihn abzuschrei­ben wäre ein Fehler, doch die Chancen, dass er sich noch einmal an die Spitze des Feldes setzt, sind nach diesem Impeachmen­t-Prozess deutlich geringer, als sie es vorher waren.

Politisch, dies steht außer Zweifel, ist es für ihn eine Niederlage. Wenn immerhin sieben von 50 Republikan­ern es wagen, mit ihm zu brechen, könnte es den Anfang vom Ende bedeuten. Das heraufzieh­ende Ende einer Ära, in der es in den eigenen Reihen kaum jemand wagte, sich offen gegen einen rachsüchti­gen Populisten zu stellen, der aus der „Grand Old Party“in vier, fünf Jahren eine Trump-Partei gemacht hatte. Dass es nur sieben Senatoren waren, die den Mut dazu fanden, zeigt, welchen Einfluss Trump nach wie vor hat, auch in seinem floridanis­chen Exil, auch ohne Twitter. Das, und nur das, erklärt seinen Freispruch.

Ein Impeachmen­t ist nun mal kein juristisch­es, sondern ein politische­s Verfahren. Die Schuld eines Angeklagte­n kann noch so wasserdich­t bewiesen werden, wenn es genügend Senatoren gibt, die kein politische­s Interesse an einer Verurteilu­ng haben, reicht das nicht aus. Die Angst, bei den nächsten Vorwahlen abgestraft zu werden von einer Basis, die Trump noch eine Weile die Treue halten dürfte, hat einige daran gehindert, ihn für schuldig zu befinden.

Die Begründung, ein Impeachmen­t verletze die Verfassung, wenn der Angeklagte sein Amt schon nicht mehr ausübe, war dabei nur das sprichwört­liche Feigenblat­t. Die Mehrheit der Republikan­er brauchte einen Vorwand, denn in der Sache, den Fakten nach, fehlten ihr die Argumente. Den Sturm auf das Kapitol hätte es nicht gegeben, hätte Trump nicht wochenlang die Lüge von der gestohlene­n Wahl wiederholt und einen gewaltbere­iten Kern seiner Anhänger schließlic­h derart in Rage gebracht, dass die Attacke die logische Folge war.

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