Schwäbische Zeitung (Biberach)
Towerstars-Geschäftsführer Schan hört auf
Nach 17 Jahren endet beim DEL2-Club aus Ravensburg eine große Ära – „Finale Gespräche“mit Nachfolger
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RAVENSBURG - Bei den Ravensburg Towerstars wird am 1. Juli 2021 ein neues Zeitalter anbrechen. Es wird der erste Tag sein, an dem Geschäftsführer Rainer Schan nach 17 Jahren nicht mehr für den DEL2-Club tätig sein wird. Der 46-jährige Schan gab überraschend bekannt, dass er die Towerstars Ende Juni „auf eigenen Wunsch“verlasse und „eine neue Herausforderung“suche. Wie Frank Kottmann, Vorsitzender des Towerstars-Gesellschafterbeirats mitteilte, gebe es bereits „finale Gespräche“mit einem Nachfolger. Klar sei, dass es künftig zwei Geschäftsführer geben wird, fügte Kottmann hinzu. Der bisherige Teammanager Raphael Kapzan soll demnach für den kaufmännischen Teil verantwortlich sein, Schans Nachfolger für den sportlichen. Im April müssen die Gesellschafter den Vorschlägen noch zustimmen – für Kottmann eine Formsache.
Um seine Entscheidung zu verkünden, hatte Schan mit Kottmann und Kapzan am vergangenen Mittwoch in die CHG-Arena eingeladen; an den Ort, an dem er unzählige Stunden in den vergangenen 17 Jahren verbracht, so viele Spiele gesehen, so viele Triumphe, Enttäuschungen und auch Tragödien erlebt hat. Äußerlich sehr gefasst, begründete er seine länger gereifte Entscheidung, die Towerstars zu verlassen. In einer Position wie der seinen, sagte Schan, sei klar: „Da lebst du nur Eishockey. Das kommt an erster Stelle, dann lange nichts. Das nimmst du mit ins Bett, du stehst damit auf. Da hast du auch mal schlaflose Nächte.“Für alles andere – Familie, Freunde, sich selbst und Hobbys – bleibe da wenig Zeit. So ein Job sei nur mit „100 Prozent Leidenschaft und Power“zu machen. Die habe er nicht mehr, gab Schan zu. Deshalb sei er zu dem Schluss gekommen, dass es der richtige Zeitpunkt sei, die Towerstars am Ende der aktuellen Saison zu verlassen und „eine neue Herausforderung“zu suchen. Konkrete Pläne habe er noch nicht, sagte Schan. Sehr gerne wolle er im Eishockey weiterarbeiten. Klar sei: Den Towerstars werde er als Gesellschafter verbunden bleiben und weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen: „Mein Herz hängt hier am Eishockey.“Er könne sich auch vorstellen, wenn dies gewünscht werde, sich für den Beirat aufstellen zu lassen. Dieses Angebot nahm Kottmann gerne auf. Zunächst bedaure er es sehr, dass Schan aufhöre. Gleichzeitig freue er sich, „dass Rainer uns weiter zur Verfügung steht“.
Nicht zuletzt wegen Schans Rat sei der Club zu dem Entschluss gekommen, ab 1. Juli mit zwei Geschäftsführern weiterzuarbeiten. Einer
davon, Kapzan, arbeitet bereits seit zweieinhalb Jahren als Teammanager für die Towerstars. Er soll die kaufmännische Geschäftsführung übernehmen, während ein neuer Mann die sportliche Seite verantworten soll. Einen externen Kandidaten dafür gebe es schon, sagte Kottmann. Es liefen bereits „finale Gespräche“.
Doch vor April soll der Name nicht bekannt gegeben werden, weil erst noch die Gesellschafter in einer außerordentlichen Versammlung zustimmen müssen. So viel könne er verraten, sagte Kottmann: Der sportliche Geschäftsführer sei bereits jetzt in einem vergleichbaren Amt im Eishockey tätig. In den Gesprächen zwischen ihm und den Towerstars gehe es auch schon um die Planung für die neue Saison. Denn Schan kündigte an, nur noch die Lizenzierung für die DEL2-Saison 2021/2022 durchzuführen. Kaderplanung und Trainerfrage lägen schon bei seinem Nachfolger. Und zumindest die Frage, wer in der nächsten Spielzeit bei den Towerstars an der Bande die Verantwortung tragen wird, werde bereits in den kommenden zwei Wochen entschieden. Erster Ansprechpartner sei der aktuelle Trainer Rich Chernomaz, dessen Vertrag zum Ende der Saison ausläuft.
Für seine letzten Monate als TowerstarsGeschäftsführer wünschte sich Schan, dass die momentan auf Tabellenplatz vier stehende Mannschaft das Maximum erreicht. Noch einmal, nach 2011 und 2019, den Meisterpokal hochzuhalten, würde ihm als Abschied nach 17 Jahren sehr gut gefallen. „Ich bin überzeugt, dass wir sehr weit kommen und gemeinsam den Titel holen können“, sagte Schan. Schon jetzt, ohne zu wissen, wie seine Zeit bei den Towerstars enden werde, sei er „ein bisschen stolz“auf das, was in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten entstanden sei. Als er 2004 – damals noch beim EV Ravensburg – angefangen habe, seien die Verhältnisse „mehr als amateurhaft“gewesen. Er denke, er habe seither seinen Teil dazu beigetragen, dass der Name der Ravensburg Towerstars in ganz Deutschland bekannt ist. „Ich habe den Club in 17 Jahren nie im Stich gelassen“, war Schan überzeugt. Dankbar sei er, dass ihm auf diesem Weg so viele treu zur Seite gestanden seien und er stets große Unterstützung gespürt habe.
„Mein Herz hängt hier
am Eishockey.“
Rainer Schan will auch nach seiner
Zeit als Geschäftsführer den Towerstars verbunden bleiben.