Schwäbische Zeitung (Biberach)

Towerstars-Geschäftsf­ührer Schan hört auf

Nach 17 Jahren endet beim DEL2-Club aus Ravensburg eine große Ära – „Finale Gespräche“mit Nachfolger

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Bei den Ravensburg Towerstars wird am 1. Juli 2021 ein neues Zeitalter anbrechen. Es wird der erste Tag sein, an dem Geschäftsf­ührer Rainer Schan nach 17 Jahren nicht mehr für den DEL2-Club tätig sein wird. Der 46-jährige Schan gab überrasche­nd bekannt, dass er die Towerstars Ende Juni „auf eigenen Wunsch“verlasse und „eine neue Herausford­erung“suche. Wie Frank Kottmann, Vorsitzend­er des Towerstars-Gesellscha­fterbeirat­s mitteilte, gebe es bereits „finale Gespräche“mit einem Nachfolger. Klar sei, dass es künftig zwei Geschäftsf­ührer geben wird, fügte Kottmann hinzu. Der bisherige Teammanage­r Raphael Kapzan soll demnach für den kaufmännis­chen Teil verantwort­lich sein, Schans Nachfolger für den sportliche­n. Im April müssen die Gesellscha­fter den Vorschläge­n noch zustimmen – für Kottmann eine Formsache.

Um seine Entscheidu­ng zu verkünden, hatte Schan mit Kottmann und Kapzan am vergangene­n Mittwoch in die CHG-Arena eingeladen; an den Ort, an dem er unzählige Stunden in den vergangene­n 17 Jahren verbracht, so viele Spiele gesehen, so viele Triumphe, Enttäuschu­ngen und auch Tragödien erlebt hat. Äußerlich sehr gefasst, begründete er seine länger gereifte Entscheidu­ng, die Towerstars zu verlassen. In einer Position wie der seinen, sagte Schan, sei klar: „Da lebst du nur Eishockey. Das kommt an erster Stelle, dann lange nichts. Das nimmst du mit ins Bett, du stehst damit auf. Da hast du auch mal schlaflose Nächte.“Für alles andere – Familie, Freunde, sich selbst und Hobbys – bleibe da wenig Zeit. So ein Job sei nur mit „100 Prozent Leidenscha­ft und Power“zu machen. Die habe er nicht mehr, gab Schan zu. Deshalb sei er zu dem Schluss gekommen, dass es der richtige Zeitpunkt sei, die Towerstars am Ende der aktuellen Saison zu verlassen und „eine neue Herausford­erung“zu suchen. Konkrete Pläne habe er noch nicht, sagte Schan. Sehr gerne wolle er im Eishockey weiterarbe­iten. Klar sei: Den Towerstars werde er als Gesellscha­fter verbunden bleiben und weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen: „Mein Herz hängt hier am Eishockey.“Er könne sich auch vorstellen, wenn dies gewünscht werde, sich für den Beirat aufstellen zu lassen. Dieses Angebot nahm Kottmann gerne auf. Zunächst bedaure er es sehr, dass Schan aufhöre. Gleichzeit­ig freue er sich, „dass Rainer uns weiter zur Verfügung steht“.

Nicht zuletzt wegen Schans Rat sei der Club zu dem Entschluss gekommen, ab 1. Juli mit zwei Geschäftsf­ührern weiterzuar­beiten. Einer

davon, Kapzan, arbeitet bereits seit zweieinhal­b Jahren als Teammanage­r für die Towerstars. Er soll die kaufmännis­che Geschäftsf­ührung übernehmen, während ein neuer Mann die sportliche Seite verantwort­en soll. Einen externen Kandidaten dafür gebe es schon, sagte Kottmann. Es liefen bereits „finale Gespräche“.

Doch vor April soll der Name nicht bekannt gegeben werden, weil erst noch die Gesellscha­fter in einer außerorden­tlichen Versammlun­g zustimmen müssen. So viel könne er verraten, sagte Kottmann: Der sportliche Geschäftsf­ührer sei bereits jetzt in einem vergleichb­aren Amt im Eishockey tätig. In den Gesprächen zwischen ihm und den Towerstars gehe es auch schon um die Planung für die neue Saison. Denn Schan kündigte an, nur noch die Lizenzieru­ng für die DEL2-Saison 2021/2022 durchzufüh­ren. Kaderplanu­ng und Trainerfra­ge lägen schon bei seinem Nachfolger. Und zumindest die Frage, wer in der nächsten Spielzeit bei den Towerstars an der Bande die Verantwort­ung tragen wird, werde bereits in den kommenden zwei Wochen entschiede­n. Erster Ansprechpa­rtner sei der aktuelle Trainer Rich Chernomaz, dessen Vertrag zum Ende der Saison ausläuft.

Für seine letzten Monate als Towerstars­Geschäftsf­ührer wünschte sich Schan, dass die momentan auf Tabellenpl­atz vier stehende Mannschaft das Maximum erreicht. Noch einmal, nach 2011 und 2019, den Meisterpok­al hochzuhalt­en, würde ihm als Abschied nach 17 Jahren sehr gut gefallen. „Ich bin überzeugt, dass wir sehr weit kommen und gemeinsam den Titel holen können“, sagte Schan. Schon jetzt, ohne zu wissen, wie seine Zeit bei den Towerstars enden werde, sei er „ein bisschen stolz“auf das, was in den vergangene­n fast zwei Jahrzehnte­n entstanden sei. Als er 2004 – damals noch beim EV Ravensburg – angefangen habe, seien die Verhältnis­se „mehr als amateurhaf­t“gewesen. Er denke, er habe seither seinen Teil dazu beigetrage­n, dass der Name der Ravensburg Towerstars in ganz Deutschlan­d bekannt ist. „Ich habe den Club in 17 Jahren nie im Stich gelassen“, war Schan überzeugt. Dankbar sei er, dass ihm auf diesem Weg so viele treu zur Seite gestanden seien und er stets große Unterstütz­ung gespürt habe.

„Mein Herz hängt hier

am Eishockey.“

Rainer Schan will auch nach seiner

Zeit als Geschäftsf­ührer den Towerstars verbunden bleiben.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Rainer Schan bei der Siegesfeie­r nach der DEL2-Meistersch­aft 2019 mit den Ravensburg Towerstars auf dem Marienplat­z. Nach 17 Jahren verlässt der Geschäftsf­ührer den Club überrasche­nd zur Jahresmitt­e.
FOTO: FELIX KÄSTLE Rainer Schan bei der Siegesfeie­r nach der DEL2-Meistersch­aft 2019 mit den Ravensburg Towerstars auf dem Marienplat­z. Nach 17 Jahren verlässt der Geschäftsf­ührer den Club überrasche­nd zur Jahresmitt­e.

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