Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das Ulmer Stadthaus – kinderleicht erklärt
„Von Schwimmbadleitern und fliegenden Teppichen“: Neues Buch soll junge Leser für Architektur begeistern
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ULM - Kann man Kinder für Architekturthemen interessieren und ihnen qualitätsvolle Architektur verständlich machen? Ja, man kann. Das zeigt Andrea Kreuzpointner mit ihrem Kinder-Architekturführer zum Stadthaus, der am 15. Februar erscheint und vom Stadthaus selbst herausgegeben wird. „Von Schwimmbadleitern und fliegenden Teppichen – das Stadthaus Ulm für Kinder und Jugendliche“heißt der Band, der Lesern auch die Möglichkeit gibt, im Buch über transparente Seiten, heraustrennbare Karten und Schätzfragen aktiv zu werden. Selbst eine Villa im Stil Richard Meiers kann man entwerfen.
Am Anfang stand die Geometrie, klare Formen von Kreis und Quadrat. Ganz einfach, oder? Oder doch nicht – denn wie setzt man beides zueinander in Beziehung? Und in Beziehung zu dem Gebäude, das den Münsterplatz dominiert und ihm seinen Namen gab? Wie kann neben dem Ulmer Münster etwas Eigenständiges bestehen und überzeugen? Mit der Vergangenheit steigt Kreuzpointner ins Thema ein – damit, wie der Münsterplatz einst aussah, wie er sich immer wieder veränderte. Farbseiten unterfüttern die Texte mit Grafiken und Zeichnungen, jedes Thema – wie Richard Meiers familiäre Beziehung zu Deutschland, sein Stil oder die Nutzungsmöglichkeiten des Stadthauses – wird auf verschiedene Sinne ansprechende Weise behandelt. Meiers Biografie und Zitate des New Yorker Stararchitekten
verdeutlichen die Beschäftigung mit dem Münster. „Wenn man sich durch das Stadthaus bewegt und die Treppen nach oben steigt, sieht man das Münster aus immer neuen Blickwinkeln, zum Beispiel durch das Glasdach. Das Münster ist also fester Bestandteil eines Besuchs im Stadthaus“, äußerte Meier dazu einmal. Und wer ist der Mann in der Zeichnung, mit dem sich Meier angeregt unterhält? „Das war Ernst Ludwig“, wird erklärt – jener Oberbürgermeister Ulms, der 1986 den Architektenwettbewerb zur Bebauung des Münsterplatzes startete.
Fast vergessene Details um den Streit der Stadthausbefürworter und -gegner fördert Kreuzpointner ans Licht – auf einem Logo der Gegner weint sich der Münsterturm die Augen aus über den Bau zu seinen Füßen. Bei den nüchternen Fakten gibt es immer Vergleiche, die eine Einordnungsmöglichkeit liefern; der verbaute Beton etwa entspricht dem Gewicht von 92 ausgewachsenen Elefanten.
Dürfen Hunde ins Stadthaus? Wer putzt die Glasflächen? Warum gibt es Aufsichten, was machen die Löwen im Untergeschoss? Viele Fragen beantwortet der Architekturführer – auch die, warum Richard Meier die Nichtfarbe Weiß als wunderbarste aller Farben versteht. Besonders schön: Ein Glossar erklärt Begriffe, die man nicht voraussetzen darf – von Jungsteinzeit bis Bürgerentscheid. Und weshalb die Löwen im Keller des Stadthauses ruhen, wird auch verraten.