Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bremst neues Wohngebiet die Polizei-Hochschule aus?
Im „Taubenplätzle II“sollen 100 Wohneinheiten entstehen – Eine Behörde sieht das kritisch
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BIBERACH - Das rund zwei Hektar große Baugebiet „Taubenplätzle II“, das möglichst noch dieses Jahr zur Umsetzung kommen soll, wird den Druck auf dem Biberacher Eigenheimund Wohnungsmarkt zwar nicht lösen, aber doch für etwas Entlastung sorgen können. Es gibt allerdings auch Bedenken gegen das Gebiet, die in seinem direkten Angrenzen an das Gelände der Polizei-Hochschule (früher Bereitschaftspolizei) begründet liegen.
Diese Bedenken hat der Landesbetrieb Vermögen und Bau BadenWürttemberg (Amt Ulm) im Zusammenhang mit der Auslage des Bebauungsplanentwurfs angemeldet. Das Amt verweist dabei insbesondere auf den Lärm, der von verschiedenen Ausbildungsaktivitäten der PolizeiHochschule ausgeht. Außerdem sei der Standort bei Großeinsätzen als „Kräftesammelstelle“ausgewiesen, was rund um die Uhr zu einem hohen Personal- und Fahrzeugaufgebot führen könne. Ebenso ist der Standort im Krisenfall als Tierseuchenbekämpfungszentrum ausgewiesen, was ebenfalls mit einem höheren Lärmpegel verbunden wäre. Auch eine mögliche Weiterentwicklung des Polizei-Hochschulstandorts müsse in die Überlegungen miteinbezogen werden. Inwieweit sich das alles mit den städtischen Planungen für das Wohngebiet vereinbaren lasse, könne man nicht abschließend beurteilen, so das Amt für Vermögen und Bau.
Man habe mit der Polizei-Hochschule
über deren Weiterentwicklung gesprochen, schreibt die Stadt dazu in der Sitzungsvorlage. Dazu gebe es seitens der Polizei aber noch keine Planunterlagen, sodass die Stadt derzeit nicht beurteilen könne, ob daraus künftig Konflikte entstehen könnten.
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses sorgte die Stellungnahme des Amts für Vermögen und Bau für einige Fragezeichen bei den Stadträten.
„Wir brauchen die Bauplätze und gerade auch die hier geplante verdichtete Bauweise“, sagte Friedrich Kolesch (CDU). Es dürfe aber nicht so sein, dass dadurch die Weiterentwicklung der Polizei-Hochschule beschränkt werde.
Die Polizei-Hochschule sei auch den Freien Wählern wichtig, sagte Flavia Gutermann. „Wer dort bauen will, weiß aber, in welcher Umgebung er sich befindet.“
„Wir wollen nicht, dass die Entwicklung des Hochschulstandorts behindert wird und nehmen diese Hinweise sehr ernst“, sagte Lutz Keil (SPD).
Man habe Gespräche mit dem Amt für Vermögen und Bau sowie der Polizei-Hochschule geführt, sagte Baubürgermeister Christian Kuhlmann in der Sitzung. Der Interessenskonflikt als solcher sei nicht neu, weil sich südwestlich der PolizeiHochschule bereits ein Wohngebiet befinde, das als „reines Wohngebiet“, klassifiziert ist. Beim „Taubenplätzle II“handle es sich hingegen „nur“um ein „allgemeines Wohngebiet“. Dies verschärfe die Situation für die Polizei-Hochschule rein rechtlich also nicht. „Sie muss überlegen, wie sie den Lärm auf ihrem Gelände künftig so organisiert, dass er mit der Wohnbebauung verträglich ist“, so Kuhlmann.