Schwäbische Zeitung (Biberach)
Rückhaltebecken sollen es richten
Pläne zum Schutz vor Hochwasser in Mietingen können umgesetzt werden
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MIETINGEN – Noch immer werfen die Anwohner von Dürnach, Saubach oder Aufhofer Bach sorgenvolle Blicke zum Himmel, wenn Unwetter droht. Zum fünften Mal jähren sich in wenigen Monaten jene Ereignisse, die Auslöser dieser Ängste sind: zwei Jahrhunderthochwasser im Abstand von nur vier Wochen.
Abhilfe können vor allem Hochwasserrückhaltebecken schaffen, das war schnell klar. Seither wird geplant. Bevor Dämme aufgeschüttet werden und Zuschüsse fließen, waren in den vergangenen Jahren schier unüberwindlich scheinende Hürden zu nehmen: Flussgebietsuntersuchung, Starkniederschlagskonzept, Umweltschutzverträglichkeitsprüfung, Artenschutzgutachten. Doch jetzt hat das Wasserwirtschaftsamt in Biberach das Haltesignal umgestellt und freie Fahrt gegeben zur Umsetzung der Pläne, die fertig in den Schubladen der Anrainergemeinden liegen. Mit strahlendem Gesicht hat dies Bürgermeister Robert Hochdorfer am Montag nun dem Gemeinderat kurz und bündig bekannt gegeben.
Zur Vermeidung von Hochwassern solch katastrophalen Ausmaßes sollen nach diesen Plänen an der Dürnach fünf Becken, am Saubach vier Becken helfen. Das ist das Ergebnis der umfangreichen Berechnungen des Ingenieurbüros RSI (Rapp und Schmid Infrastrukturplanung). An diesen Berechnungen wurde im Laufe der vergangenen vier Jahre immer wieder gefeilt. „Das war schon gut so“, räumte Bürgermeister Hochdorfer im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ein. Sein Geduldsfaden und der seiner Bürgermeisterkollegen war über die Jahre allerdings ganz schön angespannt worden. Worauf die Kommunalpolitiker mit einer gewissen Ungeduld warteten, war ein Artenschutzgutachten. Sind durch den Bau der Rückhaltebecken eventuell Tiere oder Pflanzen in ihrem Bestand gefährdet? Das gilt es dabei zu klären. Die Vorprüfungen signalisieren grünes
TRAUERANZEIGEN Licht. Das ergibt sich auch aus der Prüfung der Umweltverträglichkeit.
Jetzt liegt der Ball bei den Anrainergemeinden von Dürnach und Saubach. Sie haben ihre Hausaufgaben erledigt, nämlich die Ausweitung des Wasserverbands Rottumtal auf Dürnach und Saubach. Dem Verband winken Zuschüsse vom Land in Höhe von 70 Prozent für die Baumaßnahmen. Im Mai vergangenen Jahres beschloss der Gemeinderat Mietingen seinen Beitritt zum neuen Wasserverband Rottumtal. Ab 1. Januar kommenden Jahres ist Mietingen Sitz des Verbands. Die Gemeinde ist mit Rottum, Dürnach und Saubach mit drei Gewässern im Verband vertreten.
Im zeitigen Frühjahr soll der Wasserverband zusammentreten. Dann soll es auch darum gehen, die vom Ingenieurbüro vorgeschlagenen fünf Varianten zu beratschlagen. „Von da an geht es wirklich vorwärts“, so Hochdorfer. Er erwartet rasche Fortschritte:
„Die nächsten Schritte sind vorprogrammiert.“
Weit vorangekommen sind die Vorbereitungen für ein Hochwasserrückhaltebecken im Gewann Mittlere Halde bei Maselheim. Die Grundstücksverhandlungen sind weitgehend abgeschlossen. „Mit diesem Damm haben wir viel gewonnen“, ist Hochdorfer überzeugt. Möglich, dass ein Becken an dieser Stelle für den Unterlauf der Dürnach ausreichen würde. Allerdings müsste der Damm zwölf Meter hoch sein. Wie den Äußerungen Hochdorfers zu entnehmen ist, soll das Bauwerk allenfalls eine Höhe von acht Metern haben. Dafür soll ein Rückhaltebecken vor Baltringen das Dorf vor einem hundertjährigen Hochwasser (plus Klimazuschlag) schützen, Dammhöhe: wenige Meter. Es wird erwartet, dass ein Rückhaltebecken viele Gegenstände zurückhält, die die Brücken bei einem Hochwasser verstopfen. Obendrein sollen Verbesserungen beim Durchfluss der
Dürnach in Baltringen ausgeführt werden.
Auch für das geplante Rückhaltebecken am Aufhofer Bach in Mietingen und das Erdbecken in Baltringen Ost liegen jetzt Artenschutzgutachten vor, sodass wichtige Weichen gestellt sind. In beiden Fällen hatte beim Hochwasser 2016 Oberflächenwasser zu massiven Problemen geführt. Die Pläne sind längst fertiggestellt und haben den Gemeinderat passiert. In Mietingen ist ein Planfeststellungsverfahren notwendig. Das soll zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Beim Baltringer Erdbecken reicht ein einfaches Genehmigungsverfahren beim Landratsamt.
Sind alle Genehmigungen durch, können Zuschüsse beantragt werden. Es steht zu erwarten, dass beim Hochwasserschutz in der Region in diesem Jahr ein großer Schritt getan wird. Der Klimawandel und die zunehmende Versiegelung haben ihren Preis.