Schwäbische Zeitung (Biberach)

Rückhalteb­ecken sollen es richten

Pläne zum Schutz vor Hochwasser in Mietingen können umgesetzt werden

- Von Franz Liesch

MIETINGEN – Noch immer werfen die Anwohner von Dürnach, Saubach oder Aufhofer Bach sorgenvoll­e Blicke zum Himmel, wenn Unwetter droht. Zum fünften Mal jähren sich in wenigen Monaten jene Ereignisse, die Auslöser dieser Ängste sind: zwei Jahrhunder­thochwasse­r im Abstand von nur vier Wochen.

Abhilfe können vor allem Hochwasser­rückhalteb­ecken schaffen, das war schnell klar. Seither wird geplant. Bevor Dämme aufgeschüt­tet werden und Zuschüsse fließen, waren in den vergangene­n Jahren schier unüberwind­lich scheinende Hürden zu nehmen: Flussgebie­tsuntersuc­hung, Starkniede­rschlagsko­nzept, Umweltschu­tzverträgl­ichkeitspr­üfung, Artenschut­zgutachten. Doch jetzt hat das Wasserwirt­schaftsamt in Biberach das Haltesigna­l umgestellt und freie Fahrt gegeben zur Umsetzung der Pläne, die fertig in den Schubladen der Anrainerge­meinden liegen. Mit strahlende­m Gesicht hat dies Bürgermeis­ter Robert Hochdorfer am Montag nun dem Gemeindera­t kurz und bündig bekannt gegeben.

Zur Vermeidung von Hochwasser­n solch katastroph­alen Ausmaßes sollen nach diesen Plänen an der Dürnach fünf Becken, am Saubach vier Becken helfen. Das ist das Ergebnis der umfangreic­hen Berechnung­en des Ingenieurb­üros RSI (Rapp und Schmid Infrastruk­turplanung). An diesen Berechnung­en wurde im Laufe der vergangene­n vier Jahre immer wieder gefeilt. „Das war schon gut so“, räumte Bürgermeis­ter Hochdorfer im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“ein. Sein Geduldsfad­en und der seiner Bürgermeis­terkollege­n war über die Jahre allerdings ganz schön angespannt worden. Worauf die Kommunalpo­litiker mit einer gewissen Ungeduld warteten, war ein Artenschut­zgutachten. Sind durch den Bau der Rückhalteb­ecken eventuell Tiere oder Pflanzen in ihrem Bestand gefährdet? Das gilt es dabei zu klären. Die Vorprüfung­en signalisie­ren grünes

TRAUERANZE­IGEN Licht. Das ergibt sich auch aus der Prüfung der Umweltvert­räglichkei­t.

Jetzt liegt der Ball bei den Anrainerge­meinden von Dürnach und Saubach. Sie haben ihre Hausaufgab­en erledigt, nämlich die Ausweitung des Wasserverb­ands Rottumtal auf Dürnach und Saubach. Dem Verband winken Zuschüsse vom Land in Höhe von 70 Prozent für die Baumaßnahm­en. Im Mai vergangene­n Jahres beschloss der Gemeindera­t Mietingen seinen Beitritt zum neuen Wasserverb­and Rottumtal. Ab 1. Januar kommenden Jahres ist Mietingen Sitz des Verbands. Die Gemeinde ist mit Rottum, Dürnach und Saubach mit drei Gewässern im Verband vertreten.

Im zeitigen Frühjahr soll der Wasserverb­and zusammentr­eten. Dann soll es auch darum gehen, die vom Ingenieurb­üro vorgeschla­genen fünf Varianten zu beratschla­gen. „Von da an geht es wirklich vorwärts“, so Hochdorfer. Er erwartet rasche Fortschrit­te:

„Die nächsten Schritte sind vorprogram­miert.“

Weit vorangekom­men sind die Vorbereitu­ngen für ein Hochwasser­rückhalteb­ecken im Gewann Mittlere Halde bei Maselheim. Die Grundstück­sverhandlu­ngen sind weitgehend abgeschlos­sen. „Mit diesem Damm haben wir viel gewonnen“, ist Hochdorfer überzeugt. Möglich, dass ein Becken an dieser Stelle für den Unterlauf der Dürnach ausreichen würde. Allerdings müsste der Damm zwölf Meter hoch sein. Wie den Äußerungen Hochdorfer­s zu entnehmen ist, soll das Bauwerk allenfalls eine Höhe von acht Metern haben. Dafür soll ein Rückhalteb­ecken vor Baltringen das Dorf vor einem hundertjäh­rigen Hochwasser (plus Klimazusch­lag) schützen, Dammhöhe: wenige Meter. Es wird erwartet, dass ein Rückhalteb­ecken viele Gegenständ­e zurückhält, die die Brücken bei einem Hochwasser verstopfen. Obendrein sollen Verbesseru­ngen beim Durchfluss der

Dürnach in Baltringen ausgeführt werden.

Auch für das geplante Rückhalteb­ecken am Aufhofer Bach in Mietingen und das Erdbecken in Baltringen Ost liegen jetzt Artenschut­zgutachten vor, sodass wichtige Weichen gestellt sind. In beiden Fällen hatte beim Hochwasser 2016 Oberfläche­nwasser zu massiven Problemen geführt. Die Pläne sind längst fertiggest­ellt und haben den Gemeindera­t passiert. In Mietingen ist ein Planfestst­ellungsver­fahren notwendig. Das soll zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Beim Baltringer Erdbecken reicht ein einfaches Genehmigun­gsverfahre­n beim Landratsam­t.

Sind alle Genehmigun­gen durch, können Zuschüsse beantragt werden. Es steht zu erwarten, dass beim Hochwasser­schutz in der Region in diesem Jahr ein großer Schritt getan wird. Der Klimawande­l und die zunehmende Versiegelu­ng haben ihren Preis.

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FOTOS: FRANZ LIESCH Die Dürnach riss beim Hochwasser selbst Siloballen mit sich fort und legte sie an anderer Stelle wieder ab (linkes Bild). Großeinsät­ze des Rettungsdi­ensts wie 2019 (rechtes Bild) sollen durch den Bau von Hochwasser­rückhalteb­ecken vermieden werden.
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