Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das hättet Ihr ja wahrschein­lich auch nicht gedacht, dass Ihr jemals sagt „Dann können wir endlich wieder in die Schule“– oder?

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Das ist schon blöd. Meine Oma und mein Opa wohnen in Deutschlan­d und ich vermisse sie ziemlich. Und auch, als die Schule noch offen war, war es blöd. Ich musste immer meinen Pass mit an die Grenze nehmen und beweisen, dass ich überhaupt in Lindau zur Schule gehe. Und dann waren am Morgen noch vielleicht 50 andere vor mir. Oft bin ich dann zu spät gekommen. Wenn man über die Grenze fährt, dann stehen da zwei oder drei Polizisten. Ich wurde immer ganz zittrig an den Händen, wenn ich denen die Papiere gezeigt habe.

Wie erlebt Ihr das Homeschool­ing?

Ramona: Viele Lehrer habe ich in der Schule nur mit Maske kennengele­rnt. Ohne Maske kommen die mir jetzt viel älter vor.

Mia: Meine Noten sind schlechter geworden. Ich kann mich hier zu Hause einfach nicht konzentrie­ren beim Lernen. Für mich ist das schwer.

Alessandro: Es ist halt schwierig mitzuschre­iben. Und wenn die Internetve­rbindung abbricht, dann kommt man gar nicht mehr hinterher. Leni: Ich kann mich zu Hause auch nicht so gut konzentrie­ren. Ramona: Ich habe einen kleinen Bruder, und wenn der runterkomm­t und ich gerade in einem Chat bin, nervt das schon.

Habt Ihr das Gefühl, Eure Eltern haben sich im vergangene­n Jahr verändert?

Alessandro: Meine Mutter arbeitet Teilzeit. Sie wurde während Corona rausgeschm­issen und hat jetzt einen neuen Job. Aber sie wollte den Job eigentlich auch gar nicht mehr, weil der neue Job jetzt viel entspannte­r ist.

Wie informiert Ihr Euch über die Corona-Pandemie? Schaut Ihr mehr Nachrichte­n als früher? Alessandro: Ich bekomme nur manchmal was von Facebook mit. Ein paar Corona-Informatio­nen. Zahlen zu den Toten oder wie man sich am besten verhalten soll. Ramona: Mein Papa schaut jeden Abend die Tagesschau und da schaue ich manchmal mit. Und meine Mama ist Amerikaner­in und über die Verwandten in den USA haben wir dann auch viel über Trump und so mitbekomme­n. Und wir haben das Video geschaut, wo Trump aus dem Weißen Haus raus ist – und da haben wir uns alle gefreut.

Mia: Meine Mutter und Oma schicken es immer in unsere WhatsAppGr­uppe, wenn sich wieder etwas ändert. Wer mir aber am meisten

Nachrichte­n schickt, ist unsere Schulleite­rin. Die sagt mir immer, was es Neues gibt zur Grenzsitua­tion.

Bist Du die Einzige in Eurer Klasse, die in Österreich wohnt?

Mia: Ja.

Also lieber jetzt durchziehe­n, um dann wenigstens die Chance auf einen normalen Sommer zu haben?

Leni: Ja genau. Es war in der Schule immer so anstrengen­d mit der Maske. Und auch sonst, wenn alle Maske tragen. Man muss schon manchmal zweimal hinschauen, um zu erkennen, wer denn da steht. Lara: Ich möchte schon, dass die Schule wieder aufmacht. Aber es war sehr unangenehm mit der Maske. Manchmal geht einem die Luft weg. Wir mussten sie auch beim Sport tragen und da konnte ich nicht so richtig Luft holen.

Mia: Ich finde die Politiker sollten jetzt endlich mal sagen, wann der Lockdown zu Ende ist und das nicht immer wieder aufschiebe­n. Ich mach mir immer so Hoffnungen, dass wir endlich wieder in die Schule können und ordentlich lernen und wieder shoppen gehen oder so.

Alle Kinder lachen.

Was ist das Erste, das Ihr nach Corona machen wollt?

Ramona: Meinen Geburtstag nachfeiern und eine richtige große Party schmeißen. Ich will eine Übernachtu­ngsparty machen und mit allen etwas backen oder baden gehen. Alessandro: Ich freue mich auf jeden Fall drauf, einige Geburtstag­e nachzufeie­rn, also auch die von Freunden. Ich will auch wieder zum Gitarrenun­terricht und endlich wieder alle treffen.

Lara: Ich würde mich freuen, wenn ich endlich wieder meine Freunde treffen und meine Sportarten machen kann. Mir fehlt das sehr.

Mia: Ich freue mich, wenn ich wieder Training habe. Ich bin in Lindau bei der Wasserwach­t. Ich merk jetzt schon, dass ich keine Ausdauer mehr habe. Wenn ich die Treppen bei uns in der Tiefgarage hochlaufe, bin ich schon direkt fertig.

Leni: Ich freue mich darauf, meinen Geburtstag mit meinen Freunden zu feiern. Und auch darauf, dass ich mal wieder zu meiner Uroma gehen kann. Und zwar ohne Angst zu haben, dass was passiert.

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FOTO: PRIVAT Die zwölfjähri­ge Ramona Gietl geht aufs Lindauer Bodensee-Gymnasium.

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