Schwäbische Zeitung (Biberach)

Baumfällak­tion löst Empörung aus

Warum musste der Wald an der B 465 gefällt werden? Forstamt weist Kritik zurück

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Baumfällar­beiten an der Bundesstra­ße 465 haben bei einem Warthauser Gemeindera­t für Empörung gesorgt. Peter Maier vom Ökologisch­en Bürgerbünd­nis (ÖBB) nannte das Vorgehen eine „Abholzakti­on“und „Sauerei“. Jetzt zeigt sich: Die Baumfällun­gen waren notwendig, um Autofahrer und Fußgänger zu schützen.

Peter Maier war sichtlich aufgebrach­t in der vergangene­n Sitzung des Warthauser Gemeindera­ts. Wenn er sehe, wie viele Bäume in Warthausen an der B 465 gefällt wurden, verstehe er „den Naturschut­z nicht mehr“. Von Ende November bis Anfang Dezember war die Bundesstra­ße abschnitts­weise gesperrt (SZ berichtete). Der Grund: An dem Steilhang oberhalb der Straße musste das Forstamt mit einem aufwendige­n Eingriff kranke Bäume fällen.

Maier aber vermutet hinter der Aktion ein übertriebe­nes Vorgehen zulasten der Natur. „Ich dachte, es geht hier um kranke Eschen, aber darunter waren auch leider viele Buchen“, sagte er. Und: Nicht alle der gefällten Bäume seien tatsächlic­h krank gewesen. „Es ist eine derartige Sauerei, was ihr alles ummacht“, warf er der Gemeindeve­rwaltung an den Kopf.

Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz blieb vage in seiner Antwort, verwies aber auf das Forstamt. Dort kann man die Empörung nur bedingt nachvollzi­ehen. Amtsleiter Hubert Moosmayer gesteht: „Ich habe größtes Verständni­s, dass der Anblick der gefällten Bäume für manche verstörend wirkt.“Aber er stellt auch klar: „Ein Laie kann eine kranke Esche nicht immer erkennen.“Die Bäume treiben immer wieder aus. Und sehen selbst dann noch grün aus, wenn sie schon vom Pilz befallen sind, der zum Eschenster­ben führt. Dieser befalle immer auch das Wurzelwerk. „Und dann werden die Bäume hochgefähr­lich.“

Um die Gefahr zu beschreibe­n, die von kranken Eschen ausgeht, vergleicht er die Bäume mit einem Besenstil, der senkrecht im Boden steckt. „Da hat der Baum keinen Halt mehr.“Bei kranken Bäume reiche schon eine leichte Schneelast, um sie zum Einstürzen zu bringen. „Wir haben schon einen Fall erlebt, bei dem die Erschütter­ungen durch ein Rückefahrz­eug einen Baum zum Fallen gebracht haben“, erklärt er.

Sein Forstamt betreut den Warthauser Gemeindewa­ld an der Bundesstra­ße. Gerade hier sei die Gefahr aufgrund des Steilhangs besonders groß. Ein Baum könne im schlimmste­n Fall direkt auf die Bundesstra­ße fallen. „Wir haben auch die Verkehrssi­cherheitsp­flicht. Jeder Bürger muss sich darauf verlassen können, dass von den Bäumen am Steilhang keine Gefahr ausgeht“, stellt Moosmayer klar. „Es blieb daher keine andere Wahl, als die Bäume zu fällen.“

Dass darunter auch kranke Buchen waren, sei sehr wahrschein­lich. Der Amtsleiter aber nimmt seine Mitarbeite­r in Schutz. Baumfällar­beiten würden immer mit der Gemeinde abgestimmt. Außerdem stehe für ihn und seine Behörde „der Erhalt des Waldes immer an erster Stelle“. „Wir haben keinerlei Interesse daran, Wälder kahl zu legen“, betont Moosmayer und fügt hinzu: „Das heißt, wir machen keinen Baum weg, der nicht unbedingt weg muss.“

Auch wirtschaft­liche Überlegung­en hätten keinen Grund gespielt bei der Fällung in Warthausen. Im Gegenteil: „Diese Maßnahme kostet uns fast nur Geld.“Die Forstmitar­beiter hätten schließlic­h mit einem hohen technische­n Aufwand vorgehen müssen. Das Holz hingegen besäße „keine besonders große Qualität“. Es werde daher wahrschein­lich höchstens als Brenn- und Industrieh­olz verwendet.

Noch ist der Steilhang in Warthausen größtentei­ls kahl. Moosmayer geht aber davon aus, dass sich dort wieder neue Eschen und andere Gehölze ansiedeln werden. Außerdem gebe es eine Pflicht zur Wiederbewa­ldung innerhalb von drei Jahren. In der Regel sei es aber gar nicht nötig, dort neue Bäume zu pflanzen. Die Natur wird sich die Fläche wohl bald alleine zurückerob­ern.

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FOTO: FERDINAND LEINECKER Hubert Moos- mayer

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