Schwäbische Zeitung (Biberach)
Baumfällaktion löst Empörung aus
Warum musste der Wald an der B 465 gefällt werden? Forstamt weist Kritik zurück
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WARTHAUSEN - Baumfällarbeiten an der Bundesstraße 465 haben bei einem Warthauser Gemeinderat für Empörung gesorgt. Peter Maier vom Ökologischen Bürgerbündnis (ÖBB) nannte das Vorgehen eine „Abholzaktion“und „Sauerei“. Jetzt zeigt sich: Die Baumfällungen waren notwendig, um Autofahrer und Fußgänger zu schützen.
Peter Maier war sichtlich aufgebracht in der vergangenen Sitzung des Warthauser Gemeinderats. Wenn er sehe, wie viele Bäume in Warthausen an der B 465 gefällt wurden, verstehe er „den Naturschutz nicht mehr“. Von Ende November bis Anfang Dezember war die Bundesstraße abschnittsweise gesperrt (SZ berichtete). Der Grund: An dem Steilhang oberhalb der Straße musste das Forstamt mit einem aufwendigen Eingriff kranke Bäume fällen.
Maier aber vermutet hinter der Aktion ein übertriebenes Vorgehen zulasten der Natur. „Ich dachte, es geht hier um kranke Eschen, aber darunter waren auch leider viele Buchen“, sagte er. Und: Nicht alle der gefällten Bäume seien tatsächlich krank gewesen. „Es ist eine derartige Sauerei, was ihr alles ummacht“, warf er der Gemeindeverwaltung an den Kopf.
Bürgermeister Wolfgang Jautz blieb vage in seiner Antwort, verwies aber auf das Forstamt. Dort kann man die Empörung nur bedingt nachvollziehen. Amtsleiter Hubert Moosmayer gesteht: „Ich habe größtes Verständnis, dass der Anblick der gefällten Bäume für manche verstörend wirkt.“Aber er stellt auch klar: „Ein Laie kann eine kranke Esche nicht immer erkennen.“Die Bäume treiben immer wieder aus. Und sehen selbst dann noch grün aus, wenn sie schon vom Pilz befallen sind, der zum Eschensterben führt. Dieser befalle immer auch das Wurzelwerk. „Und dann werden die Bäume hochgefährlich.“
Um die Gefahr zu beschreiben, die von kranken Eschen ausgeht, vergleicht er die Bäume mit einem Besenstil, der senkrecht im Boden steckt. „Da hat der Baum keinen Halt mehr.“Bei kranken Bäume reiche schon eine leichte Schneelast, um sie zum Einstürzen zu bringen. „Wir haben schon einen Fall erlebt, bei dem die Erschütterungen durch ein Rückefahrzeug einen Baum zum Fallen gebracht haben“, erklärt er.
Sein Forstamt betreut den Warthauser Gemeindewald an der Bundesstraße. Gerade hier sei die Gefahr aufgrund des Steilhangs besonders groß. Ein Baum könne im schlimmsten Fall direkt auf die Bundesstraße fallen. „Wir haben auch die Verkehrssicherheitspflicht. Jeder Bürger muss sich darauf verlassen können, dass von den Bäumen am Steilhang keine Gefahr ausgeht“, stellt Moosmayer klar. „Es blieb daher keine andere Wahl, als die Bäume zu fällen.“
Dass darunter auch kranke Buchen waren, sei sehr wahrscheinlich. Der Amtsleiter aber nimmt seine Mitarbeiter in Schutz. Baumfällarbeiten würden immer mit der Gemeinde abgestimmt. Außerdem stehe für ihn und seine Behörde „der Erhalt des Waldes immer an erster Stelle“. „Wir haben keinerlei Interesse daran, Wälder kahl zu legen“, betont Moosmayer und fügt hinzu: „Das heißt, wir machen keinen Baum weg, der nicht unbedingt weg muss.“
Auch wirtschaftliche Überlegungen hätten keinen Grund gespielt bei der Fällung in Warthausen. Im Gegenteil: „Diese Maßnahme kostet uns fast nur Geld.“Die Forstmitarbeiter hätten schließlich mit einem hohen technischen Aufwand vorgehen müssen. Das Holz hingegen besäße „keine besonders große Qualität“. Es werde daher wahrscheinlich höchstens als Brenn- und Industrieholz verwendet.
Noch ist der Steilhang in Warthausen größtenteils kahl. Moosmayer geht aber davon aus, dass sich dort wieder neue Eschen und andere Gehölze ansiedeln werden. Außerdem gebe es eine Pflicht zur Wiederbewaldung innerhalb von drei Jahren. In der Regel sei es aber gar nicht nötig, dort neue Bäume zu pflanzen. Die Natur wird sich die Fläche wohl bald alleine zurückerobern.