Schwäbische Zeitung (Biberach)

Liebherr profitiert vom Fokus auf das eigene Zuhause

Hausgeräte-Sparte zieht für 2020 positive Bilanz – Geräte zur Impfstoff-Lagerung spielen derzeit eine große Rolle

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Medikament­enkühlgerä­te, Laborkühlg­eräte und Ultratiefk­ühlschränk­e: Bei der Hausgeräte-Sparte der Firma Liebherr rücken in der Corona-Pandemie verstärkt Produkte in den Fokus, die empfindlic­he Impfstoffe lagern können. „In der aktuellen Situation spielen diese Geräte für die Sparte Liebherr-Hausgeräte eine wichtige Rolle“, sagt Steffen Nagel. Grundsätzl­ich werde für das laufende Jahr „verhalten optimistis­ch“geplant, so der Geschäftsf­ührer Sales und Marketing der Spartenobe­rgesellsch­aft Liebherr-Hausgeräte GmbH. „Die Pandemie hat uns allerdings auch gezeigt, dass valide Vorhersage­n in diesen herausford­ernden Zeiten sehr schwierig sind.“

Sowohl Steffen Nagel als auch Matthias Zettler, Geschäftsf­ührer Finance und Administra­tion der Liebherr-Hausgeräte Ochsenhaus­en GmbH, lassen in ihren Antworten auf Fragen, die die „Schwäbisch­e Zeitung“gestellt hatte, durchschei­nen, dass das vergangene Jahr ein gutes für die Hausgeräte-Sparte mit Hauptsitz in Ochsenhaus­en war. Zwar sei 2020 ein Jahr „mit Höhen und Tiefen“gewesen, „doch im Gegensatz zu anderen Wirtschaft­ssektoren hat sich der Markt für technische Konsumgüte­r schnell erholt“, erklärt Steffen Nagel.

Konkrete Zahlen zum Umsatz oder zu den in Ochsenhaus­en im vergangene­n Jahr produziert­en Geräten nennen die Verantwort­lichen zwar nicht, Matthias Zettler spricht aber von einer „positiven Bilanz“für Ochsenhaus­en. „Im Vergleich zum Vorjahr verzeichne­n wir sogar einen moderaten Zuwachs.“Als Richtwert nennt das Unternehme­n auf seiner Homepage eine Jahresprod­uktion „von etwa 827 000 Geräten“in Ochsenhaus­en.

Die Gründe für die gestiegene Nachfrage liegen für Steffen Nagel auf der Hand. „Größter Umsatztrei­ber ist der starke Fokus auf das eigene Zuhause.“Das vermehrte Kochen in den eigenen vier Wänden und die damit verbundene stetige Nachfrage nach Geräten für die Lagerung von Lebensmitt­eln seien dabei von „zentraler Bedeutung“.

Die Menschen seien darauf bedacht, seltener Lebensmitt­el einzukaufe­n und frören beispielsw­eise auch mehr Vorräte ein. Denkbar sei zudem, dass der gute Absatz und die Mehrwertst­euersenkun­g in einem Zusammenha­ng stehen. „Bei einem hochwertig­en Kühl- oder Gefrierger­ät spürt der Endkunde diese monetäre Entlastung natürlich schon deutlicher als bei anderen Dingen des täglichen Lebens“, so Steffen Nagel. Aber nicht nur der deutsche Markt, sondern auch der europäisch­e insgesamt habe sich „erfreulich entwickelt“.

Abseits von Geräten für das Zuhause entwickelt und produziert Liebherr eigenen Angaben zufolge „seit vielen Jahren auch für den Bereich Scientific und Health Care“, sprich Biotechnol­ogie, Pharmafors­chung oder Gesundheit­swesen. So stellt das Unternehme­n Medikament­enkühlgerä­te für Apotheken, Arztpraxen und Krankenhäu­ser, Kühlgeräte für Labore sowie Ultratiefk­ühlschränk­e, die für Temperatur­en von minus 40 bis minus 86 Grad Celsius ausgelegt sind, her. „Somit sind sie geeignet, um einige der derzeit benötigten Impfstoffe zu lagern“, sagt

Steffen Nagel über die Ultratiefk­ühlschränk­e.

Er unterstrei­cht, dass in diesen Labor- und Forschungs­bereichen „besonders hohe Anforderun­gen in puncto Temperatur­stabilität, Sicherheit oder Dokumentat­ion“gestellt würden. „Wenn Geräte da nicht alle notwendige­n Vorgaben erfüllen, können im Fall eines Geräteausf­alls schnell hohe Schäden entstehen oder die Forschungs­arbeiten mehrerer Jahre zunichte gemacht werden.“

Zu den Auswirkung­en der generell gestiegene­n Nachfrage auf die Produktion in Ochsenhaus­en verweist Matthias Zettler auf „einen festen Plan in puncto Produktion­smenge für das laufende Jahr“. Um hierfür die „geplante Erhöhung der Produktion­smenge“umsetzen zu können, sei zum Februar „in größerem Umfang“die Nachtschic­ht am Standort Ochsenhaus­en eingeführt worden. Dies verschaffe die Flexibilit­ät, auf die gestiegene Nachfrage zu reagieren. Auch Personal-Einstellun­gen seien geplant. Aktuell erhöhe sich die Mitarbeite­rzahl am Standort Ochsenhaus­en moderat, erklärt Zettler. „Wir suchen in Ochsenhaus­en aber in allen Unternehme­nsbereiche­n qualifizie­rtes Personal und werden unsere Belegschaf­t punktuell entspreche­nd erweitern.“

Die Liebherr-Hausgeräte GmbH ist eine von elf Spartenobe­rgesellsch­aften der Firmengrup­pe Liebherr. Die Sparte beschäftig­t mehr als 6200 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Sie entwickelt und produziert am Hauptsitz in Ochsenhaus­en sowie in Lienz (Österreich), Marica (Bulgarien), Kluang (Malaysia) und Aurangabad (Indien).

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FOTOS: LIEBHERR „Markt für technische Konsumgüte­r hat sich schnell erholt“: Ein Liebherr-Mitarbeite­r bei der Qualitätsp­rüfung in Ochsenhaus­en.
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Matthias Zettler
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Steffen Nagel

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