Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alb-Donau-Kreis startet kommunales Projekt für besseren Mobilfunk
Netzausbau mit dem Unternehmen Netze BW und den Gemeinden soll schneller vorangetrieben werden
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ALB-DONAU-KREIS - Der Alb-Donau-Kreis möchte den Mobilfunkausbau mit dem Unternehmen Netze BW und den Gemeinden schneller vorantreiben. Zusammen möchten die Kooperationspartner als eine Art Dienstleister für die großen Mobilfunkanbieter fungieren, die bei den 5G-Auktionen den Zuschlag für die Lizenzen und den Auftrag für den Netzausbau in Deutschland bekommen haben. Das Projekt soll im Landkreis Standorte für den Ausbau bestimmen und zur Verfügung stellen. Die Region soll damit nach dem kommunalen Glasfaserausbau und zahlreichen Digitalisierungsprojekten nicht nur für Anbieter attraktiver werden, sondern auch für Unternehmen und Bürger.
Einfach formuliert, geht es bei dem bisher einzigartigen Projekt „Integrierte Kommunale Mobilfunkplanung im Alb-Donau-Kreis“darum, bis Ende des zweiten Quartals dieses Jahres einen Plan zu entwickeln, der die weißen und grauen Flecken des Mobilfunknetzes im Landkreis schnellstmöglich verschwinden lassen
TRAUERANZEIGEN soll. Dazu erfassen die Kooperationspartner Funklöcher und schlecht versorgte Bereiche – sowohl was das Telefonnetz als auch die mobile Datenversorgung angeht – suchen mögliche kommunale und private Standorte für neue Funktürme beziehungsweise Strukturen für Funkantennen (Gebäude, Bauwerke und andere) und präsentieren das Gesamtpaket den Mobilfunkanbietern. „Das Kommunikationsverhalten und der Bedarf an mobilen Daten hat sich in den vergangenen Jahren im Geschäftlichen und auch im Privaten deutlich verändert. Digitale Kommunikation funktioniert aber nur dann, wenn alle teilnehmen können“, erklärt Landrat Heiner Scheffold und verweist auf das Internet der Dinge oder autonomes Fahren. Nachdem der Landkreis den Glasfaserausbau vorangebracht hat, sei der logische nächste Schritt, die Versorgung mit mobilen Daten voranzubringen. Dazu müsse aber das Netz ausgebaut werden. Aktuell werden neue Standorte von den Mobilfunkanbietern selbst ermittelt. Das führt zu zahllosen Einzelabfragen in den Gemeinden. Ein System, das umständlich, arbeitsintensiv und vor allem langwierig ist, weiß auch Netze BW-Geschäftsführer Steffen Ringwald. Ringwald sagt: „Ein Komplettpaket nimmt den Mobilfunkunternehmen diese Arbeit ab und macht die Region interessant für den Ausbau, weil sie großflächig planen können und dadurch Geld sparen.“
Landrat Scheffold sieht in dem Projekt neben der Zeitersparnis auch noch einen weiteren wichtigen Grund. Die Projektpartner wollen damit einem Wildwuchs von Funkmasten zuvorkommen. Zwar würden die großen Anbieter bereits in manchen Bereichen zusammenarbeiten und sich Masten teilen, doch sei es nicht für jeden überall gleich lukrativ, das Netz auszubauen. „Dem wollen wir entgegenwirken und damit den Bürgern des Alb-Donau-Kreises überall mobil das beste Netz anbieten.“Scheffold hofft, dass die Beteiligung der Gemeinden bei der Standortsuche gleichzeitig auch zu einer größeren Akzeptanz von neuen Funkmasten in der Bevölkerung führt. Besonders, weil auch bestehende Strukturen wie beispielsweise Stromtrassen genutzt werden sollen. „Ich habe bei Weitem mehr Anfragen und Beschwerden auf dem Tisch, die zu wenig Netzabdeckung thematisieren, als solche, die sich über Funktürme beschweren“, sagt Heiner Scheffold.
Finanzielle Anreize für die Mobilfunkanbieter sollen zudem entstehen, weil sich der Kreis durch die Änderung der bundesweiten Förderrichtlinie für den Mobilfunkausbau, diese soll im April beschlossen werden, Fördergelder vom Staat verspricht, der laut Gesetzgebung eigentlich den Netzausbau vorantreiben müsste. So würde die Netze BW nach Bestätigung des Bedarfs oder Erhalt eines eventuellen Förderbescheids auch gleich neue Standorte errichten. So müssten die Anbieter nur noch ihre Antennen anbringen und in Betrieb nehmen. Das spart diesen nicht nur Investitionen, sondern ermögliche auch eine leichtere Planung. „Wir sind zudem mit der vom Bund Anfang des Jahres gegründeten Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft
in engem Austausch. Diese unterstützt beispielsweise bei Genehmigungsverfahren“, erklärt NetzeBW-Manager Christian Bolz. Mobilfunkanbieter zeigten sich bereits jetzt an dem Projekt mehr als interessiert.
Da es das erste Projekt seiner Art ist, stünde bisher nur das ambitionierte Ziel fest, den bereits erwähnten „Masterplan“für den Alb-Donau-Kreis bis Ende Juni 2021 zu entwickeln und damit dann mit einem umfassenden Portfolio an die Mobilfunkanbieter heranzutreten. Wie schnell sich dann ein etwaiger Endausbau entwickelt und bis wann alle Lücken im Netz geschlossen sind, „sei bisher aber noch reine Kaffeesatzleserei“, gibt auch Ringwald zu. Dennoch sind die Erwartungen bei allen Beteiligten hoch. Mit dem Projekt würden im Wettbewerb der Regionen klare Anreize für den Kreis geschaffen. „Im Endeffekt machen wir damit natürlich Werbung für die Region bei den Providern und hoffen, dass es ihr Interesse weckt und sie in Sachen Mobilfunkausbau eher zu uns kommen als in andere Gegenden“, so Scheffold.