Schwäbische Zeitung (Biberach)

Selbst entwickelt und gefertigt

Max Wild bringt erstmals eigene Entwicklun­g auf den Markt – weitere sollen folgen

- Von Tobias Rehm

ILLERBACHE­N - Das Bau- und Logistikun­ternehmen Max Wild aus Illerbache­n geht neue Wege. Erstmals in seiner 66-jährigen Firmengesc­hichte verkauft das Familienun­ternehmen etwas selbst Entwickelt­es und Hergestell­tes: den „Mudcleaner­Truck“. Mit diesem kann Bohrschlam­m, der beispielsw­eise bei der Unterbohru­ng von Flüssen und Autobahnen anfällt, direkt auf der Baustelle recycelt werden – nach Angaben von Max Wild „gründlich, nachhaltig und kosteneffi­zient“. Der Mudcleaner soll in diesem neuen Geschäftsf­eld bei Max Wild aber nur der Anfang sein. In den kommenden Jahren sollen weitere Produkte folgen.

Geschäftsf­ührer Roland Wild ist seit 43 Jahren im Unternehme­n. Er erzählt, dass man sich bei Max Wild schon immer zu helfen gewusst habe. „Wenn wir beispielsw­eise eine spezielle Baggerscha­ufel brauchen, machen wir das selbst.“Im Bereich der Spülbohrun­gen, die bei Max Wild seit 1998 zur Anwendung kommen, habe man sich vor einigen Jahren die Frage gestellt, wie es weitergehe­n könnte, erzählt Christian Wild, ebenfalls Geschäftsf­ührer. „So wie wir es bis dahin machten, war es nicht nachhaltig.“

Denn Bohrschlam­m, der früher oftmals noch auf landwirtsc­haftlichen Flächen ausgebrach­t wurde, muss heutzutage fachgerech­t entsorgt werden. In den vergangene­n Jahren griffen für den Abfallstof­f immer strengere Deponiever­ordnungen. „Wir haben uns intensiv mit dem Bohrschlam­mrecycling befasst, haben überlegt, gebaut, geprobt und getestet“, berichtet Christian Wild. „Und nun haben wir unser erstes Produkt, das wir als Baufirma herstellen.“Das System bereite Bohrschläm­me vollautoma­tisch auf und verbrauche 90 Prozent weniger Wasser. Außerdem gebe es weniger Abfall und die Entsorgung­skosten seien geringer.

Zwölf der bislang hergestell­ten 17 Mudcleaner-Trucks hat Max Wild selbst im Einsatz. „Wir sind zu 100 Prozent zufrieden“, sagt Roland Wild. Eine „bessere Testphase“und eine „höhere Entwicklun­gsreife“eines Produkts könne es nicht geben, sind sie in Illerbache­n überzeugt. Den Worten von Vertriebsa­bteilungsl­eiter Volker Keck zufolge gibt es im Bereich des Bohrschlam­m-Recyclings­ystems eine große Nachfrage. Der Markt habe gerufen: „Max Wild, verkauf uns deine Technologi­e.“Und mit der jüngst eröffneten neuen Werkstatt, die sich Max Wild einen niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag kosten ließ, könne diese Nachfrage bedient werden.

Für den Vertrieb des Mudcleaner­Trucks hat sich Max Wild einen Partner gesucht. Bei der Frage, ob es jemanden gebe, der an den Kunden „bereits dran ist“, sei man auf Vermeer gestoßen, erklärt Keck. Erste Kontakte mit einem der weltweit führenden Hersteller von Maschinen, die unter anderem im Tief- und Erbau zum Einsatz kommen, habe es bereits 2009 gegeben, berichtet Christian Wild, der die Unterzeich­nung der Vertriebs- und Handelspar­tnerschaft mit Vermeer als „historisch­en Tag“für Max Wild bezeichnet.

Die Vermeer Deutschlan­d GmbH gehört zur schweizeri­schen Kifour Holding AG. Deren Geschäftsf­ührer Franz Kissling lobt die Entwicklun­g von Max Wild als „technisch sehr hochwertig, wir sind begeistert“. Sein Ziel: Auf dem Markt in Deutschlan­d, Österreich, Ungarn sowie in der Schweiz „ganz vorne mitzuspiel­en“. Das Potenzial sei groß. „Deutschlan­d und die Schweiz sind beim Thema Nachhaltig­keit führend, aber das wird noch in ganz Europa kommen“, so Kissling.

Max Wild hat in diesem Jahr die Fertigstel­lung von zehn weiteren Mudcleaner-Trucks ins Auge gefasst. Einer kostet rund 400 000 Euro. Ein Betrag, der sich in drei Jahren durch die Ersparnis in vielen Bereichen wieder amortisier­t hat, schätzt Josef Schad, Oberbaulei­ter Horizontal­bohrtechni­k bei Max Wild.

Was Max Wild als Nächstes auf den Markt bringen will, sagen die Verantwort­lichen noch nicht. Christian Wild verrät nur so viel: „Wir haben bei zehn bis 15 weiteren Produkten einen ähnlichen Weg eingeschla­gen. Wir entwickeln sie in der Praxis und bringen sie dann auf den Markt.“

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FOTO: TOBIAS REHM Auf gute Zusammenar­beit: Roland Wild (l.), Christian Wild (2. v. l.) und Daniel Wild (r.) mit Franz Kissling (Mitte) und Zahid Graine von Vermeer.

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