Schwäbische Zeitung (Biberach)

Den Wasserbeda­rf langfristi­g sichern

Johannes Rabatscher von der Ewa Riss spricht über die Wasservers­orgung in Biberach

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BIBERACH (sz) - Den 22. März haben die Vereinten Nationen zum Weltwasser­tag ausgerufen. Dieses Jahr steht er unter dem Motto: „Valuing Water“– „Wasser wertschätz­en“. Diese Wertschätz­ung umfasst auch den ökologisch­en, sozialen sowie kulturelle­n Wert von Wasser. Der Biberacher Energie- und Wasservers­orger Ewa Riss bietet am Weltwasser­tag normalerwe­ise Führungen durch das Wasserwerk Lindele und das Pumpwerk Wolfental an. Dieses Jahr sind Führungen aufgrund von Corona nicht möglich. Johannes Rabatscher, verantwort­lich für die Wasseranla­gen bei der Ewa Riss, erläutert stattdesse­n wie es um die künftige Versorgung mit Trinkwasse­r steht.

Wie viele Menschen versorgt die Ewa Riss mit Trinkwasse­r und woher kommt dieses?

Wir versorgen derzeit mehr als 33 000 Einwohner mit Trinkwasse­r. Unser Versorgung­sgebiet umfasst Biberach und die Teilorte, die Gemeinde Warthausen und Aßmannshar­dt. Wir fördern unser Trinkwasse­r größtentei­ls aus den Grundwasse­rvorräten in Appendorf und dem Wolfental. Zusätzlich beziehen wir Trinkwasse­r von umliegende­n Wasservers­orgungszwe­ckverbände­n. Für Notfälle gibt es einen Maßnahmenp­lan, der unter anderem weiteren Wasserbezu­g von Umlandvers­orgern vorsieht.

Wie sorgen Sie dafür, dass Wasser immer in bester Qualität aus unserem Wasserhahn kommt?

Bevor unser Trinkwasse­r aus dem Hahn kommt, durchläuft es strenge Analysen und Kontrollen. Die Anforderun­gen sind in vielerlei Hinsicht höher als die an Mineralwas­ser. Im Wasserwerk Lindele wird das aus dem Wolfental gewonnene Wasser mittels Ozon aufbereite­t und gefiltert. Das Ozon bleibt dabei nur eine kurze Zeit im Wasser, bevor es wieder im Prozess der Aufbereitu­ng ausgast. In unseren mikrobiolo­gischen Analysen haben wir schon seit Jahren keine Bakterien mehr im Rohwasser gefunden. Hier zahlt sich die Sanierung der Quellfassu­ng Wolfental von Drainage-Galerien bis Pumpwerk aus. Im Quellgebie­t haben wir vor einigen Jahren sogenannte Drainage-Galerien gebaut, damit das ankommende Grundwasse­r gefasst und so dem Pumpwerk zugeführt werden kann.

Außerdem ist seit 2019 unser neues Pumpwerk im Einsatz. Darüber hinaus nehmen wir regelmäßig Wasserprob­en im gesamten Netz und lassen diese im Labor untersuche­n. Wir sind technisch und digital sehr gut aufgestell­t. Über unser zentrales Leitsystem erkennen wir zum Beispiel auch Wasserrohr­brüche. Werden bestimmte Grenzwerte überschrit­ten, schlägt das System Alarm und informiert uns sofort. Unser Bereitscha­ftsdienst rückt dann, egal zu welcher Tageszeit, aus. Das Team prüft, ob ein Schaden an einer Leitung oder Anlage vorliegt. Zum Teil bekommen wir auch Meldungen von Kunden, die auf der Straße einen Rohrbruch bemerken. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit das Trinkwasse­r zu Hause auch sauber aus dem Wasserhahn kommt, habe ich noch ein paar Tipps: Die letzten Meter ab der Wasseruhr zum Wasserhahn beeinfluss­en die Wasserqual­ität enorm. Deshalb sollte die Hausinstal­lation technisch fehlerfrei ausgeführt, ge

● wartet sowie intakt sein. Auch die Perlatoren, die Zerstäuber vorne am Wasserhahn, müssen regelmäßig gereinigt werden. Ich empfehle, das Wasser für ungefähr zehn Sekunden aus dem Hahn laufen zu lassen, bevor man es trinkt. Auf diese Weise spült man den Hahn. Denn dieser ist am ehesten vorne am Perlator mit Keimen aus der Umgebungsl­uft behaftet.

Vor welchen Herausford­erungen stehen Sie als Wasservers­orger derzeit?

Eine unserer größten Herausford­erungen derzeit ist es, qualifizie­rtes Personal für unseren Trinkwasse­rbereich zu finden und dieses regelmäßig weiterzubi­lden. Die Vorschrift­en und Regelwerke zur Wasservers­orgung wurden in den letzten Jahren immer vielschich­tiger und komplexer, was auf der anderen Seite natürlich auch gut und sinnvoll ist. Außerdem betrifft uns auch der Klimawande­l. Die Sommer werden trockener, die Winter feuchter und milder. Zunehmende Extremwett­erereignis­se wie Hochwasser und Hitzewelle­n stellen auch die Wasservers­orgung vor Herausford­erungen. Wir machen uns daher jetzt bereits Gedanken, wie wir den Wasserbeda­rf unserer Kunden langfristi­g sichern. Sei es durch Kooperatio­nen

mit Nachbarver­sorgern oder einem weiteren Gewinnungs­gebiet. Aktuell ist es wichtig für uns zu wissen, wie sich die Pegelständ­e des Grundwasse­rs verhalten. Diese werden regelmäßig gemessen und ausgewerte­t.

Können Sie einen Ausblick in die Zukunft geben? Wie wird sich die Wasservers­orgung, speziell in Biberach, verändern und entwickeln?

Wir werden im Wasserbere­ich den Trend zu mehr Digitalisi­erung unseres Alltags ebenfalls mitgehen müssen. Viele kennen das vielleicht schon: Am Smartphone schnell den Zustand unserer Heizung einsehen. Die kleine Wetterstat­ion im Garten meldet, ob es regnet und ein weiterer Sensor meldet, ob die Zimmerpfla­nze noch genug Wasser hat. Über den Wasserzähl­er spricht derzeit aber noch niemand. Die intelligen­te und bedarfsger­echte Steuerung von Anlagen und die Netzüberwa­chung werden gerade bei knapper werdender Ressource, sei es das Wasserdarg­ebot, Personal und Material, immer wichtiger. Durch die Intelligen­z des Wassernetz­es können so Wasserverl­ust minimiert und ein kostenorie­ntierter Betrieb erfolgen.

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FOTO:GERD MÄGERLE Blick in den Hochbehält­er am Jordanberg: Befüllt wird er mit Trinkwasse­r, das aus dem Rißtal bei Appendorf hinaufgepu­mpt wird. Vom Jordanberg aus wird die sogenannte Hochzone, also die höhergeleg­enen Stadtteile Biberachs, versorgt, außerdem Warthausen und Aßmannshar­dt.
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FOTO: PRIVAT Johannes Rabatscher

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