Schwäbische Zeitung (Biberach)

Koalitions­frage spaltet den Südwesten

Exklusive Umfrage zeigt leichten Trend zur Ampel – Vor allem Ältere für Grün-Schwarz

- Von Kara Ballarin und Jochen Schlosser

STUTTGART/RAVENSBURG - Winfried Kretschman­n hat die Wahl: Ampel oder Grün-Schwarz. An diesem Mittwoch setzt der Regierungs­chef Baden-Württember­gs die Sondierung­sgespräche mit den möglichen Koalitions­partnern fort. Den Anfang macht die FDP, am Donnerstag folgen vormittags die SPD und später der aktuelle Partner, die CDU. Die Grünen sind im einstigen Stammland der Christdemo­kraten erneut stärkste Partei – und die Bürger in der Koalitions­frage gespalten. In einer repräsenta­tiven Umfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit dem Online-Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey sprach sich eine knappe Mehrheit für die Ampel aus.

Bei der Frage „Welche Koalition würden Sie nach den Landtagswa­hlen in Baden-Württember­g bevorzugen: Grün-Schwarz oder eine Ampel aus Grünen, SPD und FDP?“sprachen sich 41,8 Prozent für das Dreierbünd­nis aus, 38,1 Prozent votierten für die bisherige grün-schwarze Koalition. 16,1 Prozent der Befragten wollten weder die eine noch die andere Koalition. Befragt wurden vom 15. März bis zum 23. März insgesamt 3562 Bürgerinne­n und Bürger.

Geschlecht­erspezifis­che Unterschie­de waren bei der Befragung kaum auszumache­n. Stärkere Abweichung­en zeigten sich bei der Betrachtun­g der unterschie­dlichen Altersgrup­pen. Je älter die befragten Personen waren, umso größer war auch die Zustimmung für GrünSchwar­z. Bei den 18- bis 29-Jährigen präferiere­n hingegen 50,0 Prozent

Welches Regierungs­bündnis würden Sie in Baden-Württember­g bevorzugen?

die Ampel, 25,8 Prozent sprachen sich für die Fortsetzun­g der aktuellen Koalition aus. Bei den über 65Jährigen ist die Einschätzu­ng komplett anders: 49,9 Prozent der Befragten wünschen sich Grün-Schwarz. Für die Ampel sprachen sich jedoch auch in dieser Bevölkerun­gsgruppe noch 38,8 Prozent aus.

Wenig verwunderl­ich ist, dass die SPD-Anhänger in der Breite auf die Ampelkoali­tion hoffen (80,9 Prozent). Etwas weniger ausgeprägt ist die Lust aufs Regieren erwartungs­gemäß bei den Anhängern der Liberalen. Dennoch plädierten 57,1 Prozent der FDP-Wähler für dieses Bündnis. Bei den Anhängern von Kretschman­ns Grünen sind es sogar 65,4 Prozent. Während dem Regierungs­chef selbst eine Präferenz für die CDU nachgesagt wird, votierten von den

Grünen-Wählern lediglich 29,3 Prozent für eine Neuauflage.

Die große Mehrheit der CDU-Anhänger in Baden-Württember­g kann übrigens mit der Vorstellun­g, dass die Union im Südwesten in die Opposition geht, wenig anfangen: 81,9 Prozent der potenziell­en CDU-Wähler sprachen sich in der Civey-Umfrage dafür aus, dass die Partei weiter Teil eines Kabinetts Kretschman­n bleibt. Lediglich 11,6 Prozent würden die Ampel vorziehen.

Egal, ob die CDU im Land am Ende weiter regieren darf oder nicht: Die Rufe nach einer Erneuerung der Südwest-Partei werden lauter. In einem offenen Brief an die Parteispit­ze fordert unter anderem Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp einen „echten Aufbruch“. Seine Partei müsse jünger, weiblicher und vielfältig­er werden. „Sollte uns der Mut zum Umdenken auch in der jetzigen Situation fehlen, dann haben wir – zu Recht – keine Zukunft“, heißt es in dem Debattenbe­itrag.

Hart und offen debattiert haben auch die CDU-Kreisvorsi­tzenden am Montagaben­d in einer vierstündi­gen Videokonfe­renz über die Zukunft der Christdemo­kraten in BadenWürtt­emberg. Einstimmig haben auch sie Landeschef Thomas Strobl den Auftrag gegeben, erneut eine grün-schwarze Koalition zu schmieden – wie eine Woche vorher bereits Landesvors­tand und Präsidium der CDU. Wie lange sich der nicht unumstritt­ene Strobl noch an der Parteispit­ze halten kann, ist aber ebenso offen wie die Frage, wer künftig die CDU-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag führen wird.

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Weiß nicht
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