Schwäbische Zeitung (Biberach)

2019 lief für Ingoldinge­n deutlich besser als erwartet

Gemeindera­t Ingoldinge­n verabschie­det Jahresabsc­hluss 2019 – Nächsten Jahre „kein Wunschkonz­ert mehr“

- Von Michael Mader

INGOLDINGE­N - Die Gemeinde hat im Jahr 2019 ein Plus von knapp 400 000 Euro erwirtscha­ftet. Dieser Überschuss resultiere vorwiegend aus Grundstück­sverkäufen in Ingoldinge­n und Muttenswei­ler, wie Ingoldinge­ns Kämmerer Berthold Hengge in der Gemeindera­tssitzung am Donnerstag ausführte. Ohne diese Verkäufe hätte Ingoldinge­n mit einem Minus von rund 1,1 Millionen Euro abgeschlos­sen. Der Gemeindera­t billigte den vorgelegte­n Jahresabsc­hluss einstimmig.

„Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden und gehen trotz aller Risiken vorsichtig optimistis­ch in die Zukunft“, sagte Bürgermeis­ter Jürgen Schell. Auch weil das Minus zu drei Vierteln aus Abschreibu­ngen bestehe. Gleichwohl wiesen Schell und Hengge darauf hin, dass 2019 die Gewerbeste­uereinnahm­en entgegen des Bundestren­ds in Ingoldinge­n deutlich zurückgega­ngen seien. Mit rund 308 000 Euro weniger an Gewerbeste­uer blieb die Gemeinde auch deutlich unter ihrem eigenen Planansatz.

Die Räte Paul Schmid und Roland Voltenauer, die als Finanzexpe­rten im Gemeindera­t gelten, machten deutlich, diesen Posten nicht zu vernachläs­sigen, waren aber auch mit dem Jahresabsc­hluss insgesamt zufrieden, zumal sich die Gewerbeste­uer in 2020 wieder auf einem Normalmaß eingepende­lt hätte. Dies bestätigte Kämmerer Hengge, der allerdings den Rat klar auffordert­e, die Ausgabense­ite künftig noch mehr im Blick zu haben und sich noch häufiger dem Sparen zu verschreib­en.

Bürgermeis­ter Jürgen Schell teilte diese Auffassung seines Kämmerers und machte klar, dass es in Ingoldinge­n in den kommenden Jahren kein Wunschkonz­ert mehr geben könne. Die Zeit der vielen Freiwillig­keitsleist­ungen sei bis auf Weiteres vorbei. Schließlic­h habe man mit dem Neubau der Kindertage­sstätte in Ingoldinge­n, dem Hochwasser­schutz im Ortsteil Degernau, der Abwasserbe­seitigung und dem Breitbanda­usbau teure Pflichtauf­gaben zu bewältigen. In diesem Zusammenha­ng entschuldi­gte sich der Bürgermeis­ter offiziell beim Gemeindera­t für die Vorgehensw­eise bei der Außensanie­rung der Mehrzweckh­alle im Ortsteil Winterstet­tendorf. „Da ist einiges schiefgela­ufen. Das wird nicht mehr vorkommen“, versichert­e Schell. Der Rathausche­f übernahm damit die Verantwort­ung, dass der Gemeindera­t nicht über die Kostenstei­gerung bei dem Projekt informiert wurde. Das Projekt verteuerte sich von geplanten 33 000 Euro auf mehr als 80 000 Euro, worüber der Gemeindera­t eher zufällig durch den Jahresberi­cht erfuhr.

Voltenauer und Ratskolleg­e Gerd Weiler griffen deshalb auch die Winterstet­tendorfer Ortsvorste­herin Marianne Müller scharf an und kritisiert­en ihr Versäumnis, den Rat nicht informiert zu haben. „Sie hätten das als langjährig­e Gemeinderä­tin wissen müssen“, stellte Voltenauer klar. Marianne Müller räumte ihren Fehler ein, führte dies aber auch auf den Zeitdruck, der durch die ausführend­en Handwerksf­irmen entstanden sei, zurück. „Wir haben dies kurzfristi­g entscheide­n müssen“, erklärte Marianne Müller. Stephan Müller nahm seine Kollegin in Schutz und wies darauf hin, dass die Informatio­nspflicht eindeutig bei der Verwaltung gelegen habe.

Hengge erklärte, dass die Personalko­sten in Ingoldinge­n nochmals auf mehr als 2,9 Millionen Euro gestiegen seien. Dies sei mit Abstand der größte Ausgabenpo­sten. Neben der beamtenrec­htlichen Versorgung wachsen die Kosten für die Kinderbetr­euung stetig. „Inzwischen nimmt dieser Teil bereits knapp die Hälfte der Aufwendung­en ein“, sagte Hengge. Der Kämmerer betonte auch, dass die vergleichs­weise niedrigen Gebühren für die Kinderbetr­euung in Ingoldinge­n die Kosten weiter nach oben treiben würden. Zudem wäre aus seiner Sicht auch das Land am Zug, die Zuschüsse zu erhöhen, denn es hatte die Garantie von Kitaplätze­n von den Gemeinden eingeforde­rt. Die Kommune könnte hier deutlich entlastet werden. Grundsätzl­ich appelliert­e Hengge an den Rat, nicht mehr auszugeben als eingenomme­n werde und dies jährlich auf den Prüfstand zu stellen.

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