Schwäbische Zeitung (Biberach)
Planung ist mehr als enttäuschend
Zu dem Artikel „Bürger können Pläne einsehen“in der SZ-Ausgabe vom 20. März erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Nun ist es also amtlich, mein persönlicher Alptraum wird wahr. Am Metzgergässle soll ein Edeka-Markt entstehen. Wie konnte das passieren? Liest man in der Vorlage zur Gemeinderatssitzung die Anforderungen an den Bebauungsplan, stößt man dort auf den Satz „Erhalt und Entwicklung der verbrauchernahen Versorgung“. Man braucht schon einen sehr speziellen Blickwinkel, um in Sichtweise eines Netto-Markts und 400 Meter vom Rewe-Markt entfernt eine Versorgungslücke zu entdecken. Auch der Nachsatz „insbesondere der in ihrer Mobilität eingeschränkten Bewohner„ wirkt mehr als absurd. Ein Laden in der geplanten Größe, insbesondere der Getränkemarkt, wird sicher nicht hauptsächlich mit dem Rollator aufgesucht. Auch der nächste Punkt „Vermeidung und Verringerung von Verkehr“ist mit einer solchen Bebauung selbstredend nicht zu erreichen. Der zu erwartende Publikumsund Lieferverkehr wird wohl neue Spitzenwerte erreichen und die Wohnqualität in der Stadtmitte spürbar senken. Absehbar ist auch das Aus für den Netto-Markt. Der nächste Leerstand ist damit vorprogrammiert
● und die Versorgung der Bevölkerung wird nicht sicherer, aber sicher teurer. Insgesamt ist eine solche Planung für eine Stadt, die dem Cittaslow-Verbund angehört, mehr als enttäuschend. Es verschwinden immer mehr Gebäude, die das Stadtbild geprägt haben, zugunsten von konturlosen und verwechselbaren Neubauten.
Ulrich Nestele, Bad Schussenried