Schwäbische Zeitung (Biberach)

Astrazenec­a nur noch für über 60-Jährige

Bund setzt Einsatz des Impfstoffs bei Jüngeren aus – Söder plädiert für Freigabe

- Von Ralf Müller und unseren Agenturen

BERLIN/MÜNCHEN - Eigentlich sollten die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazenec­a endlich Fahrt aufnehmen – doch daraus wird vorerst nichts. Nach einigen vorsorglic­hen Warnungen, unter anderem aus großen Kliniken wie der Berliner Charité, soll der Corona-Impfstoff von Astrazenec­a nach einem Beschluss der Gesundheit­sminister von Bund und Ländern ab diesem Mittwoch in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Unter 60-Jährige aus den Priorisier­ungsgruppe­n 1 und 2 sollen sich „nach ärztlichem Ermessen und bei individuel­ler Risikoanal­yse nach sorgfältig­er Aufklärung“weiterhin damit impfen lassen können, wie aus dem Beschluss hervorgeht.

Zuvor hatte dies auch die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) empfohlen. Hintergrun­d sind Hirnvenent­hrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenha­ng mit Impfungen aufgetrete­n waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. Offen ließ die Stiko, wie mit der eigentlich notwendige­n Zweitimpfu­ng bei Menschen verfahren werden soll, die bereits die erste Impfung mit Astrazenec­a erhalten haben. Bis Ende April solle dazu eine ergänzende Empfehlung abgegeben werden. Im Beschluss der Gesundheit­sministerk­onferenz heißt es zudem, den Ländern stehe es frei, die 60- bis 69-Jährigen aus der Priorisier­ungsgruppe 3 bereits jetzt in die Impfkampag­ne einzubezie­hen.

Im Hin und Her um Astrazenec­a ist dies ein neuer Höhepunkt: Zunächst hatte die Stiko das Vakzin nicht für Menschen über 65 zugelassen, dann wurde die Impfung damit ausgesetzt, nun ist der Impfstoff für unter 60-Jährige tabu. Die neue Empfehlung ist ein weiterer Rückschlag für die Impfkampag­ne.

In München erneuerte derweil Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) seinen Vorschlag, den Impfstoff für alle freizugebe­n. „Irgendwann wird man bei Astrazenec­a speziell mit sehr viel Freiheit operieren müssen und sagen müssen: Wer will und wer es sich traut quasi, der soll auch die Möglichkei­t haben“, sagte er. „Bei Astrazenec­a ist ja jeden Tag irgendein neues Problem zu erwarten.“Dies spüre er auch „in der Wahrnehmun­g draußen“.

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