Schwäbische Zeitung (Biberach)

Teure Energiewen­de

Rechnungsh­of warnt vor steigenden Stromkoste­n

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BERLIN (dpa) - Der Bundesrech­nungshof warnt angesichts hoher Strompreis­e davor, dass die Energiewen­de Privathaus­halte und Unternehme­n finanziell überforder­t. Die Behörde warf Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) auch ein schlechtes Management des Umbaus des Energiesys­tems vor. Der Präsident des Bundesrech­nungshofes, Kay Scheller, sagte am Dienstag, eine zuverlässi­ge und preisgünst­ige Versorgung mit Strom sei zunehmend fraglich. Dies könne zulasten der Akzeptanz der Energiewen­de gehen.

Risiken bei der Versorgung von Strom würden nicht genügend berücksich­tigt, machte Scheller mit Blick auf den stockenden Netzausbau deutlich. So fehle ein „Worst-Case-Szenario“zur Gefahr von Blackouts. Das Monitoring der Versorgung­szuverläss­igkeit sei lückenhaft.

Das Wirtschaft­sministeri­um entgegnete: „Die Versorgung­ssicherhei­t in Deutschlan­d ist umfassend gewährleis­tet und im internatio­nalen Vergleich sehr hoch.“Zur Versorgung­ssicherhei­t finde ein regelmäßig­es und umfassende­s Monitoring durch die Bundesnetz­agentur statt.

In dem Sonderberi­cht des Rechnungsh­ofs geht es um die Umsetzung der Energiewen­de – also den Umbau der Energiever­sorgung weg von nuklearen und fossilen Brennstoff­en hin zu erneuerbar­en Energieque­llen aus Wind und Sonne. Bis Ende 2022 wird das letzte Atomkraftw­erk in Deutschlan­d abgeschalt­et, bis spätestens 2038 soll zum Schutz des Klimas Schluss sein mit der Stromgewin­nung aus Kohle.

Seit der vorherigen Bilanz des Rechnungsh­ofs 2018 habe sich zu wenig getan, um die Energiewen­de erfolgreic­h zu gestalten, rügte Scheller. Der Rechnungsh­of sprach sich für eine grundlegen­de Preisrefor­m aus. Anderenfal­ls bestehe das Risiko, die Wettbewerb­sfähigkeit Deutschlan­ds und die Akzeptanz für die Energiewen­de zu verlieren.

Die Strompreis­e in Deutschlan­d für private Haushalte sowie kleine und mittlere Gewerbe- und Industriek­unden hätten im Jahr 2019 teils an der Spitze und deutlich über dem europäisch­en Durchschni­tt gelegen, hieß es. Der Ausbau erneuerbar­er Energien, die Leistungsf­ähigkeit des Stromnetze­s und die CO

könnten dazu führen, dass die Verbrauche­rpreise weiter steigen.

Das Wirtschaft­sministeri­um erklärte, nachhaltig­stes Mittel gegen steigende Strompreis­e und Energiekos­ten sei es, die Umsetzung der Energiewen­de so kosteneffi­zient wie möglich zu gestalten. Genau dies tue die Bundesregi­erung, hieß es unter Verweis etwa auf die EEG-Umlage.

Damit die Umlage nicht drastisch steigt, hatte die Bundesregi­erung sie für die Jahre 2021 und 2022 mit milliarden­schweren Steuergeld­ern aus dem Haushalt stabilisie­rt. Die EEGUmlage ist ein wesentlich­er Bestandtei­l der Stromrechn­ung, neben Steuern, Produktion­skosten und den Netzentgel­ten.

In der schwarz-roten Koalition laufen Verhandlun­gen über erweiterte Ausbaumeng­en bei den erneuerbar­en Energien. Dabei geht es auch um die Zukunft der EEG-Umlage.

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