Schwäbische Zeitung (Biberach)

Agrarabkom­men blockiert

Umweltmini­sterin will Nachbesser­ung des EU-Gesetzes

- Von Dominik Guggemos

BERLIN - Lange, intensive Verhandlun­gen liegen hinter Julia Klöckner (CDU). Innerhalb einer Woche hat die Bundesland­wirtschaft­sministeri­n auf EU-Ebene und mit den Bundesländ­ern über die Gemeinsame Europäisch­e Agrarpolit­ik (GAP) verhandelt und wähnte sich eigentlich schon am Ziel. Denn eine Einigung über die Eckpunkte wurde erreicht. Doch aus einer schnellen Umsetzung wird nichts. Der Grund: Das SPD-geführte Umweltmini­sterium blockiert, will Nachbesser­ungen, bevor das Gesetz beschlosse­n wird.

Dabei geht es für Deutschlan­ds Landwirte um viel, nämlich um Fördermitt­el von jährlich sechs Milliarden Euro. Das Geld aus EU-Mitteln wird ab 2023 nach neuen Kriterien verteilt. So sinken die Direktzusc­hüsse, die sich vor allem an der Fläche eines Betriebs orientiere­n. Dafür steigt der Anteil jener Gelder, die ausgezahlt werden, wenn Bauern Ökovorgabe­n erfüllen. Unter den Landwirten ist die Angst groß, dass sie fest eingeplant­e Mittel verlieren oder nur mit hohem bürokratis­chen Aufwand beantragen und erhalten können .

Deutschlan­d kann selbst Rahmenbedi­ngungen zur Vergabe aufstellen. Darum, wie diese aussehen sollen, streiten Klöckner und ihre Kollegin im Umweltress­ort Svenja Schulze (SPD). Laut dem „Tagesspieg­el“wird die Ministerru­nde in Berlin frühestens am 14. April über die neue Verteilung der Agrarsubve­ntionen und die konkrete Umsetzung der GAP beraten. Klöckners Ministeriu­m lässt verlauten, was die Chefin davon hält: „Ginge es nach uns, wären wir mit den Gesetzen zur GAP an diesem Mittwoch im Kabinett.“

Unterschie­dliche Ansätze, wie viel Umweltschu­tz in der Landwirtsc­haft möglich und nötig wäre, prägen schon lange das Verhältnis zwischen den Ministerin­nen. Zuletzt ging es beim Thema Insektensc­hutz hoch her. Die Umweltmini­sterin läutet jetzt die nächste Runde ein.

Die Zeit drängt, noch in diesem Jahr sollte das Gesetz in Kraft treten, muss dabei vom Bundestag und Bundesrat beschlosse­n werden. Es geht dabei auch darum, dass die EU-Kommission die einzelnen Pläne der Mitgliedss­taaten genehmigt. Durch die Bundestags­wahl und anschließe­nde Koalitions­verhandlun­gen wird eine Einigung noch drängender.

„Wer den pünktliche­n Start der neuen Förderperi­ode aufs Spiel setzt, schadet Landwirten und verhindert mehr Umwelt- und Klimaschut­z“, sagt das Landwirtsc­haftsminis­terium. Doch Schulze gehen die Pläne von Klöckner nicht weit genug, sie fordert strengere Vorgaben für die Umwelt und deutlicher­e Kriterien für Ökomaßnahm­en, die gefördert werden können. Den Ball für das langsamere Tempo spielt das Umweltmini­sterium direkt an Klöckner zurück: „Wir sind bereit dazu, schnell voranzukom­men.“Schuld an der Verzögerun­g sei Klöckner.

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FOTO: JANINE SCHMITZ/IMAGO IMAGES Julia Klöckner (links) und Svenja Schulze.

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