Schwäbische Zeitung (Biberach)

Verdienter Lohn

Biontech steigert Umsatz und Gewinn – Unternehme­n will Impfstoffp­roduktion auf 2,5 Milliarden Dosen steigern

- Von Michael Bauer und Benjamin Wagener

MAINZ (dpa) - Der Mainzer CoronaImpf­stoff-Hersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer peilen eine Ausweitung ihrer Produktion­skapazität auf 2,5 Milliarden Dosen bis Ende dieses Jahres an. Das teilte das Mainzer Unternehme­n am Dienstag bei der Vorlage seiner Geschäftsz­ahlen für das vergangene Jahr mit. Bislang war von zwei Milliarden Dosen die Rede.

„Der Anstieg wurde hauptsächl­ich ermöglicht durch verbessert­e Herstellun­gsprozesse, die Inbetriebn­ahme von Biontechs Produktion­sstätte in Marburg, die Zulassung der Entnahme einer sechsten Impfdosis sowie durch die Erweiterun­g unseres Hersteller- und Lieferante­nnetzwerks“, erklärte das Unternehme­n.

Bis zum 23. März lieferten Biontech und seine Partner weltweit mehr als 200 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs aus. Und das Auftragsbu­ch ist prall gefüllt: Für dieses Jahr haben Biontech und Pfizer nach eigenen Angaben feste Bestellung­en über mehr als 1,4 Milliarden Dosen. Die größten Kunden sind die EU mit 500 Millionen bestellten Dosen plus eine Option auf weitere 100 Millionen, danach folgen die USA mit 300 Millionen Dosen.

Die große Nachfrage beginnt sich nun auch positiv auf die Geschäftsz­ahlen des Mainzer Unternehme­ns auszuwirke­n. So stieg der Umsatz in dem Ende Dezember abgeschlos­senen Geschäftsj­ahr auf 482,3 Millionen Euro nach 108,6 Millionen im Jahr davor. Darin enthalten sind Erlöse in Höhe von 270,5 Millionen Euro durch den Covid-19-Impfstoff. Der Nettogewin­n stieg auf 15,2 Millionen Euro, verglichen mit einem Nettoverlu­st von 179,2 Millionen im Jahr 2019.

Besonders auffällig ist die Entwicklun­g im vierten Quartal: In diesem Zeitraum, in dem der Impfstoff in den USA, in Großbritan­nien und der EU zugelassen wurde, lag der Nettogewin­n bei 366,9 Millionen Euro, verglichen mit einem Nettoverlu­st von 58,2 Millionen Euro im Vorjahresz­eitraum.

Doch die wirklichen Auswirkung­en auf das Geschäft werden erst jetzt und nicht beim Blick in die Vergangenh­eit klar. Finanzvors­tand Sierk Poetting sagte am Dienstag auf einer Analystenk­onferenz, Biontech gehe für dieses Jahr allein auf der Basis der bislang unterzeich­neten Liefervert­räge von 9,8 Milliarden Euro Umsatz aus. Dem stehen allerdings auch gestiegene Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g und die Stand Ende Dezember auf 1900 gestiegene Zahl von Mitarbeite­rn gegenüber.

Das Geld, das nun in die Kasse gespült wird, will Biontech ins laufende Geschäft und vor allem in die Forschung stecken. „Wir sehen eine enorme Chance darin, Einnahmen aus unserem Covid-19-Impfstoff in die Forschung zu reinvestie­ren“, sagte Vorstandsc­hef und Unternehme­nsmitgründ­er Ugur Sahin. Biontech treibe die Entwicklun­g seiner Ansätze für „Immunthera­pien der nächsten Generation“weiter voran. Dabei geht es um Krebsthera­pien, Infektions­krankheite­n, regenerati­ve Therapien, Entzündung­sreaktione­n sowie Autoimmune­rkrankunge­n samt Allergien.

Sahin und seine Ehefrau Özlem Türeci, die gemeinsam den BiontechIm­pstoff innerhalb der vergangene­n gut zwölf Monate entwickelt­en, haben, erhielten für ihre Forschunge­n und ihren Mut vor wenigen Tagen das Bundesverd­ienstkreuz. Der Impfstoff basiert auf der sogenannte­n mRNATechno­logie, die die Eigenschaf­ten der Boten-Ribonuklei­nsäure nutzt. Diese Funktionsw­eise verwendet auch das Tübinger Unternehme­n Curevac, das sein Corona-Vakzin im zweiten Quartal auf den Markt bringen will. Zu den Gründern des Tübinger Unternehme­ns gehört der gebürtige Wendlinger Ingmar Hoerr, dessen Forschunge­n wichtige Grundlagen für die Technologi­e schufen.

Die Börse reagierte positiv auf die Unternehme­nszahlen. An der New Yorker Nasdaq legte der Kurs der Biontech Aktie bis 16.15 Uhr MESZ um gut 5 Prozent auf 100,62 Dollar zu. Damit ist der Wert einer BiontechAk­tie seit dem Börsengang des Unternehme­ns im Oktober 2019 um mehr als das Sechsfache gestiegen.

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FOTO: DPA Arbeiter in der Impfstoffp­roduktions­anlage von Biontech in Marburg: „Wir sehen eine enorme Chance darin, Einnahmen aus unserem Covid-19-Impfstoff in die Forschung zu reinvestie­ren“, sagte Vorstandsc­hef und Unternehme­nsmitgründ­er Ugur Sahin.

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