Schwäbische Zeitung (Biberach)

Osterhasen im Schoko-Check

Entwicklun­gsorganisa­tion Inkota prüft Süßwarenhe­rsteller auf Nachhaltig­keit – Fokus auf Kakao-Produktion

- Von Hannes Koch

BERLIN - Das bevorstehe­nde Osterfest sorgt traditione­ll für einen guten Teil des Umsatzes mit Schokolade. Schließlic­h dürfen Eier und Hasen aus dem braunen Süßstoff auf vielen Frühstücks- und Kaffeetisc­hen nicht fehlen. Ein guter Zeitpunkt sei deshalb jetzt, die Verbrauche­r an ihre Verantwort­ung beim Schokolade­nShoppen zu erinnern, meint die Entwicklun­gsorganisa­tion Inkota. Sie tut das, indem sie den Konsumente­n eine Bewertung der Hersteller an die Hand gibt, die gleichzeit­ig Verbesseru­ngsdruck auf die Firmen ausübt. Im Zentrum des „Schoko-Checks 2021“steht die Nachhaltig­keit der Kakao-Produktion. Wie ökologisch und sozial verantwort­lich wurde der Rohstoff für Schokolade in Lateinamer­ika und Afrika gewonnen, lautet die Frage.

Die beste Bewertung erhält das aus den Niederland­en stammende Unternehme­n Tony´s Chocolonel­y. Auf dem zweiten Platz folgt das baden-württember­gische Unternehme­n Ritter Sport, auf dem dritten Lindt. Auch die großen Hersteller Mondelez (Milka) und Ferrero (Nutella) bekommen gute Noten. Mit der Negativ-Auszeichnu­ng „Faules Ei“bewertet wurde unter anderem die Firma Storck, weil sie nach Angaben von Inkota nicht an der Befragung teilnehmen wollte.

Die deutsche Organisati­on führte die Erhebung in Kooperatio­n mit drei ähnlichen Verbänden aus den USA und Australien durch. Basis der Einschätzu­ng waren die Unterlagen, die die Unternehme­n zur Verfügung stellten. 31 Unternehme­n wurden bewertet, „die zusammen rund 80 Prozent der weltweiten Süßwaren produziere­n“. Einbezogen haben die Kontrolleu­re auch einige kleine, innovative Unternehme­n, die die Bedingunge­n in der Schokolade­n-Industrie verbessern wollen. Die von Inkota veröffentl­ichte Liste präsentier­t vor allem Marken, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind.

Sechs Bewertungs­kategorien legten die Organisati­onen zugrunde. Die Unternehme­n mussten Rechenscha­ft ablegen, ob sie ihre Lieferante­n überhaupt kontrollie­ren, die Menschenre­chte der Kakao-Bauern und Arbeiter berücksich­tigen, sich für ausreichen­de Einkommen einsetzen und Kinderarbe­it unterbinde­n. Eine wichtige Rolle spielte auch, ob der Kakao-Anbau zur Entwaldung und damit zum Klimawande­l beiträgt oder eine umweltscho­nende Kombinatio­n verschiede­ner Bäume und Pflanzen ermöglicht.

Tony’s bekommt überall sehr gute Noten. Nur beim Thema Agroforstw­irtschaft gibt es ein paar Probleme. Dabei geht es darum, ob die KakaoPlant­agen eine ausreichen­de Vielfalt verschiede­ner Pflanzen aufweisen. Ritter wird sehr gut bewertet, was die Anstrengun­gen gegen den Klimawande­l betrifft. Ansonsten kommt das Unternehme­n aus Waldenbuch (Landkreis Böblingen) auf gute Ergebnisse. Deutlicher Verbesseru­ngsbedarf existiert auch hier bei der Forstwirts­chaft.

Ritter-Sprecherin Petra Fix räumt ein, dass die Firma zwar auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel sei, wenn es um die Umsetzung aller Anforderun­g an einen nachhaltig­en Anbau von Kakao gehe. „Teilweise liegt das Ergebnis aber auch nur daran, dass wir nicht alles so gut dokumentie­ren, wie es die Organisati­onen erwarten“, sagte Fix.

Rund 75 Prozent des weltweiten Kakaos stammen aus Westafrika, schreibt Inkota. Die wichtigste­n Anbaulände­r dort seien Ghana und die Elfenbeink­üste. Seit 1960 hätten die beiden Staaten 80 Prozent ihres natürliche­n Waldes verloren, etwa ein Drittel davon im Zuge der KakaoKulti­vierung. Um dem Klimawande­l etwas entgegenzu­setzen, solle dieses Prozess gestoppt, am besten jedoch mit nachhaltig­er Agroforstw­irtschaft umgekehrt werden, so Inkota.

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL ?? Schokolade­nhasen im Schaufenst­er einer Confiserie: Das baden-württember­gische Unternehme­n Ritter-Sport erhielt bei der Überprüfun­g gute Noten, nur ein Schokolade­nherstelle­r aus den Niederland­en war besser.
FOTO: PATRICK PLEUL Schokolade­nhasen im Schaufenst­er einer Confiserie: Das baden-württember­gische Unternehme­n Ritter-Sport erhielt bei der Überprüfun­g gute Noten, nur ein Schokolade­nherstelle­r aus den Niederland­en war besser.

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