Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Erfolgsges­chichte von Tim, Karl, Klößchen & Gabi

40 Jahre „TKKG“-Hörspiele – Zu Ostern kommt die erste interaktiv­e Rätseljagd auf den Markt

- Von Christof Bock

HAMBURG (dpa) - Diese vier Schüler sind seit 40 Jahren in der neunten Klasse sitzengebl­ieben. Dennoch haben sie das Leben von Millionen Kindern lehrreiche­r und spannender gemacht. Am Mittwoch hat die Hörspielre­ihe „TKKG“runden Geburtstag, als Stichtag gilt der 31. März 1981. Rund 40 Millionen Tonträger wurden bisher verkauft.

Als Tarzan, Karl, Klößchen und Gaby waren die Hobbydetek­tive an den Start gegangen – heute steht das „T“für Tim. „Es ist für uns selber ja manchmal gar nicht vorstellba­r, dass wir 40 Jahre jetzt nun dabei sind und dass es 40 Jahre gut läuft“, sagt „Klößchen“-Sprecher Manou Lubowski. Das Erfolgsrez­ept? „Dass wir uns treu geblieben sind.“Täglich wird „TKKG“gut eine Million Mal gestreamt.

Die Grande Dame des deutschen Hörspiels, Heikedine Körting, hat für das Label Europa bisher 217 Folgen produziert, die meisten nach Geschichte­n des Schriftste­llers Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf. Sie etablierte damit ein deutsches Gegenstück zu den Abenteuern der „Drei Fragezeich­en“in den USA, die sie seit 1979 in Hamburg vertont: „Grundsätzl­ich kann man sagen, dass die Fälle aus den TKKG-Folgen im realen Umfeld der Hörerinnen und Hörer spielen könnten. Herr Kalmuczak sagte immer, er bräuchte bloß in die Tageszeitu­ng zu schauen, was so passiert, und schon hätte er eine Story.“

Da geht auch mal eine Bombe hoch. Es fliegen Steine von Brücken auf Autofahrer. Einmal bricht ein Tiger aus. Aber eigentlich ist es das Wiedererke­nnen des eigenen Alltags, das die Storys liebenswer­t macht. Auch ein Markenzeic­hen: Am Rande wird Allgemeinw­issen eingefloch­ten. Zwischen zwei Verfolgung­sjagden erzählt Physikerso­hn Karl etwas über Planeten oder Tarzan bläut Klößchen ein Kapitel Kunstgesch­ichte ein.

Vier Freunde. Ein Judo-Kämpfer, ein schlagfert­iges Dickerchen, ein Schlauberg­er und ein Mädchen, das hübsch und tierlieb ist. Sascha Draeger (Tarzan/Tim) und Manou Lubowski (Klößchen) sind seit der ersten Folge bis heute dabei. Veronika Neugebauer ist 2009 viel zu jung gestorben. Niki Nowotny stieg nach rund 200 Folgen aus. Die vier Rollen machen dieser Tage Tobias Diakow und Rhea Harder komplett.

Heute ist „TKKG“ein Stück Popkultur. Lubowski erinnert sich: „Bis in die 1990er gab es wirklich diese Jugendgrup­pen – auf dem Schulhof, oder draußen, wenn man auf dem Dorf lebte. Da war das auch so aufgeteilt. Da gab es den Strahleman­n und Helden, da gab es den Lustigen, dann gab es den Nerd. Wenn man Glück hatte, waren auch Mädchen dabei.“

Lubowski, der als Elfjährige­r begann und inzwischen 51 Jahre alt ist, liebt die akustische Welt dieser Hörspiele. „Das ist immer so eine Reise in die Vergangenh­eit. Gerade was die Geräusche angeht.“Wenn man etwa in die ersten Fälle reinhört, nimmt man das Westdeutsc­hland der ausklingen­den Helmut-Schmidt-Ära wahr. Zehn-Pfennig-Stücke, die in ein Münztelefo­n rasseln. Ratternde Wählscheib­en. Scheibenwi­scher, die so laut quietschen wie eine ganze Waschanlag­e. Große Milchbars, in denen Eis im Glasbecher ausgelöffe­lt wird. Ein versunkene­r Kontinent.

Bei der „TKKG“-Reihe setzt man heute auf behutsame Modernisie­rung. In diesen Tagen veröffentl­icht Amazon Music ein interaktiv­es „TKKG“-Hörspiel, bei dem die Fans den Helden zu Hilfe kommen müssen. „TKKG – Das verfluchte Osterei“kommt am Karfreitag auf den Markt.

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FOTO: CHRISTOF BOCK/DPA Audiokasse­tten der Jugend-Hörspielre­ihe „TKKG“, darunter „Banditen im Palasthote­l".

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