Schwäbische Zeitung (Biberach)

Osterbotsc­haft soll Hoffnung vermitteln

Warum den Biberacher Pfarrern die Präsenzgot­tesdienste gerade jetzt so wichtig sind

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Überrascht, irritiert, unvorberei­tet – so hat den katholisch­en Biberacher Stadtpfarr­er Stefan Ruf und den Dekan des evangelisc­hen Kirchenbez­irks Biberach, Matthias Krack, vorige Woche die Bitte der Politik getroffen, man möge auf die Karund Ostergotte­sdienste in Präsenz verzichten. Inzwischen haben sich die Wogen zwischen Politik und Kirche wieder geglättet. Beide Seelsorger erläutern, warum ihnen gerade jetzt die Gottesdien­ste mit den Menschen in der Kirche so wichtig sind.

Die Kar- und Ostertage seien die wichtigste­n im gesamten Kirchenjah­r, sagt Stefan Ruf. „Was soll das?“, habe er sich gedacht, als die Politik bat, auf Präsenzgot­tesdienste zu verzichten. „Eine verstummen­de Kirche ist schlimm – spirituell wie kulturell“, sagt er. Das Verkünden der Osterbotsc­haft für alle, die in die Kirche kommen, aber auch für alle, die nicht kommen wollen, sei der Urauftrag der Kirche.

„Wir haben erprobte Konzepte für Gottesdien­ste, die auch funktionie­ren.“

Das sieht auch Matthias Krack so und verweist auf die vielen Gottesdien­ste in der Weihnachts­zeit. „Es gibt sogar eine Studie dazu, dass dabei keine erhöhte Ansteckung­sgefahr bestand.“Er spüre eine deutliche Sehnsucht bei den Gläubigen, gerade an Ostern Gottesdien­ste in der Kirche feiern zu können, sagt der Dekan. Auch mit Abstand entstehe im Kirchenrau­m eine Gemeinscha­ft. „Ich merke, dass die Menschen Trost suchen und die Gottesdien­ste in dieser schwierige­n Phase ein Zeichen der Hoffnung setzen.“

Die Osterbotsc­haft der Auferstehu­ng mache dies in besonderer Weise deutlich, so Ruf: „Durchs Dunkel hindurch führt Gott uns ins Licht. Gegen die Angst unserer Zeit die Botschaft der Auferstehu­ng zu setzen, ist ein ganz wichtiger Auftrag.“Für viele Menschen, die allein seien und keine Verwandten besuchen könnten, böten die Ostergotte­sdienste die Möglichkei­t, eine Stunde lang Gemeinscha­ft zu erleben, so der Stadtpfarr­er.

Auf katholisch­er Seite halte man in Biberach an allen angekündig­ten Gottesdien­sten in den Kirchen fest. „Das große Angebot entzerrt das Ganze auch etwas“, so Ruf. Lediglich den Kinderkreu­zweg an Karfreitag habe man abgesagt. Dafür gebe es zum Beispiel Kreuzwegst­ationen im Spitalhof, die man individuel­l besuchen kann. Nicht möglich seien aufgrund der Abstandsre­gelungen die Beichtgele­genheiten vor Ostern. „Wir wissen, dass das von manchen als sehr schmerzlic­h empfunden wird.“

Auf evangelisc­her Seite wurde das Angebot an Gottesdien­sten etwas reduziert. So finden in der Biberacher Friedenski­rche keine Gottesdien­ste statt, in Ummendorf nur mit Anmeldung. In der Stadtpfarr­kirche St. Martin finden am Gründonner­stag, an Karfreitag und am Ostersonnt­ag evangelisc­he Gottesdien­ste statt, „allerdings ohne Abendmahl“, sagt Krack.

Auf dem Mittelberg dürfen die evangelisc­hen Christen die katholisch­e Dreifaltig­keitskirch­e für ihren Familiengo­ttesdienst am Ostersonnt­ag nutzen. „Damit haben wir schon an Weihnachte­n gute Erfahrunge­n gemacht“, sagt der Dekan. Einen kleineren Gottesdien­st wird es an Karfreitag auch in der Bonhoeffer­kirche geben.

Beide Seelsorger verweisen darüber hinaus auf das Angebot an Andachten und Impulsen, die auf dem gemeinsame­n Youtube-Kanal „Kirche für Biberach“zu sehen sind, ebenso auf die Gottesdien­ste, die an den Karund Ostertagen im Fernsehen übertragen werden. Live-Übertragun­gen von Biberacher Gottesdien­sten ins Internet werde es dieses Jahr nicht geben, sagen Ruf und Krack.

Eine Übersicht über die Gottesdien­sttermine für die Kar- und Ostertage finden Sie in der Donnerstag­sund in der Samstagsau­sgabe.

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