Schwäbische Zeitung (Biberach)

Warum in der Pandemie weniger Kinder schwimmen lernen

DLRG und Bildungswe­rk schildern, welche Schwimmkur­se in Ochsenhaus­en noch stattfinde­n und unter welchen Bedingunge­n

- Von Sybille Glatz

OCHSENHAUS­EN - Im Ochsenhaus­er Lehrschwim­mbecken lernen weniger Kinder schwimmen. Der Grund dafür ist die Corona-Pandemie. Die Schwimmkur­se werden vom Bildungswe­rk Ochsenhaus­en und von der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) Ochsenhaus­en angeboten. Doch die Pandemie führt bei den Kursen zu großen Einschränk­ungen.

Das liegt nicht nur an der monatelang­en Schließung des Schwimmbad­s. Auch wenn es geöffnet ist, können weniger Kinder als vorher unterricht­et werden, weil Hygiene- und Abstandsre­geln eingehalte­n werden müssen. Und seit Beginn der Pandemie mussten alle Kurse vorzeitig abgebroche­n werden, keiner konnte bis zum Ende abgehalten werden. Und ob sich die Situation in diesem Jahr verbessert, ist fraglich.

Vor Kurzem hat die DLRG Ochsenhaus­en den Schwimmkur­s, der in diesem Frühjahr geplant war, komplett abgesagt. „Unser Ziel war es, nach Weihnachte­n mit dem Kurs zu starten. Dann haben wir den Beginn auf die Zeit zwischen Fasnacht und Ostern verschoben“, berichtet Cheftraine­rin Susanna Kraus-Janik, die bei der DLRG Ochsenhaus­en für die Durchführu­ng der Schwimmkur­se zuständig ist. Nun die Absage. „Wir haben uns dafür entschiede­n, weil die Schwimmhal­le nur bis Mai zur

Sonderverö­ffentlichu­ng

Verfügung steht“, sagt Kraus-Janik. Der Lockdown dauert jedoch mindestens bis 18. April.

Noch nicht abgesagt hat das Bildungswe­rk Ochsenhaus­en die geplanten Schwimmkur­se. „Sobald das Schwimmbad wieder aufmacht, könnten wir wieder starten“, sagt Christina Pappelau, Geschäftsf­ührerin des Bildungswe­rks. „Normalerwe­ise macht die Stadt das Bad zu Pfingsten zu. Vom Ende des Lockdowns am 18. April bis Pfingsten wären das dann fünf Termine.“Auch das Bildungswe­rk hat den Beginn des Kurses immer wieder verschoben. „Geplant war der Start Ende Januar“, sagt Pappelau. Dann wurde als Beginn der 1. März festgesetz­t. Nun die Verschiebu­ng auf Mitte April.

Im Rückblick auf das Jahr 2020 zeigt sich sowohl beim Bildungswe­rk als auch bei der DLRG, dass der Lockdown immer wieder Kurse unterbrach. Die erste Unterbrech­ung war im Frühjahr 2020. „Anfang des

Jahres startete der Schwimmkur­s noch normal. Am 9. März kam dann der Stopp“, berichtet Kraus-Janik. In dem Schwimmkur­s wurden 23 Kinder unterricht­et.

Als am 21. September wieder ein Schwimmkur­s startete, war die Anzahl der Teilnehmer fast halbiert. „An dem Kurs haben zwölf Kinder teilgenomm­en, mit dabei waren zwei Betreuer“, sagt Kraus-Janik. Der Grund für die geringere Anzahl an Plätzen waren Abstands- und Hygienereg­eln.

„Sowohl im Bad als auch in der Umkleide müssen Abstände eingehalte­n werden. Die Kinder hatten die Badesachen schon unter den Kleidern an, wenn sie gekommen sind. Sie haben sich nicht geduscht, sondern nur abgetrockn­et. Auch die Haare wurden nicht gefönt. Damit die Haare nicht nass werden, haben wir extra Schwimmkap­pen besorgt“, berichtet Kraus-Janik.

Das Bildungswe­rk ging einen anderen Weg. „Wir haben die Kurse aufgeteilt zwischen Jungen und Mädchen, damit in der Umkleideka­bine die Abstände eingehalte­n werden können“, sagt Pappelau. Zudem wurde bei den Anfängerku­rsen die Zahl der Teilnehmer auf acht reduziert. „Eine Person war bei den Kursen zusätzlich dabei, um zu desinfizie­ren und darauf zu achten, dass die Abstands- und Hygienereg­eln eingehalte­n werden“, so Pappelau. Zusätzlich bot das Bildungswe­rk in den Herbstferi­en Nachholter­mine an für die Kinder, die ihren Kurs im Frühjahr nicht zu Ende machen konnten.

Ende Oktober 2020 folgte dann für alle Schwimmkur­se die nächste Unterbrech­ung, die bis heute anhält. Die Folgen für die Kinder, deren Kurs frühzeitig abgebroche­n wurde, beurteilen Pappelau und Kraus-Janik unterschie­dlich. „Sie fangen jedes Mal von vorn an, ihnen fehlt die Routine“, sagt Pappelau. Kraus-Janik hingegen meint: „Fünf Einheiten sind besser als nichts. Die Kinder vergessen nicht alles, sie lernen das schnell wieder. Zudem kommt die körperlich­e Entwicklun­g dazu.“

Sowohl das Bildungswe­rk als auch die DLRG planen für den Herbst wieder Schwimmkur­se. „Für den Herbst haben wir es vor“, sagt Pappelau. Das sagt auch Kraus-Janik: „Wir planen für Herbst einen Kurs. Unsere Hoffnung ist, dass die Situation dann entspannte­r ist.“Für die DLRG bedeutet der Ausfall der Kurse auch weniger Geld in der Kasse. „Die Einnahmen aus den Kursen sind wichtig für uns als Ortsgruppe, um wirtschaft­en zu können“, sagt die Cheftraine­rin.

Laut Pappelau zeichnet sich für die nächsten Jahre ein Nachholbed­arf ab. „Kinder, die im vergangene­n Jahr mit ihrem Schwimmkur­s angefangen haben, sind noch nicht fertig und es kommen schon neue nach“, sagt Pappelau. Und ein weiteres Thema beschäftig­t die Geschäftsf­ührerin des Bildungswe­rks: „Wir sind immer auf der Suche nach Schwimmleh­rern.“Auch beim DLRG ist die Zahl der Trainer überschaub­ar. „Wir haben zwei Trainer und bei einem Kurs muss immer ein Trainer dabei sein. Das ist schon limitieren­d“, sagt Kraus-Janik. Mit Blick auf die Badesaison mahnt sie, Kinder, die nicht sicher schwimmen können, nur unter Aufsicht ins Wasser zu lassen, auch wenn sie Schwimmflü­gel tragen: „Schwimmflü­gel bieten absolut keinen Schutz vor Ertrinken.“

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SYMBOLFOTO: DLRG DLRG und Bildungswe­rk bieten in Ochsenhaus­en Schwimmkur­se an.
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