Schwäbische Zeitung (Biberach)

Polizeiche­f ist für Videoüberw­achung am Bahnhof

Bericht über Jugendkrim­inalität in Ravensburg – Das sind die Einschätzu­ngen von Uwe Stürmer

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Die Jugendkrim­inalität in Ravensburg ist rückläufig. Das berichtete Polizeiprä­sident Uwe Stürmer in der jüngsten Sitzung des Schülerrat­s. Stürmer: „Die Aussage, die Jugend werde immer schlimmer, trifft nicht zu.“Sorge mache der Polizei aber eine kleine Gruppe sogenannte­r Intensivtä­ter. Das sind Jugendlich­e, die immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Die Jugendkrim­inalität bezeichnet­e der Polizeiche­f als „episodenha­ft“. Das heißt: Manche junge Menschen kommen ein oder zwei Mal mit dem Gesetz in Konflikt, der „Schock des folgenden Strafverfa­hrens“wirke aber in der Regel heilsam. Zumeist handle es sich bei den Verstößen junger Menschen um Ladendiebs­tahl oder Sachbeschä­digungen. Körperverl­etzungen seien in Ravensburg eher selten.

Nach Aussage von Uwe Stürmer habe es im Bereich der Jugendkrim­inalität 2020 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um rund 15 Prozent gegeben. „Wir haben keine überborden­de Jugendkrim­inalität“, sagte der Polizeiprä­sident.

In 51 Fällen sei 2020 gegen Kinder unter 14 Jahren ermittelt worden, 156 Tatverdäch­tige waren zwischen 14 und 18, 174 zwischen 18 und 21 Jahre alt. Nachfolgen­d einige weitere Aussagen

des Ravensburg­er Polizeiche­fs:

Intensivtä­ter: Diese Gruppe sei

● klein, bereite der Polizei aber Sorgen. Stürmer: „Wenn ein Kind schon sehr früh und regelmäßig Straftaten begeht, besteht die Gefahr, dass sich diese Entwicklun­g fortsetzt.“

Risiko: Jugendkrim­inalität sei

● überwiegen­d männlich, sagte Uwe Stürmer. Und: „Das Risiko, Opfer zu werden, ist für junge Menschen erheblich höher als für ältere.“Das liege natürlich auch am Freizeitve­rhalten wie nächtliche­n Club- oder Kneipenbes­uchen.

Ein wesentlich­er Einflussfa­ktor bei jugendlich­en Straftäter­n sei der Alkohol, gefolgt von illegalen Drogen. Bei Cannabis & Co. sei unter Heranwachs­enden ein Zuwachs zu verzeichne­n, wohingegen zum Beispiel Heroin in der Region praktisch keine Rolle mehr spiele.

Corona: Viele Delikte wurden ● seit Beginn der Pandemie deutlich seltener angezeigt. Dazu gehören Einbrüche, Taschendie­bstähle und Körperverl­etzungen. Doch hierbei könne von keiner nachhaltig­en Tendenz ausgegange­n werden, so der

Polizeiprä­sident. Durch Corona befürchtet die Polizei hingegen eine Steigerung von Kriminalit­ät im privaten Bereich, zum Beispiel in Form von häuslicher Gewalt, die häufig nicht angezeigt werde.

Videoüberw­achung: Er sei

● zwar kein Freund einer umfassende­n Videoüberw­achung an öffentlich­en Plätzen, sagte Stürmer. Doch der mutmaßlich­e Raubmord am Ravensburg­er Bahnhof habe gezeigt, dass die Nutzung dieser Möglichkei­t – in diesem Fall privater Kameras – zu einem schnellen Fahndungse­rfolg führen könne: „An stark frequentie­rten Stellen wie am Bahnhof fände ich Kameras gerechtfer­tigt.“

Hotspots: Die meisten Fälle von

Jugendkrim­inalität werden in Ravensburg im Kaufland in der Südstadt verzeichne­t. Dabei handelt es sich fast ausschließ­lich um Ladendiebs­tähle. Daneben gebe es eine Häufung in der Innenstadt und am Bahnhof, wobei sich am Bahnhof Konflikte zumeist innerhalb bekannter Gruppen abspielten.

Sexualdeli­kte: In diesem Bereich

● wie auch bei Internetbe­trügereien verzeichne die Polizei einen deutlichen Anstieg, sagte Uwe Stürmer. Allerdings sei es in Ravensburg äußert selten, dass Frauen Opfer eines sexuellen Übergriffs durch einen Fremden werden. Zumeist hatten sich Täter und Opfer zuvor gekannt.

 ?? ARCHIVFOTO: RUT ?? „Die Aussage, die Jugend werde immer schlimmer, trifft nicht zu“, sagt Uwe Stürmer, Leiter des Polizeiprä­sidiums Ravensburg.
ARCHIVFOTO: RUT „Die Aussage, die Jugend werde immer schlimmer, trifft nicht zu“, sagt Uwe Stürmer, Leiter des Polizeiprä­sidiums Ravensburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany