Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das Beste fehlt: Musikunterricht ohne Auftritte
Nachwuchsarbeit in der Pandemie: So sieht es beim Musikverein Ummendorf aus
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UMMENDORF - Statt gemeinsamer Proben und Auftritte heißt es für die Jugendlichen in den Musikvereinen zurzeit Unterricht per Videoschalte und ansonsten alleine üben. Musik ist jedoch in der Gemeinschaft am schönsten und so bedeutet die Pandemie eine lange Durststrecke für die jungen Musikerinnen und Musiker. Die Vereine stehen vor der großen Herausforderung, alle bei der Stange zu halten. Wie es dem MV Ummendorf dabei geht.
Zwei Abmeldungen gab es beim Musikverein Ummendorf im ersten Halbjahr. Das sei aber im Rahmen und eine Zahl, die auch ohne Corona-Krise vorkommen könne, berichtet Jugendleiterin Petra Janke. Der Vorsitzende Herbert Lang und sie fürchten jedoch, dass es mehr Kündigungen werden könnten, sollten sich die Pandemiesituation nicht verbessern und auch im Sommer noch die derzeitigen Beschränkungen gelten.
60 Kinder und Jugendliche bildet der MV Ummendorf zurzeit an Blech- und Holzblasinstrumenten und am Schlagwerk aus. Die Freude an der Blasmusik entdecken die Jüngsten über die Bläserklasse, eine Kooperation von Verein und Umlachtalschule. Die Älteren ab Klasse fünf spielen bereits im Vororchester bis sie schließlich ins Jugendblasorchester Ochsenhausen-Ummendorf wechseln dürfen, die Grundlagen dafür erwerben sie im Unterricht bei Lehrern des Musikvereins.
Dass Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler gemeinsam vor den Noten sitzen und an Technik und Stücken feilen, ist seit einem Jahr nur phasenweise möglich. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Musikverein im vergangenen Frühjahr auf Digitalunterricht umschalten. „Alle Eltern waren glücklicherweise einverstanden mit dem Unterricht per Laptop und Handy und auch bereit, ihn als gleichwertig anzuerkennen und zu vergüten“, erzählt Herbert Lang. Für die Lehrer sei das wichtig.
Vom Sommer bis zum zweiten Lockdown folgte dann eine Phase mit Einzelunterricht in Präsenzform. Viel Aufwand habe das Hygienekonzept bedeutet, berichtet Petra Janke. Aber: „Zu sehen, wie Lehrer und Kinder sich freuen, wenn sie sich wieder persönlich treffen, das hat für alle Arbeit entschädigt.“Aktuell läuft wieder ausschließlich Digitalunterricht. „Schon in normalen
Zeiten ist es wichtig, für die Motivation ein Ziel zu haben“, weiß Petra Janke. Auftritte, Konzerte, darauf arbeiten die Lehrer, Schülerinnen und Schüler normalerweise hin. Gemeinsames Proben macht Spaß und der Applaus am Ende des Auftritts beflügelt. Solche Erfolgserlebnisse fehlten, sagt Herbert Lang.
Die D-Lehrgänge sind für die Jugendlichen auch ein Freizeitereignis. „Vier bis fünf Tage fahren sie gemeinsam in der ersten Sommerferienwoche
weg und haben Spaß“, erzählt Petra Janke. 2020 war die Enttäuschung umso größer, als trotz einer Theorieausbildung per Skype die Lehrgänge abgesagt werden mussten. Die Jugendlichen hätten das Gefühl gehabt, die Anstrengung sei umsonst gewesen, erzählt Petra Janke. Im Herbst folgte eine reine Prüfung ohne das ganze Drumherum. „Da gab es sicher bei manchen einen Durchhänger“, weiß die Jugendleiterin. Zum Glück würden sich die Jugendlichen seit Langem kennen und gegenseitig motivieren.
Eigentlich stünden im Mai das Kinder- und das Frühjahrskonzert an. Doch beides fällt wegen der Pandemie aus. „Das Kinderkonzert abzusagen ist schmerzlich, denn das war der Höhepunkt für die Bläserklassenkinder der vierten Klasse“, sagt Petra Janke. Die Kinder dürften dann neben den Erwachsenen musizieren, nach den Sommerferien wechselten sie hochmotiviert ins Vororchester.
Wenn irgendwann wieder Präsenzproben des 20-köpfigen Vorund des 43-köpfigen Jugendblasorchesters möglich seien, müssten die Jugendlichen ein Stück weit von vorne beginnen, berichtet Herbert Lang. „Das aufeinander Hören will wieder eingeübt sein, das braucht eine lange Anlaufphase.“
Die Proben und Konzerte fehlen nicht nur den jungen Musikerinnen und Musikern. Auch für den Verein wären die Auftritte wichtig, um Nachwuchs zu gewinnen. „Beim Kinderkonzert kommen immer auch Familien von Nichtmusikern. Das ist schon bitter, dass das nicht stattfindet“, erzählt Lang. „Wir hoffen so sehr, dass die Informationsveranstaltung zur Instrumentalausbildung beim Musikverein Ende Juni stattfinden kann. Letztes Jahr ist sie ausgefallen“, ergänzt Petra Janke.
Wenn die Situation nach dem Sommer nicht besser werde, werde der eine oder die andere aus den Reihen des Nachwuchses vermutlich abspringen, glaubt Herbert Lang. „Dann bröckelt es, das ist meine Einschätzung“, sagt er. Der Musikverein hat nun ein Projekt gestartet. Geplant seien je ein Videokonzert des Vor- und des Jugendblasorchesters, erzählt Petra Janke. Unterstützt durch eine Audiodatei des Lehrers sollen die Kinder und Jugendlichen ihren Part aufzeichnen, aus dem Material wird dann das Konzert geschnitten. Damit wolle der Verein die Vororchesterkinder und die Jugendlichen vom Jugendblasorchester ein bisschen motivieren, sagt die Jugendleiterin.