Schwäbische Zeitung (Biberach)
Land investiert neun Millionen Euro in Ställe am LAZBW in Aulendorf
Finanzministerium erteilt Baufreigabe
AULENDORF (sz/kik) - Der Wiederaufbau und die Weiterentwicklung nach dem großen Brand vor drei Jahren beginnt bald: Die Bauarbeiten für einen neuen Kälberstall und einen Stall mit automatischem Melksystem (AMS) am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) auf dem Atzenberg in Aulendorf sollen Ende des zweiten Quartals 2021 starten. Das Ministerium für Finanzen hat die Baufreigaben erteilt, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Das Land investiert in den Kälberstall rund 4,9 Millionen Euro und in den AMS-Stall etwa 3,8 Millionen Euro.
„Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg ist eine Lehr- und Forschungseinrichtung des Landes. In den modernen Ställen kann in Zukunft auf neuestem Stand geforscht, gelehrt und gelernt werden“, wird Finanzministerin Edith Sitzmann in dem Presseschreiben zitiert. „Knapp 9 Millionen Euro investieren wir in diese erste Phase der Modernisierung des Landwirtschaftlichen Zentrums.“
Die nun beginnende Umsetzung der geplanten Baumaßnahmen sei „ein wichtiger Schritt im Rahmen des Wiederaufbaus und der strategischen Weiterentwicklung des Landwirtschaftlichen Zentrums in Aulendorf“nach dem Großbrand am 8. April 2018. Bei der Planung sei „höchster Wert auf das Tierwohl“, aber auch zahlreiche Digitalisierungsund Automatisierungsprozesse gelegt worden.
Somit bestehe nach Angaben von Landwirtschaftsminister Peter Hauk in den Stallungen unter anderem die Möglichkeit einer automatisierten Einstreu der Liegebereiche mit Stroh oder alternativen organischen Materialien sowie der Einsatz einer automatisierten Fütterung mittels fortschrittlicher Tränketechnik beziehungsweise eines Fütterungsroboters.
Der neue Kälberstall mit sogenannten Zweiflächenbuchten, wo die Tiere neben einem Fressbereich auch eine Liegefläche vorfinden sowie einen offenen Laufhof, biete Platz für rund 150 Jungtiere. Der Stall sei die Voraussetzung für die Unterbringung der eigenen Nachzucht für den landwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsbetrieb. Auf dem Dach des Kälberstalls werde eine rund 710 Quadratmeter große Photovoltaikanlage installiert, die durchschnittlich 97 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen werde.
Auch für das Dach des neuen AMS-Stalls sei eine Photovoltaikanlage
vorgesehen: Mit rund 880 Quadratmetern Fläche sollen durchschnittlich 120 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden, teilt das Ministerium weiter mit.
Im neuen AMS-Stall, der als dreireihiger Milchviehlaufstall mit offenen Längsseiten und einem außen liegenden Laufhof geplant ist, können laut Ministerium 65 Kühe gemolken werden. Die Zuluft werde durch verstellbare Wind- und Sonnenschutznetze temperaturabhängig geregelt.
Eine der wichtigsten Aufgaben des LAZBW am Standort Aulendorf ist neben der Bearbeitung praxisrelevanter Projekte die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit den beiden Neubauten können laut Ministerium vor allem Entwicklungen im Bereich Digitalisierung unter dem Stichwort „Milchviehhaltung 4.0“aufgegriffen werden.
Für die Neuordnung des LAZBW in Aulendorf wurde nach weiteren Angaben des Ministeriums ein Masterplan mit insgesamt fünf Entwicklungsphasen erarbeitet. Die beiden in Holzbauweise geplanten Stallneubauten seien Teil der ersten Entwicklungsphase, sie werden durch das Amt Ravensburg des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg im Rahmen der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg umgesetzt. Beide Stallgebäude seien als Kaltställe konzipiert; das bedeute, dass das Klima im Inneren weitgehend dem Außenklima entspreche. Die Bauten würden vorwiegend aus Brettschichtholz errichtet. Sie sollen im Frühjahr 2023 fertiggestellt sein. Der Holzbau spiele für das Land BadenWürttemberg als Bauherr eine wichtige Rolle, um nachhaltig zu bauen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Der Wangener Landtagsabgeordnete Raimund Haser (CDU) hatte sich für die Weiterentwicklung eingesetzt und brachte seine Freude über die Investition zum Ausdruck. „Während über Jahre hinweg die meisten neu gebauten Milchviehställe einen höheren Standard aufwiesen, als dies im Zentrum in Aulendorf der Fall war, investiert das Land nun in eine zukunftsfähige Milchwirtschaft, die Ertragskraft und Tierwohl, aber auch Digitalisierung und Arbeitserleichterung unter einen Hut bringt.“Er glaube an die Zukunft der Milchwirtschaft im Allgäu und in Oberschwaben – und das Land auch, wie er mitteilte. Die Investition zeige auch: „Unsere Kulturlandschaft braucht Tiere. Milchwirtschaft und Grünland gehören zusammen.“