Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mehr Schüler, größeres Angebot

Jugendmusi­kschule kostet Ochsenhaus­en jährlich viel Geld – doch Sparpotenz­ial gibt es kaum

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Er ist einer der meistdisku­tierten Punkte bei den Haushaltsv­orberatung­en im Ochsenhaus­er Gemeindera­t gewesen: der Abmangel der städtische­n Jugendmusi­kschule. Auf rund 300 000 Euro soll sich das Minus in diesem Jahr belaufen – ein Betrag, der bei den Gemeinderä­ten für viele Fragen sorgte. Schulleite­rin Susanne FeixTreß war deshalb in der Sitzung des Verwaltung­s-, Schul- und Kulturauss­chusses am Dienstag zu Gast und erklärte die finanziell­e Situation. Dabei sagte sie auch: „Mehr zu sparen ist eigentlich unmöglich.“

Ausgangspu­nkt für die Diskussion­en im Gemeindera­t war der Haushaltsp­lanentwurf, der für die Jugendmusi­kschule zunächst einen Abmangel von fast 370 000 Euro aufgeliste­t hatte. Dies wären 60 Prozent mehr als noch im Vorjahr (225 000 Euro). Nach einer abermalige­n Kalkulatio­n, in die unter anderem höhere Gebühren und Zuschüsse einflossen, beläuft sich der Abmangel für 2021 „nur“noch auf knapp 300 000 Euro. Mit diesem Betrag verabschie­dete der Gemeindera­t vergangene Woche auch den Haushalt.

Bereits in der Januar-Sitzung war den Mitglieder­n des Kulturauss­chusses erklärt worden, dass die um 100 000 Euro höheren Personalko­sten im Vergleich zum Vorjahr durch zwei neue Lehrkräfte, die Tariferhöh­ung sowie Stufenstei­gerungen und Deputatser­höhungen zustande gekommen sind. Außerdem waren in der 2020er-Kalkulatio­n Personalko­sten für Honorarkrä­fte in Höhe von 29 000 Euro vergessen worden.

Am Dienstag verdeutlic­hte Susanne Feix-Treß, seit 2015 Leiterin der Jugendmusi­kschule, dass der Großteil der Ausgaben auf die Personalko­sten zurückzufü­hren ist. 732 Schüler würden derzeit von 23 Lehrkräfte­n unterricht­et. Fast alle Lehrkräfte hätten Tarifvertr­äge für den Öffentlich­en Dienst (TvÖD), nachdem der Gemeindera­t dies gewünscht habe.

Feix-Treß nahm auch kurz Bezug auf einen Gemeindera­tsbeschlus­s aus dem Jahr 2005, als für den Abmangel der Jugendmusi­kschule eine Obergrenze von 200 000 festgelegt worden war. Die Jugendmusi­kschule sei jedoch mit jener vor 16 Jahren nicht mehr vergleichb­ar. Allein die Schülerzah­l sei seinerzeit mit 505 wesentlich niedriger gewesen, das Angebot heutzutage deutlich größer. Die Personalko­sten hätten 2005 noch 510 000 Euro betragen, in diesem Jahr seien es 634 000 Euro. Die Schulleite­rin wies darauf hin, dass dieser Betrag allein schon durch Tariferhöh­ungen in den nächsten Jahren weiter steigen wird.

Trotz des in diesem Jahr größeren Zuschussbe­darfs durch die Stadt plädiere sie nicht für eine Gebührener­höhung, sagte Feix-Treß. Sie hoffe, dass man damit in der aktuellen Lage noch ein Jahr warten könne. Zu möglichen Einsparmaß­nahmen sagte sie, dass nach der Pandemie wieder mehr Gruppenunt­erricht möglich sei. Grundsätzl­ich gehe sie aber sehr pflichtbew­usst mit dem zur Verfügung stehenden Geld um. Noch mehr zu sparen sei praktisch nicht möglich, irgendwann seien Grenzen erreicht.

Viel Lob und Anerkennun­g gab es für die Arbeit der Jugendmusi­kschule

und des Freundeskr­eises (s. Kasten) von den Gemeinderä­ten. „Wir sind froh, dass es eine solche Einrichtun­g in Ochsenhaus­en gibt“, sagte Claudia Leitritz (Freie Wähler). Weniger glücklich seien die Räte über die Höhe des Abmangels. Sie hoffe, so Leitritz, dass das Minus zumindest in der aktuellen Größenordn­ung gehalten werden könne. Frank Gmeinder (SÖB) lobte die Jugendmusi­kschule als „mit das wichtigste Angebot im kulturelle­n Bereich“. Aufgabe des Gemeindera­ts sei es, die Gebühren regelmäßig anzupassen. Letzten Endes sei auch klar, dass die Jugendmusi­kschule die Stadt Geld koste. „Dazu müssen wir uns auch bekennen.“

Renate Schlegel (CDU) erklärte wie mehrere andere Gemeinderä­te, dass die Entscheidu­ng für den TvÖD die richtige gewesen sei und folgericht­ig höhere Personalko­sten entstünden. Susanne Feix-Treß habe vermittelt, dass der Umgang mit den vorhandene­n Ressourcen „äußerst sorgsam“erfolge. Insofern könne sie mit einem Abmangel in dieser Höhe leben, sagte Schlegel. Auch Alexander Weiß (CDU) erklärte, ein Abmangel in dieser Höhe sei „mehr als gerechtfer­tigt“.

Einmal mehr tauchte auf Nachfrage von Peter Schoch (Freie Wähler) das Thema auf, dass umliegende Gemeinden, deren Kinder Musikunter­richt in Ochsenhaus­en bekommen, sich finanziell nicht beteiligen. Susanne Feix-Treß erklärte, sie sei über die auswärtige­n Schüler dankbar. Außerdem zahlten diese höhere Beiträge. Und Amtsleiter Michael Schmid-Sax wiederholt­e, dass eine Beteiligun­g jener Gemeinden, deren Schüler die Jugendmusi­kschule besuchen, wünschensw­ert wäre. „Aber diese Bereitscha­ft war bislang nicht da, bei uns kam kein einziger Euro an.“

Ehe der Gemeindera­t den Bericht der Schulleite­rin zustimmend zur Kenntnis nahm, fasste Bürgermeis­ter Andreas Denzel zusammen: „Wir haben eine qualitativ sehr gut aufgestell­te Jugendmusi­kschule, die auch effizient geführt wird.“

Wie Jonathan Gräter erklärte, habe der Fördervere­in die Jugendmusi­kschule seit 2015 mit knapp 36 000 Euro unterstütz­t.

Franz Habrik betonte, dass der Freundeskr­eis einen „kleinen Beitrag zu mehr Chancengle­ichheit“leisten wolle. Mit „einiger Besorgnis“habe er im Übrigen die Diskussion­en über eine mögliche Gebührener­höhung vernommen. „Wir halten eine Gebührener­höhung derzeit für nicht angebracht“, sagte Habrik. Generell müsse die Stadt Ochsenhaus­en auch bei den „weichen Standortfa­ktoren“etwas bieten. „Dazu gehört die Jugendmusi­kschule.“(tr)

 ?? FOTO: JUGENDMUSI­KSCHULE OCHSENHAUS­EN ?? Erst vor wenigen Wochen wurde an der Jugendmusi­kschule Ochsenhaus­en ein Medienraum eingericht­et. Diese Woche stellten Schulleite­rin Susanne Feix-Treß sowie Franz Habrik (l.) und Jonathan Gräter vom Freundeskr­eis den Gemeinderä­ten ihre Arbeit vor.
FOTO: JUGENDMUSI­KSCHULE OCHSENHAUS­EN Erst vor wenigen Wochen wurde an der Jugendmusi­kschule Ochsenhaus­en ein Medienraum eingericht­et. Diese Woche stellten Schulleite­rin Susanne Feix-Treß sowie Franz Habrik (l.) und Jonathan Gräter vom Freundeskr­eis den Gemeinderä­ten ihre Arbeit vor.

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