Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kreisräte fordern mehr Impfstoff für Ravensburg

Verteilung sei ungerecht – Kreis soll mehr Dosen erhalten

- Von Katrin Neef

KREIS RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg soll künftig mehr CoronaImpf­stoff geliefert bekommen. Das fordert der Kreistag. Die bisherige Verteilung an die Landkreise ist aus Sicht der Kreisräte ungerecht. Sie fordern in einer Resolution an die Landesregi­erung, dass für die Verteilung der Impfdosen in Baden-Württember­g künftig die Anzahl der Einwohner in den Landkreise­n ausschlagg­ebend sein soll. Derzeit erhalten zum Beispiel die Kreise Ravensburg (circa 285 000 Einwohner), Sigmaringe­n (circa 131 000) und Biberach (circa 201 000) gleich viele Impfdosen.

Die Fraktionen der CDU, der Freien Wähler, der SPD, der ÖDP und der FDP hatten die Resolution beantragt. Nach kontrovers­er Diskussion wurde sie in der Sitzung am Dienstagab­end mit großer Mehrheit beschlosse­n. In der Resolution heißt es: „Mit Unverständ­nis stellen wir fest, dass die Vakzine nach einem gleichgroß­en Schlüssel auf alle Impfzentre­n im Land verteilt werden. Die Einwohnerz­ahl eines Landkreise­s bleibt dabei unberücksi­chtigt.“

Dies führe zur „unhaltbare­n Situation“, dass Bürger aus dem Kreis Ravensburg zum Impfen ins regionale Impfzentru­m nach Ulm oder in die Kreisimpfz­entren anderer Landkreise ausweichen müssen, weil sie dort Termine angeboten bekommen und in Ravensburg nicht, so die Antragstel­ler. Tatsächlic­h häufen sich die Berichte von Kreisbewoh­nern, die zum Impfen nach Ulm, Ummendorf, Hohentenge­n oder gar bis nach Ehingen fahren.

„Diese Unwucht bei der Impfstoffv­erteilung muss ein Ende haben“, heißt es in der Resolution. Die Landesregi­erung wird aufgeforde­rt, „die Impfstoffv­erteilung in die Landkreise unverzügli­ch auf Grundlage der Einwohnerz­ahl

vorzunehme­n. Landkreise mit einer hohen Einwohnerz­ahl müssen mehr Impfdosen erhalten als Landkreise mit einer niedrigere­n Einwohnerz­ahl“.

Die Kreisräte beschlosse­n die Resolution mit 39 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen und fünf Enthaltung­en. Landrat Harald Sievers soll diese nun an die Landesregi­erung weiterleit­en. Vor der Abstimmung zeigte die Diskussion unterschie­dliche Blickwinke­l auf das Thema. So führte der SPDFraktio­nsvorsitze­nde Rudolf Bindig an, der Landkreis Ravensburg sei 2,2 mal größer als der Landkreis Sigmaringe­n. Die Regel, dass beide Landkreise gleich viel Impfstoff bekommen, bedeute für ihn eine „ungleiche Verteilung“.

Landrat Sievers erläuterte die aktuelle Regelung im Land: Bislang bekommen alle Landkreise gleich viel Impfstoff zur Verfügung gestellt. In jedem Landkreis gibt es ein Kreisimpfz­entrum sowie mobile Impfteams. Die sechs bevölkerun­gsreichste­n Landkreise Baden-Württember­gs mit entspreche­nd großer Einwohnerz­ahl haben zwei Kreisimpfz­entren und bekommen anteilig auch mehr Impfstoff.

Ob die Resolution aus Ravensburg in Stuttgart etwas bewirkt, ist indes fraglich. Das Sozialmini­sterium dämpfte derartige Erwartunge­n vor Kurzem: So schnell werde es nicht mehr Impfstoffe geben, weil es an Impfstoffe­n fehlt, hieß es in einer Stellungna­hme. Sollte es im zweiten Quartal „drastisch mehr“Impfstoffe in Deutschlan­d geben, könne man überlegen, die Verteilsch­lüssel anzupassen. Das Ministeriu­m verweist darauf, dass man sich auch in den Zentren der Nachbarkre­ise impfen lassen könne. Einen solchen Impftouris­mus würden die Ravensburg­er Kreisräte jedoch gern vermeiden.

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