Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kreisräte fordern mehr Impfstoff für Ravensburg
Verteilung sei ungerecht – Kreis soll mehr Dosen erhalten
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KREIS RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg soll künftig mehr CoronaImpfstoff geliefert bekommen. Das fordert der Kreistag. Die bisherige Verteilung an die Landkreise ist aus Sicht der Kreisräte ungerecht. Sie fordern in einer Resolution an die Landesregierung, dass für die Verteilung der Impfdosen in Baden-Württemberg künftig die Anzahl der Einwohner in den Landkreisen ausschlaggebend sein soll. Derzeit erhalten zum Beispiel die Kreise Ravensburg (circa 285 000 Einwohner), Sigmaringen (circa 131 000) und Biberach (circa 201 000) gleich viele Impfdosen.
Die Fraktionen der CDU, der Freien Wähler, der SPD, der ÖDP und der FDP hatten die Resolution beantragt. Nach kontroverser Diskussion wurde sie in der Sitzung am Dienstagabend mit großer Mehrheit beschlossen. In der Resolution heißt es: „Mit Unverständnis stellen wir fest, dass die Vakzine nach einem gleichgroßen Schlüssel auf alle Impfzentren im Land verteilt werden. Die Einwohnerzahl eines Landkreises bleibt dabei unberücksichtigt.“
Dies führe zur „unhaltbaren Situation“, dass Bürger aus dem Kreis Ravensburg zum Impfen ins regionale Impfzentrum nach Ulm oder in die Kreisimpfzentren anderer Landkreise ausweichen müssen, weil sie dort Termine angeboten bekommen und in Ravensburg nicht, so die Antragsteller. Tatsächlich häufen sich die Berichte von Kreisbewohnern, die zum Impfen nach Ulm, Ummendorf, Hohentengen oder gar bis nach Ehingen fahren.
„Diese Unwucht bei der Impfstoffverteilung muss ein Ende haben“, heißt es in der Resolution. Die Landesregierung wird aufgefordert, „die Impfstoffverteilung in die Landkreise unverzüglich auf Grundlage der Einwohnerzahl
vorzunehmen. Landkreise mit einer hohen Einwohnerzahl müssen mehr Impfdosen erhalten als Landkreise mit einer niedrigeren Einwohnerzahl“.
Die Kreisräte beschlossen die Resolution mit 39 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen. Landrat Harald Sievers soll diese nun an die Landesregierung weiterleiten. Vor der Abstimmung zeigte die Diskussion unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema. So führte der SPDFraktionsvorsitzende Rudolf Bindig an, der Landkreis Ravensburg sei 2,2 mal größer als der Landkreis Sigmaringen. Die Regel, dass beide Landkreise gleich viel Impfstoff bekommen, bedeute für ihn eine „ungleiche Verteilung“.
Landrat Sievers erläuterte die aktuelle Regelung im Land: Bislang bekommen alle Landkreise gleich viel Impfstoff zur Verfügung gestellt. In jedem Landkreis gibt es ein Kreisimpfzentrum sowie mobile Impfteams. Die sechs bevölkerungsreichsten Landkreise Baden-Württembergs mit entsprechend großer Einwohnerzahl haben zwei Kreisimpfzentren und bekommen anteilig auch mehr Impfstoff.
Ob die Resolution aus Ravensburg in Stuttgart etwas bewirkt, ist indes fraglich. Das Sozialministerium dämpfte derartige Erwartungen vor Kurzem: So schnell werde es nicht mehr Impfstoffe geben, weil es an Impfstoffen fehlt, hieß es in einer Stellungnahme. Sollte es im zweiten Quartal „drastisch mehr“Impfstoffe in Deutschland geben, könne man überlegen, die Verteilschlüssel anzupassen. Das Ministerium verweist darauf, dass man sich auch in den Zentren der Nachbarkreise impfen lassen könne. Einen solchen Impftourismus würden die Ravensburger Kreisräte jedoch gern vermeiden.