Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zerbrechliche Idylle
Die Leutkircherin Christina Baumann bemalt Eier kunstvoll mit Kinderwelten und Janosch-Figuren
Das Wohnzimmer der Baumanns in Leutkirch verrät – nicht nur im Frühling – auf den ersten Blick: Hier hat jemand ein Faible für kunstvolle Ostereier. Bunt bemalt, bedruckt, gebatikt, beklebt, verziert, gefräst oder geschnitzt liegen und stehen unzählige Eier in einer Glasvitrine und in einem Couchtisch mit Glasplatte. Manche winzig klein von der Zwergwachtel, manche so groß, wie Straußeneier nun mal sind. Aus aller Herren Länder kommen diese kunstvoll gestalteten Ostereier, dazwischen verstecken sich allerdings auch welche, die im Haus selbst entstanden sind. Und zwar gleich im Zimmer nebenan. Dort hat sich Christina Baumann eine kleine Werkstatt eingerichtet.
„Ich brauche eigentlich gar nicht viel für mein Hobby“, erklärt die 67Jährige. Ein Tisch, ein Stuhl, gutes Licht, Aquarellfarben, feine Rotmarderpinsel und Seidenlack. Und natürlich ausgeblasene und gesäuberte Eier in allen Größen. Die bestellt sie beim Fachhändler, um sie anschließend zu bemalen – entweder mit Motiven aus den Janosch-Kinderbüchern oder mit naiver Malerei, die kleine Mädchen und Buben in ihrer verspielt-romantischen Welt zeigt. So wird zum Beispiel ein simples Hühnerei in wenigen Stunden zu einer Hommage an den Erfinder der Tigerente und des kleinen Bären oder zu einer Blumenwiese, auf der zwei Kinder herumtollen.
Manche Eier sind rundum bemalt und lohnen ein genaues Betrachten. Auf einem spielen zwei Kinder Ball, daneben schiebt ein Mädchen den Puppenwagen, während die schwarz-weiße Katze durch die Wiesen streunt, ein Hase zwischen den
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as Fest der Auferstehung Christi ist in ganz Europa mit fantasievollen Bräuchen verbunden. Leider fallen auch in diesem Jahr Großveranstaltungen in ganz Europa wegen der Corona-Epidemie aus. Davon sind auch österliche Messen und Prozessionen betroffen. Wir stellen Osterbräuche in ganz Europa vor, die selbst in der aktuellen Lage zelebriert werden können.
Frankreich: Reisende Glocken mit süßem Inhalt
Warum die Glocken von Gründonnerstag bis Ostersonntag schweigen, hat mehrere Erklärungen: entweder vor Trauer über die Kreuzigung Jesu Christi, die erst mit der Auferstehung zu Ende geht – oder, und das ist eher bildlich zu sehen, weil die Glocken am Gründonnerstag nach Rom aufbrechen. Dort lassen sie sich vom Papst segnen und packen für die Kinder zu Hause Geschenke ein. Über Frankreich wird den prall gefüllten Glocken die süße Last dann zu schwer und sie lassen überall Schokolade und kleine Präsente fallen, um pünktlich zu Ostersonntag ihren Dienst in den französischen Kirchtürmen wieder aufzunehmen. Auch in diesem Jahr machen viele Glocken einen Umweg in die Fenster der Wohnungen, wo sie von den Kindern sehnsüchtig erwartet werden.
Italien: Osterkuchen und Milchlämmer
Prunkvolle Prozessionen und leidenschaftliche Passionsspiele, wie sie gerade in Italiens Süden den Mittelpunkt der Osterfeierlichkeiten darstellen, gibt es auch dieses Jahr nicht. Die päpstlichen Gottesdienste der Kar- und Ostertage in Rom werden
Blumen hervorlugt, Vögel am blauen Himmel durch die Luft flattern und im Hintergrund ein kleines Dorf mit Kirche und Bauernhof steht. Erstaunlich, wie viel Idylle auf so ein Ei passt! Manchmal sogar ein ganzes Universum. Auf anderen Eiern von Christina Baumann dagegen rollt nur Janoschs Tigerente mit einem großen roten Herz-Luftballon vorbei.
Die Janosch-Eier sind zum Markenzeichen der Künstlerin geworden. ohne die Anwesenheit von Gläubigen stattfinden, die Generalaudienzen des Papstes und die AngelusGebete bis zum 12. April ausschließlich als Livestream im Internet verbreitet. Den Segen „Urbi et Orbi“gibt es natürlich dennoch. Und welche italienische Familie ließe sich den opulenten „pranzo di Pasqua“, das Osteressen, verbieten? Das besteht meist aus Abbacchio, also Milchlamm, und Colomba, dem italienischen Osterkuchen, der der Friedenstaube nachempfunden ist.
Spanien: Osterfeier und gefühlsreiche Prozessionen
Das sprichwörtliche spanische Temperament zeigt sich auch zu Ostern. Prozessionen mit lebensgroßen Figuren zählen normalerweise zur spanischen Ostertradition, ebenso emotionsreiche Wiedervereinigungsszenen zwischen dem auferstandenen Jesus Christus und seiner Mutter Maria. Auf all das werden die Spanier auch in diesem Jahr verzichten müssen. Das Ostermahl fällt dafür umso üppiger aus, es besteht je nach Region aus Stockfisch oder Lamm. Selbstverständlich dürfen die würzigen Panades oder die süßen Robiols, Teigtaschen mit Fleisch- oder Fischfüllung Wenn sie wie in Vor-CoronaZeiten zu sechs bis acht großen Ostereier-Ausstellungen in Süddeutschland und in der Schweiz reist, hat sie natürlich aber auch ihre Kinder-Eier mit im Gepäck. In diesem Jahr allerdings sind sämtliche Ausstellungen wegen der Pandemie abgesagt worden, Christina Baumann verkauft ihre Exemplare derzeit nur über Bestellungen an Stammkunden oder im Freundesund
oder deren süße Variante, dabei nicht fehlen.
Schweden: Osterhexen und bunte Birkenzweige
Zu Ostern wird in Schweden das Haus mit dem traditionellen Paskris, einem Birkenzweig, behangen und mit Eiern, Federn oder kleinen Küken geschmückt. Die Kinder verkleiden sich als Osterhexen, Poskkärringar, und erbeuten in der Nachbarschaft oder aufgrund geltender Corona-Beschränkungen
Bekanntenkreis. Fünf bis 80 Euro kostet ein Exemplar, je nach Größe und Art der Bemalung.
Die Ausstellungen vermisst die Leutkircherin schon sehr. Nicht des Verkaufs, sondern des Kontakts wegen. „Die Eierkünstler sind wie eine Familie. Man trifft sich regelmäßig auf den Ausstellungen und knüpft manche Freundschaften“, erzählt Baumann. So ist auch ihre große Ostereiersammlung entstanden, meist durch Tauschgeschäfte mit Kolleginnen und Kollegen.
Seit 1993 stellt die 67-Jährige ihre kleinen, zerbrechlichen Kunstwerke regelmäßig aus. Mit dem Malen hat sie aber schon viel früher begonnen. „Ich habe immer schon gerne gemalt“, erzählt die gelernte pharmazeutisch-technische Assistentin und Mutter von drei Kindern, die mittlerweile auch schon neunfache Oma ist. Großformatige Bilder moderner
Kunst an den Wänden ihres Hauses zeugen davon. Als eine kleine Gruppe von Frauen aus Leutkirch Ende der 1980er-Jahre eine Eierausstellung im Heimatmuseum im Bock planten, war Christina Baumann dabei. Ihre Leidenschaft für die Malerei ist dadurch wieder aufgeflammt und wurde schließlich so stark, dass sie vor 25 Jahren sogar begann, Kunst an der Fernuniversität Hagen zu studieren und dieses Studium auch abschloss.
Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass es inzwischen zwei Kinderbücher von Christina Baumann gibt. Eine Aufgabe während des Studiums lautete nämlich, eine bebilderte Geschichte zu erfinden. Was lag für die Ostereiermalerin näher, als den Hasen Hans zu erfinden? Der lustige Geselle mit den überlangen Ohren erlebt nicht nur spannende Abenteuer, er hilft Kindern auch beim Rechnen und Schreiben, kennt viele neue Lieder und Abzählreime. 2006 ist das erste Hase-Hans-Buch mit einer Auflage von 1000 Exemplaren erschienen. Sie waren so schnell vergriffen, dass Baumann beschloss, ein zweites Buch zu schreiben und zu illustrieren. 2013 wurden dann die „Neuen Geschichten vom Hasen Hans“aufgelegt.
Doch ihre eigentliche Liebe gilt nach wie vor der Eiermalerei. „Wenn ich heute zum Pinsel greife, dann, um Eier zu bemalen. Dabei kann ich abschalten und entspannen“, verrät Künstlerin Baumann. Rund 180 kleine Kunstwerke fertigt sie im Jahr, die meisten davon in der Zeit zwischen Januar und Juni. Also beileibe nicht nur zur Osterzeit.
Einen Überblick über das Schaffen von Christina Baumann gibt es auf der Internetseite www.hasundei.de