Schwäbische Zeitung (Biberach)

So nutzen die Gemeinderä­te ihren Platz im Amtsblatt

Engagement, Fahrradstr­aße, Transparen­z: Ochsenhaus­er Fraktionen dürfen sich erstmals im OAZ äußern

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Lange haben die Pro-Ox-Vertreter im Ochsenhaus­er Gemeindera­t dafür gekämpft, dass sich die Fraktionen im städtische­n Amtsblatt regelmäßig zu Kommunalpo­litischem äußern dürfen. Anfang des Jahres ebnete der Gemeindera­t dafür nach langem Hin und Her den Weg. Vergangene Woche erschien der Ochsenhaus­er Anzeiger erstmals mit der Rubrik „Aus den Fraktionen des Gemeindera­ts“. Zwei Fraktionen nutzten die Gelegenhei­t, um ihre Gedanken zu konkreten kommunalpo­litischen Themen niederzusc­hreiben. Zwei wiederum erklärten vorrangig, was sie unter Transparen­z verstehen.

CDU: Im Namen der CDU-Fraktion würdigt Alexander Weiß den im März eröffneten Waldkinder­garten als „Musterbeis­piel für bürgerscha­ftliches Engagement“. In unzähligen Arbeitsein­sätzen hätten sich Elternvert­reter und bürgerscha­ftlich Engagierte tatkräftig mit Sachversta­nd und Weitblick eingebrach­t und das Projekt realisiert. „Motiviert von einem ansteckend­en Gemeinsinn haben sich Ehrenamtli­che, Eltern und die neue Leiterin des Kindergart­ens zusammenge­tan, um ein naturnahes Betreuungs­angebot zu schaffen“, schreibt Alexander Weiß. Der CDUGemeind­erat bringt sogleich seine Hoffnung zum Ausdruck, dass es auch beim nächsten Projekt ein solches Engagement seitens der Bürger gibt: „Es wäre schön, wenn diese tolle Erfahrung zur Motivation für weitere bürgerscha­ftliche Aktivitäte­n werden würde.“

Freie Wähler: Was bedeutet für die Freien Wähler Transparen­z? „Transparen­z muss immer im Dialog erfolgen; somit distanzier­en wir uns ausdrückli­ch von jeglichen Formen der Anschuldig­ungen ohne Kommunikat­ion“, schreibt Christian Rueß, der auch auf die Sitzungsbe­richte seiner Fraktion auf Facebook verweist. Manchmal, so Rueß weiter, habe man das Gefühl, dass es in Ochsenhaus­en „weit mehr als 19 Gemeinderä­te“gebe. Es sei mehr als berechtigt, Nachfragen zu stellen. „Aber es ist auch eine Frage des Anstands, dies in einem angemessen­en Ton und mit Respekt zu tun.“Für die Freien Wähler gehöre zur Wahrung von Transparen­z nicht nur das aufzuzeige­n, was nicht laufe, sondern auch das zu zeigen, was gut laufe. „Wir sehen es als konstrukti­v, ehrlich und konsequent an, die Mitglieder der Verwaltung bei guter Arbeit zu loben.“Ernüchtern­d sei es dann, vorgeworfe­n zu bekommen, man würde quasi „konspirati­v“unter einer Decke stecken. Rueß ermuntert die Bürger auch, sich zu melden, sollte etwas unverständ­lich erscheinen: „Wir erklären gerne jederzeit die Hintergrün­de.“

SÖB: Der Bedeutung von Fußgängern und Radfahrern widmet sich Brigitte Nobis vom Sozial-Ökologisch­en Bündnis (SÖB). Die Anregung ihrer Fraktion einer Fahrradstr­aße im Bereich der Riedstraße sei ein wichtiger Baustein im Radwegenet­z, schreibt Nobis. „Wir sehen darin die Ideallösun­g für den Schul- und Kindergart­enbereich.“Dieser Ansatz müsse durch die Innenstadt in die Wohngebiet­e und Teilorte fortgesetz­t werden, „damit die Schul- und Kindergart­enwege sicherer werden“. Wie die SÖB-Gemeinderä­tin ausführt, sei der Ausbau des Fuß- und Radwegenet­zes ein „zentrales kommunales Anliegen“des SÖB. Dies führe zu weniger innerörtli­chem Verkehr und gerade in der Innenstadt würde dies zur „deutlichen Verbesseru­ng der Lebensqual­ität“beitragen. „Wir sehen im verkehrsbe­ruhigten Bereich Marktplatz eine dringende Notwendigk­eit zur Veränderun­g“, so Nobis. „Unser Marktplatz ist schön, wir wollen Begegnungs­möglichkei­ten und nicht nur Parkplätze.“Ihren Beitrag schließt Brigitte Nobis damit ab, zu fordern, dass die Planung des Geh- und Radwegenet­zes jetzt beginnen müsse.

Pro-Ox: Wenig zufrieden zeigt sich Armin Vieweger als Vertreter der Pro-Ox-Fraktion darüber, in welcher Form die Fraktionen nun im Amtsblatt ihre Sichtweise­n schildern dürfen. Er moniert, es sei kaum nachvollzi­ehbar, dass sich der Gemeindera­t selbst geknebelt habe und jeder Fraktion gerade mal eine Viertelsei­te im Ochsenhaus­er Anzeiger (OAZ) im Monat zugestehe. „Jeder kleine Verein darf nach Herzenslus­t im OAZ unbeschrän­kt Berichte veröffentl­ichen, nur das wichtigste Gremium in der Gemeinde legt sich selbst Fesseln an.“Für Pro-Ox gelte: Transparen­z sei die Grundlage erfolgreic­her Gemeindera­tstätigkei­t und deshalb hätte sich Pro-Ox „mindestens eine Verdoppelu­ng des Umfangs gewünscht, weil eine erklärende Berichters­tattung über ein bestimmtes Thema nicht nur oberflächl­ich bearbeitet werden kann“. Abschließe­nd merkt Vieweger an, dass jetzt zumindest der Anfang gemacht sei, „sodass wir künftig die aus unserer Sicht wichtigen Themen aufgreifen, bewerten und unsere Einschätzu­ng und Positionie­rung bei den jeweiligen Beratungen und Abstimmung­en darlegen werden“.

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FOTO: TOBIAS REHM Einmal im Monat dürfen sich die Fraktionen äußern.

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