Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wohlschmeckende Löffel und leckere Teller
Das Verbot von Einwegplastik in der EU soll Mensch und Umwelt schützen – Chance für neue Absatzmärkte
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Porsche plant Joint Venture für Hochleistungsbatteriezellen
STUTTGART/TÜBINGEN (dpa) Der Sportwagenbauer Porsche treibt seine Planungen für ein Joint Venture mit anderen Partnern zur Herstellung von Hochleistungsbatteriezellen voran. Das Bundeskartellamt führt ein zu diesem Zweck geplantes Gemeinschaftsunternehmen derzeit auf seiner Website in einer Liste laufender Fusionskontrollverfahren auf. An der Firma mit dem Namen Cellforce Group mit Sitz in Tübingen sollen demnach neben Porsche auch die Fraunhofer-Ausgründung Custom Cells aus Itzehoe in Schleswig-Holstein sowie der Stuttgarter Softwareentwickler P3 Group beteiligt sein. Bis wann mit einer Freigabe durch das Kartellamt zu rechnen ist, blieb offen.
Bezos spricht sich für höhere Unternehmenssteuern aus
SEATTLE/WASHINGTON (dpa) Der weltgrößte Onlinehändler Amazon steht seit Langem wegen Steuervermeidung in der Kritik, jetzt spricht sich ausgerechnet Konzernchef Jeff Bezos für höhere Abgaben aus. „Wir unterstützen eine Anhebung des Unternehmenssteuersatzes“, erklärte Bezos am Dienstag in einer im Firmenblog von Amazon veröffentlichten Stellungnahme. Der Multimilliardär ermutigte Kongress und Regierung zu einer „richtigen, ausgewogenen Lösung, die die Wettbewerbsfähigkeit der USA aufrechterhält oder erweitert“.
Leasingspezialist Grenke mit weniger Neugeschäft
BADEN-BADEN (dpa) - Der wegen seiner Bilanzierung in der Kritik stehende Leasingspezialist Grenke hat im ersten Quartal auch wegen der Corona-Pandemie deutlich weniger Neugeschäft verbucht als im Vorjahr. Das Leasing-Neugeschäft sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 46 Prozent auf 365,8 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Baden-Baden mitteilte. Zum Stand der Untersuchungen bezüglich der Kritik an der Bilanzierung rechnet Grenke bald mit Neuigkeiten. Aktuell laufen die Prüfungen durch die von der Finanzaufsicht Bafin beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars sowie der parallelen Jahresabschlussprüfung durch KPMG.
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HEIDENHEIM - Die Idee kam Hemant Chawla in seinem Heimatland Indien. Auf einem Festival bestellte er ein Reisgericht, aber der Stand hatte keine Löffel mehr. Stattdessen reichte ihm der Verkäufer Brot. Die Idee, Besteck aus Brotteig herzustellen, war geboren. Der 25-Jährige arbeitete den Einfall zu einem Geschäftsmodell aus: Das Göttinger Start-up Kulero bietet unter anderem Löffel direkt zum Mitessen an. Seit 2019 produziert Chawla und mit seiner Geschäftspartnerin Juliane Schöning essbares Besteck und Geschirr.
Und wie andere Unternehmen hofft Kulero auf einen Boom ihrer Produkte – schließlich ist von Juli an Einwegplastik in der gesamten Europäischen Union verboten. Und Chawla hat für Besteck und Schüsseln aus Plastik wohlschmeckende und leckere Alternativen. Kulero verkauft Löffel, Schüsseln, Strohhalme und Teller in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Das essbare Besteck gibt es in süß, neutral und mit Pfeffer und Masala, einer indischen Würzmischung. Dabei geben die Produkte keinen Geschmack an die Mahlzeit ab. Erst von 30 Minuten an weichen sie in heißen Flüssigkeiten auf, bei kalten Flüssigkeiten dauert es länger.
Kulero produziert in Westindien und seit 2021 in Baden-Württemberg bei dem Heidenheimer Kekshersteller Werz. „Mit dem Traditionsunternehmen haben wir einen passenden Produktionspartner gefunden, der ebenfalls für Werte wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz steht“, sagt Chawla. „Wir wollten regionale Produkte in Bioqualität. Werz verwendet außerdem keinen Industriezucker, das war ein weiterer Pluspunkt.“
Obwohl sich die Produkte von Kulero für die Außer-Haus-Gastronomie eignen, ist der Umsatz durch die Corona-Pandemie zunächst eingebrochen. „Wenn Sie Essen zum Mitnehmen bestellen, bekommen Sie in der Regel kein Besteck“, gibt Juliane Schöning zu bedenken. Daher setzt das Start-up nun vor allem auch auf
„krisensichere Kunden“. Abnehmer seien Supermärkte wie Edeka und Rewe, aber auch Gefängnisse und Psychiatrien. Psychiatrien? „Ja“, sagt Schöning. Die Patienten können sich mit Besteck aus Metall oder Plastik selbst verletzen. Mit Brotbesteck gehe das nicht so leicht. Ähnlich in Gefängnissen: Da gehe es nicht um Nachhaltigkeit, sondern um Sicherheit. Mittlerweile beliefert Kulero nach eigenen Angaben 30 Prozent der Gefängnisse deutschlandweit.
Mittlerweile setzt Kulero zwischen 50 000 und 60 000 Euro im Monat um. Mit dem Verbot von Einwegplastik rechnen die Gründer außerdem mit einer erhöhten Nachfrage. Zwar gibt es auch Alternativen aus Papier, Holz und abbaubarem Plastik, aber die brächten jeweils Nachteile wie etwa ein unangenehmes Mundgefühl bei Holzlöffeln mit sich. Die zwei Gründer sind sich daher sicher: „Es wird auf jeden Fall eine Marktlücke geben.“
Die Marktlücke „zero waste“(übersetzt: null Abfall) verfolgt auch Füllett. Das Unternehmen aus Dresden produziert wie Kulero To-goVerpackungen und Geschirr aus
Brot. Die Zutaten: Weizen- und Roggenmehl, Wasser, Rapsöl und Salz – alles biologisch produziert.
Doch nicht nur Teig ist ein Mittel der Wahl: In Norddeutschland entwickeln Wissenschaftler essbare Verpackungen aus Algen. Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) und die Hochschule Bremerhaven kooperieren dazu mit dem Fischhändler Nordsee.
Verpackungen aus Algen gehören in Indonesien schon zum Alltag. Evoware
produziert „biologisch abbaubare Alternativen zu Einweg-PlastikProdukten“aus Algen und Seegras. Die Produkte sollen nicht nur den Lebensunterhalt von Meeresalgenbauern aufbessern, wie das Unternehmen auf seiner Website schreibt – sie sind auch kompostierbar und essbar.
Essbar und vor allem unsichtbar sind auch neuartige Verpackungen in deutschen Supermärkten. Wer hierzulande Obst und Gemüse kauft, muss es zu Hause aus Unmengen Plastik schälen. Der Grund: Ohne Verpackung verderben viele Produkte schneller. Das US-Unternehmen Apeel (übersetzt: eine Schale) hat eine „zweite Haut“für Früchte und Gemüse entwickelt. Edeka testet sie aktuell an Avocados. Der Schutzfilm sei aus pflanzlichen Materialien und verlangsame den Wasserverlust und das Eindringen von Sauerstoff – zwei Hauptfaktoren für das Verderben, wie Edeka schreibt.
Das Verbot dürfte nicht nur die Umwelt entlasten. Plastik landet oft in Parks, an Uferböschungen oder am Strand. Dort muss es aufgesammelt werden. Passiert das nicht, zerbröselt es mit der Zeit.
Die Mikropartikel werden vom Wind fortgetragen, vom Regen in Flüsse, Seen und Meere gespült, wo sie von Vögeln und Fischen gefressen werden. Das Mikroplastik landet auf verschiedenen
Wegen wieder auf unseren Tellern und in unseren Gläsern.
Bis zu fünf Gramm Mikroplastik nehmen Menschen nach Angaben australischer Forscher täglich zu sich – abhängig von den Lebensumständen. Das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Die Untersuchung basiert auf Daten zu Mikroplastik – also Teilchen kleiner als fünf Millimeter - in der Atemluft, im Trinkwasser, in Salz, Bier und in Schalentieren. (dpa)