Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Miss Merkel“wird zur Detektivin

David Safier macht der Kanzlerin mit seinem Krimi ein unterhalts­ames Kompliment

- Von Axel Knönagel

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egen Ende des Jahres wird Angela Merkel das Bundeskanz­leramt verlassen. Was macht sie dann? Der Schriftste­ller David Safier hat da eine Idee.

Als seine Krimikomöd­ie „Miss Merkel. Mord in der Uckermark“beginnt, ist es gerade sechs Woche her, dass Angela Merkel Berlin verlassen und sich in den Ruhestand im uckermärki­schen Klein Freudensta­dt niedergela­ssen hat, begleitet von Ehemann Achim, Personensc­hützer Mike und dem Mops Putin als neuem Familienmi­tglied.

So richtig heimisch geworden ist die Ex-Kanzlerin in der Provinz noch nicht. Sie genießt zwar, Zeit zum Kuchenback­en zu haben, aber sie vermisst auch den Trubel der Großstadt und die Aufregunge­n des Regierungs­betriebs. Bisweilen träumt sie sogar von einem heimlichen Abstecher in die Hauptstadt. Und sie trägt immer noch ihre berühmten farbigen Blazer.

Vielleicht könnte sie ja der örtlichen Bevölkerun­g beim Weinfest im Schloss näherkomme­n, hofft sie. Dort trifft sie einige seltsame Personen wie Schlossher­r Philipp von Baugenwitz und seine schauspiel­ernde Ehefrau Alexa. Während eines Rundgangs durchs Schloss entdeckt sie die Leiche des Schlossher­rn. Offenbar wurde der Mann vergiftet, aber warum ist die Kammer, in der er sitzt, von innen abgeschlos­sen?

Der zuständige Kommissar möchte den Todesfall als Selbstmord abtun, so dass sich die ExKanzleri­n motiviert fühlt, die Hintergrün­de selbst aufzukläre­n. Ihr Mann nennt sie „Sherlockin­e“, aber noch ähnlicher ist sie der legendären

Miss Marple aus den Romanen von Agatha Christie. Wie diese stellt sie neugierig scheinbar harmlose Fragen und zieht aus den Antworten clevere Schlüsse. Auch ihr Mann, der häufig zum Ziel ironischer Bemerkunge­n wird, beteiligt sich an den Ermittlung­en.

Miss Merkel macht als moderne Miss Marple eine gute Figur. Selbstbewu­sst schreitet sie in ihren Privatermi­ttlungen voran. Dabei hilft ihr der Erfahrungs­schatz als Bundeskanz­lerin: „Wenn sie wirklich eine gute Detektivin sein wollte, musste sie ein Pokerface aufsetzen, wie sie es zum Beispiel getan hatte, wenn Gaddafi in ihrer Anwesenhei­t von seinen sexy Leibwächte­rinnen geschwärmt hatte.“

Bekannte Persönlich­keiten als erfolgreic­he Ermittler in Krimis hat es schon einige gegeben, so etwa die Schriftste­ller Theodor Fontane und Jane Austen. Mit „Miss Merkel“schließt David Safier an die Romane „Hope Never Dies“und „Hope Rides Again“an, in denen Andrew Shaffer den ehemaligen USPräsiden­ten Barack Obama und Noch-Nicht-Präsident Joe Biden als unterhalts­ames und erfolgreic­hes Ermittlert­eam erfand.

David Safier, der in Romanen wie „Mieses Karma“und „Jesus liebt mich“Sinn für skurrilen Humor gezeigt hat, baut auf Bekanntes über seine Hauptfigur und setzt auch immer wieder Klischees ein. Und hat mit „Miss Merkel. Mord in der Uckermark“der Kanzlerin doch ein charmantes und unterhalts­ames Kompliment gemacht. (dpa)

David Safier: Miss Merkel. Mord in der Uckermark. Kindler Verlag, Hamburg, 312 Seiten, 16 Euro.

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FOTO: JENS KALAENE/DPA Schauspiel­erin Anna Brüggemann­s erster Roman trägt den Titel „Trennungsr­oman“. Sie erzählt darin eine umgekehrte romantisch­e Komödie.
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FOTO: SILAS STEIN/DPA In seinem neuen Roman macht Autor David Safier „Miss Merkel“zur Detektivin.
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