Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mittelbiberach hat sich viel vorgenommen
Gemeinderat diskutiert über Großprojekte und erteilt Architektenauftrag für Kita Reute
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MITTELBIBERACH - Kitaneubau, Festhallensanierung, Rathausplatzumgestaltung und die Erweiterung des Reuter Kindergartens: Mittelbiberach hat sich viel vorgenommen. Angesichts dieses Pensums gab es Befürchtungen im Gemeinderat, dass es zu viel in zu kurzer Zeit wird. Denn die Verwaltung wird bei den Projekten stark gefragt sein. Am Ende gab das Gremium aber mehrheitlich seine Zustimmung, den nächsten Schritt für die Kita Reute anzugehen.
„Das ist ambitioniert, das gebe ich zu“, sagte Bürgermeister Florian Hänle der SZ. Das wichtigste Argument, vier große Vorhaben zeitlich eng getaktet anzugehen, sind für ihn die Landeszuschüsse, die jetzt fließen. „Ohne die Fördergelder würden wir das nicht machen“, sagte Hänle.
Mit geschätzten vier Millionen Euro stellt der Neubau des Mittelbiberacher Kindergartens das größte Projekt dar. Für den Bau wird ein Architektenwettbewerb durchgeführt, im Herbst soll das Preisgericht tagen. Dann folgen Planungsarbeiten und Bauantrag. Bürgermeister Florian Hänle rechnet mit der Baugenehmigung im Mai, Juni 2022. Danach soll die Umsetzung folgen. Ab dem Zeitpunkt – das wurde in der Sitzung deutlich – ist die Verwaltung stark mit dem Kitabau absorbiert.
Drei weitere Projekte befinden sich in der Pipeline, die die Verwaltung beanspruchen werden: Die Turn- und Festhalle soll saniert werden (SZ berichtete). Kosten: 1,9 Millionen Euro. 0,81 Millionen Zuschüsse sind bereits sicher. Den Architektenauftrag
hat der Gemeinderat vergeben.
Auf der Liste steht des Weiteren die Umgestaltung des Rathausvorplatzes. Geschätzte Kosten: 400 000 Euro. Das Projekt ist im Landessanierungsprogramm, bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten können hier als Zuschuss fließen. Der Gemeinderat hat einen Planer beauftragt.
Das vierte Vorhaben bildet die Erweiterung des Reuter Kindergartens. Ziel ist es, künftig auch punktuelle Ganztagsbetreuung anbieten zu können. Die Gemeinde hofft auf Mittel aus dem Entwicklungsprogramm für den Ländlichen Raum (ELR). Um den Antrag stellen zu können, muss bis September dieses Jahres eine Grobplanung vorliegen. Bis Februar 2022 sei mit einer Entscheidung über den Zuschuss zu rechnen, berichtete Hänle. Mit Ausschreibungen könnte dann im März begonnen werden.
Als Übergangslösung soll der Kindergarten den ehemaligen Raum der angrenzenden Ortsverwaltung nutzen. Ein Gruppenraum für zehn Kinder steht dadurch zur Verfügung. Gerade wird der erforderliche Wanddurchbruch gemacht.
Im Gemeinderat wurde diskutiert, ob die Kitaerweiterung wirklich 2022 umgesetzt werden sollte. Manfred Wonschak fürchtete, dass die Verwaltung das Alltagsgeschäft nicht mehr schaffen wird, wenn sie sich parallel um die vier Vorhaben kümmern muss. Auch Claus Nägele war skeptisch. „Sollte man nicht eines der Großprojekte schieben?“, fragte er und empfahl den Vorplatz noch nicht anzugehen. „Ich sehe es sehr kritisch“, sagte er.
Hänle machte deutlich, weshalb die Vorhaben aus seiner Sicht angegangen werden sollten, signalisierte aber auch, dass die Erweiterung notfalls geschoben werden könnte. Den Kitaneubau brauche man, führte er aus. Denn spätestens wenn die Mehrfamilienhäuser in Mittelbiberach gebaut seien, würden die Kindergartenplätze benötigt. Bei Hallensanierung und Vorplatz stünden die Förderungen jetzt zur Verfügung. „Für die Halle bekommen wir nie wieder so viel“, sagte er. Und der Vorplatz sollte aufgrund der Zeitschiene des Förderprogramms ebenfalls jetzt gemacht werden.
Von den Aufgaben, die auf die Verwaltung zukommen, seien er selbst und das Bauamt betroffen, andere Bereiche nicht. Es gelte, 2021 den Hauptfokus
auf die Festhalle und den Rathausplatz zu legen. „Das müssen wir so weit angestoßen haben, dass es über die Bühne läuft“, sagte Hänle. Dann folge die Reuter Kitaerweiterung. Man müsse die Zeit nutzen bis das Preisgericht für den Kindergartenneubau im Herbst tage, beziehungsweise bis zur Genehmigung des Neubaus. „Alles, was wir bis dahin unter Dach und Fach haben, klappt“, so Hänle.
Gemeinderätin und Architektin Birgit Raudies hielt das Ganze ebenfalls für machbar. „Ich glaube, es funktioniert“, sagte sie über die Idee, die Zeit, in der die Vorarbeiten für den Kitaneubau erfolgen, für die Halle und den Rathausplatz zu nutzen.
Hänle empfahl dem Gremium, den Architektenauftrag für die Erweiterung der Kita Reute zu erteilen. „Im schlechtesten Fall müssen wir darüber diskutieren, die Erweiterung zu schieben. Aber es kann sowieso sein, dass wir beim Förderantrag nochmal eine Runde drehen müssen“, sagte Hänle auf SZ-Anfrage. Die Zahl der Kitaplätze in Reute reiche dank der Übergangslösung.
„Es ist gut, jetzt für die Zuschussanträge zu planen “, sprach sich Anton Laub dafür aus, den Architekten zu beauftragen. „Die Architektenplanung braucht man sowieso. Wir müssen ja nicht gleich bauen“, sagte Helmut Gröber. Den Planungsauftrag erteilen und die Sache überdenken, riet Georg Trittler.
Bei einer Gegenstimme (Claus Nägele) vergab das Gremium den Auftrag für die Leistungsphasen eins und zwei der Reuter Kitaerweiterung an das Architekturbüro Tress aus Baltringen. In der nächsten Sitzung soll das Raumkonzept beschlossen werden.