Schwäbische Zeitung (Biberach)
So lief der Impfstart bei den Hausärzten
Ab dieser Woche dürfen auch die Praxen impfen – Der Andrang nach Terminen ist groß
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BAD SCHUSSENRIED/HOCHDORF Ab dieser Woche erhalten alle Hausärzte Impfstoff, um ihre Patienten gegen das Coronavirus zu impfen. In der Schussenrieder Schwabenpraxis werden die Ärzte Michael Scherer, Thomas König und Johannes Espe am Donnerstag und Freitag die ersten Patienten impfen.
In der Gemeinschaftspraxis haben Dr. König und Michael Scherer jeweils einen Kassensitz. Dr. Johannes Espe ist angestellt. Daher war es ihnen möglich, nicht nur 18, sondern 36 Dosen des begehrten Impfstoffs zu bestellen. In den ersten beiden Wochen wird nur der Impfstoff von Biontech verimpft. Dieser kann ganz normal im Kühlschrank gelagert werden. Einmal daraus entnommen, wird er auf Raumtemperatur gebracht und muss dann innerhalb von sechs Stunden verimpft werden.
„In der dritten Woche soll dann der Impfstoff von Astrazeneca und in der vierten Woche der von Johnson & Johnson dazukommen“, zählt Dr. Thomas König auf. Die Ärzte der Schussenrieder Gemeinschaftspraxis haben sich umfassend auf diesen
Schritt vorbereitet: Schon vor Wochen haben sie bei ihren Patienten abgefragt, wer sich impfen lassen will. Nun gibt es eine Liste mit jenen 200 Personen, die geimpft werden wollen und dazu auch berechtigt sind. „Wir werden in den ersten Wochen dafür sorgen, dass alle über 80Jährigen geimpft sind und die über 70-Jährigen“, erläutert Dr. König. Dazu zählen unter anderem Heimbewohner, die erst nach der groß angelegten Impfaktion (SZ berichtete) eingezogen sind, oder Menschen, die zu krank sind, um ins Kreisimpfzentrum nach Ummendorf zu fahren. Die Ärzte werden daher sowohl in der Praxis impfen als auch Hausbesuche machen.
150 dieser Patienten hat die Praxis in den vergangenen Wochen bereits aufgeklärt. Sie müssen also nur noch angerufen und dann direkt geimpft werden. Zusätzlich hat die Praxis eine extra Telefonnummer eingerichtet, unter der Impfwillige sich auf die Warteliste setzen können. „Wir rechnen schon damit, dass sich in den nächsten Wochen noch einige melden werden, die einen Impftermin haben wollen, aber durch unsere Vorbereitungen wird es keinen Riesenansturm geben. Alle, die bereits auf unserer Liste stehen, wissen, wir werden sie nicht vergessen.“
Zudem gehe er davon aus, dass rund ein Drittel der Bevölkerung sich gar nicht impfen lassen wolle. Geimpft wird vorerst an ein bis zwei Tagen. Sobald mehr Impfstoff zur Verfügung stehe, sollen diese Zeiten ausgeweitet werden. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich impfen, und dafür sind wir auch bereit, Überstunden zu machen und am Wochenende und abends zu arbeiten“, sagt Dr. König. Eine Öffnung der Praxis an Samstagen sei denkbar. Er glaube, dass viele Hausärzte nun zeigen wollen würden, dass sie in dieser Pandemie ihren Beitrag leisten können.
Wie viel Bürokratie auf sie wegen der Impfkampagne zukommen würde, sei noch nicht abzusehen. Momentan müsse die Praxis jeden Tag melden, wie viele Personen eine Impfung erhalten hätten, ob diese Person über oder unter 60 Jahre alt sei und welche Impfberechtigung sie habe. Bei der Quartalsabrechnung müssten weitere Angaben gemacht werden. „Wir sind viel Bürokratie gewohnt und im Moment ist die Nachfrage nach tagesaktuellen Zahlen nun mal hoch – aber das kriegen wir auch noch hin.“
In der Gemeinschaftspraxis in Hochdorf wurden die ersten Patienten am Montag geimpft. Die Ärzte und Mitarbeiter müssen die Termine neben dem normalen Praxisbetrieb planen und durchführen. Logistisch und personell sei das ein enormer Aufwand, sagt der dort praktizierende Arzt Dr. Christopher Maier.
Trotzdem seien sowohl das Praxisteam als auch die Patienten froh, dass es nun mit den Impfungen losgeht. „Viele Patienten fragen seit Monaten nach, wann wir in der Praxis mit den Impfungen beginnen, da sie sich lieber bei uns impfen lassen möchten“, berichtet Maier. Aktuell stehen rund 200 Menschen auf der Warteliste der Gemeinschaftspraxis. Mit der Ankündigung des Impfstarts in den Medien sei die Nachfrage nach Terminen deutlich gestiegen, so Maier. Allerdings gebe es zurzeit wie andernorts auch noch zu wenig Impfstoff: Nur rund 50 Dosen habe die Praxis in dieser Woche erhalten.
Voraussichtlich ab der letzten Aprilwoche ist laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mit deutlich mehr Dosen zu rechnen. Maier zufolge werde das dann eine deutliche Beschleunigung der Impfungen ermöglichen.