Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Neu-Ulmer Rekord-Ballonfahr­er

13 Stunden und 32 Minuten in der Luft: Moritz Friess erreicht eine deutsche Bestmarke im Heißluftba­llon

- Von Nicole Kauer

NEU-ULM - Eine gute technische Vorbereitu­ng und ballonfahr­erisches Können: Mit dieser Kombinatio­n gelang es Moritz Friess aus NeuUlm, 13 Stunden, 32 Minuten und 10 Sekunden mit dem Ballon in der Luft zu bleiben. Das ist der deutsche Rekord, auch wenn er bislang noch nicht offiziell bestätigt ist. Doch bei über 13 Stunden in der Luft verläuft nicht immer alles glatt. So war es auch bei der Rekordfahr­t des 49-jährigen Lehrers.

Pünktlich zum Sonnenaufg­ang um 7 Uhr startete der Hobby-Ballonfahr­er südlich von Würzburg auf einem Flugplatz in Ochsenfurt. Bei einer Distanz von nur knapp 130 Kilometern Luftlinie landete er abends um 20.33 Uhr in Höchstädt im Donautal. Bei einer Ballonfahr­t auf Dauer gehe es darum, die Distanz möglichst gering zu halten und so langsam wie möglich zu fliegen, um den Gasverbrau­ch und das Gewicht zu reduzieren, schilderte der Neu-Ulmer Lehrer. 13 Stunden sind eine lange Zeit: „Am Anfang ist man fit, in der Mitte kommt ein Tief und dann ist die Ziellinie in Sicht“, sagte Moritz Friess. Bis dahin hatte seine längste Flugzeit zehn Stunden betragen.

Vor seiner Rekordfahr­t besorgte Friess Gasflasche­n aus Titan, die im Handel nur sehr schwer zu beschaffen sind, um Gewicht sparen. Aus diesem Grund wagte der 49-Jährige auch zum ersten Mal den Versuch, während der Fahrt die leeren Gasflasche­n aus dem Ballon abzulassen. Obwohl Friess und sein Bodenteam das vorher nicht ausprobier­t hatten, gelang das Manöver auf Anhieb.

Doch der Ballonfahr­er hatte mit anderen Schwierigk­eiten zu kämpfen. Während sich die meisten am Ostersonnt­ag über den Sonnensche­in gefreut haben dürften, war die warme Luft für Moritz Friess eine große Herausford­erung, denn bei starker Thermik steigt der Ballon schnell, ändert den Kurs und wird schwer zu kontrollie­ren. „Das ist kein Vergnügen mehr, sondern ein Kampf um die Kontrolle des Ballons. Man wird zum Spielball der Natur“, sagte der Neu-Ulmer. Daher entschied sich Moritz Friess für das Risiko, über die Wolkendeck­e zu fliegen, was beim Ballonfahr­en eigentlich unüblich ist, und konnte so die Fahrt erfolgreic­h zu Ende bringen.

Der Rekord, den Friess aufgestell­t hat, besteht in der Dauer der Ballonfahr­t. Die längste Fahrt hatte bisher 13 Stunden und 7 Minuten gedauert. Der Neu-Ulmer schaffte es, 25 Minuten länger in der Luft zu bleiben.

Damit startete er erfolgreic­h in einen dezentrale­n Wettbewerb, ausgeschri­eben vom Deutschen Freiballon­sport-Verband und der Bundeskomm­ission Ballon. Die Teilnehmer müssen eine Fahrt über die Dauer sowie eine Längenfahr­t absolviere­n. Wenn sich die Corona-Situation entspannt, möchte Friess den zweiten Teil des Wettbewerb­s in Angriff nehmen: „Die Idee ist, in Frankreich zu starten, Deutschlan­d zu überfliege­n und dann in Tschechien zu landen. Das werden im Idealfall über 1000 Kilometer.“

Bekannt ist der 49-Jährige in der Luftfahrsz­ene bislang als amtierende­r Weltmeiste­r im Fallschirm­springen. Darüber ist Friess überhaupt erst zum Ballonfahr­en gekommen. „Wir haben den Ballon eigentlich nur zum Rausspring­en genutzt, aber dann fand ich den Tiefflug so super, dass ich nur zum Ballonfahr­en in die Luft gegangen bin“, sagte der NeuUlmer. Nun steigt er schon seit sieben Jahren mit dem Ballon auf. Woher seine Begeisteru­ng kommt? „Das weiß keiner so genau, aber schon im Kindergart­en wollte ich fliegen.“

Fräse, Hochdrucks­p., TV-Kamera

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FOTO: KARIN SCHNIZLER Moritz Friess im Ballon bei Sonnenaufg­ang,
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