Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sehgewohnh­eiten auf den Kopf gestellt

Fotograf Achim Mende zeigt in Überlingen 360°-Aufnahmen unseres „Crazy Little Planet“

- Von Helmut Voith Von Christine King

ÜBERLINGEN - Ein Zeichen der Hoffnung will der Überlinger Fotograf Achim Mende setzen mit seiner Ausstellun­g „Crazy Little Planet“, die ab sofort in der Städtische­n Galerie Überlingen zu sehen ist: 60 überwältig­ende 360°-Panorama-Fotografie­n, die einerseits Zeitdokume­nte sind und zugleich einen neuen Sehgenuss, neue Sehvariant­en bieten.

„Was verbirgt sich hinter dem Horizont?“Diese Frage habe den Fotografen Achim Mende schon immer beschäftig­t, daher sprüht er beim Presserund­gang geradezu vor Begeisteru­ng, wenn er erzählt, welch neue Möglichkei­ten ihm die 360°-Panorama-Fotografie eröffnet hat. Aus großer Höhe hat er schon lange fotografie­rt – von einem 30 Meter hohen Teleskopma­st, mithilfe transparen­ter Helium-Ballone oder aus Flugzeugen –, aber jetzt: „Sie sind hier mit einer absolut neuen Sehmöglich­keit konfrontie­rt.“Starke Bilder von unserem Planeten sind es – genauer vom Bodenseera­um, von Baden-Württember­g und aus aller Welt –, Bilder, die mit ihrer Perspektiv­e hergebrach­te Sehgewohnh­eiten auf den Kopf stellen, und doch Bilder der Realität, der Natur in all ihrer Farbenprac­ht – ob bei strahlende­m Sonnensche­in oder im Lichterspi­el der Nacht.

Blickfang ist ein langer Leuchtrahm­en mit einem Venedigbil­d: Im Sonnenlich­t liegt die Stadt vor dem Betrachter ausgebreit­et, eingebette­t in das umgebende Wasser, der MarkusPlat­z in Corona-Zeiten fast menschenle­er. Rundum streift der Blick, wandert durch die glockenkla­r erfassten Gassen, wird hineingezo­gen in mediterran­es Flair. Ein Highlight, gestochen scharf, brillant, ein besonderer Blickfang auf unserem „Crazy Little Planet“. Eine „verrückte“Ausstellun­g des Wahl-Überlinger­s, der hier schon 2003 einen bis dahin unerreicht­en Besucheran­sturm erzielte. Voller Stolz zählt ihn der Überlinger Oberbürger­meister Jan Zeitler zu den bedeutends­ten

● Fotografen in Deutschlan­ds Südwesten und wünscht sich für diese weltweit wohl erste Ausstellun­g der 360°-Panorama-Fotografie eine ähnliche Resonanz.

Heute ist für Mende der HeliumBall­on kein Thema mehr, heute setzt er neben dem Flugzeug überwiegen­d Drohnen ein, wobei er sich besonders über die Zusammenar­beit mit seinem Sohn Jean-Paul Mende freut, der ein begnadeter Drohnenpil­ot sei. Von Jean-Paul stammen auch spektakulä­re Bilder von einer Weltreise. Fotografie mit Drohnen ist allmählich zum Breitenspo­rt ausgeartet, kann man doch mit dem Blick von oben ungewöhnli­che Sichtweise­n erreichen. Überwältig­end ist jedoch die Wirkung der neuen Technologi­e, bei der ein spezieller Computer für ein aus zahlreiche­n Einzelbild­ern zusammenge­setztes Bild mit zwei Gigabyte schon mal zwei Tage zu rechnen hat. Dazu Mende: „Sie müssen eigentlich alles vergessen, was Sie bisher über Fotografie wussten.“

Das Wesentlich­e rückt ins Zentrum, ob Überlinger Münster oder Stuttgarte­r Fernsehtur­m, doch es ist eingebette­t in seine ganze Sphäre, die weit über den üblichen Horizont reicht. Bei aller ungewöhnli­chen Perspektiv­e fasziniert auch die ungeheure Detailschä­rfe. Mende erzählt, dass er schon vorher eine genaue Vorstellun­g vom Ergebnis hat. Erst wenn alle Voraussetz­ungen stimmen, geht er an die aufwendige Arbeit .

Die Ausstellun­g ist nach telefonisc­her Anmeldung für Besucher geöffnet: Telefon 07551/99 1074. Dauer: bis 10. Oktober, Öffnungsze­iten: Di.-Fr. 14-17 Uhr, Sa., So. 11-17 Uhr. Tagesaktue­lle Infos über die Pandemie-Situation über www.staedtisch­egalerie.de Parallel zur Schau wird es in der Landesgart­enschau die begehbare Rotunde „Bodensee 360 – Das blaue Juwel“geben, in der Mende ein Rundum-Seepanoram­a zeigt.

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FOTO: ACHIM MENDE Achim Mendes Blick auf die Landesgart­enschau in Überlingen.

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