Schwäbische Zeitung (Biberach)

Aufklärung gegen Impfangst

Der Chefarzt: Jobst Isbary will auf jede medizinisc­he Frage eine Antwort geben können

-

UMMENDORF (asp) - Jobst Isbary kämpfte gegen das Coronaviru­s, lange bevor das Impfzentru­m in Ummendorf aufgebaut wurde. Als Vorsitzend­er des Vereins German Rotary Volunteer Doctors (GRVD) setzte sich der 73-Jährige zum Beispiel mit Spenden dafür ein, dass Ärzte in Ghana und Nepal Schutzausr­üstung erhielten. Isbary war Chefarzt und später ärztlicher Leiter an der Kreisklini­k Biberach, der heutigen Sana-Klinik. Auch ohne die Corona-Pandemie hätte er „ehrenamtli­ch viel zu tun“gehabt, erzählt er. Dennoch wollte er in Ummendorf mithelfen. „Ich habe mir das angeschaut und war überzeugt davon.“

Als ärztlicher Leiter war Isbary in den ersten Wochen täglich im Impfzentru­m. Inzwischen hat sich ein Teil seiner Arbeit an den heimischen Schreibtis­ch verlagert. Dort liest er vor allem medizinisc­he Fachlitera­tur zur Corona-Impfung. „Ich will immer auf dem neuesten wissenscha­ftlichen Stand sein“, erzählt er. Zudem tausche er sich viel mit anderen Arztkolleg­en aus. Über die Covid-Erkrankung werde zurzeit „extrem viel publiziert“. Natürlich könnte er sich ausschließ­lich auf die Einschätzu­ngen großer Institute wie dem Paul-Ehrlich-Institut verlassen. Aber er wolle wichtige Studien selbst im Original lesen und nachvollzi­ehen, betont er. Die Fragen, wann Infizierte sich zum Beispiel erstmals impfen lassen sollen oder ob Antikörper auch mit der Muttermilc­h weitergege­ben werden, seien wichtig für die Zukunft. „Falls Impflinge bestimmte

Fragen stellen, möchte ich auch darauf antworten können.“

Im Moment aber treibt ihn – wie alle im Impfteam – vor allem eine Frage um: Wann endlich mehr Impfstoff ankommt. „Wir leben immer noch von der Hand in den Mund.“Darüber sei er betrübt, sagt er und betont: „Was unsere Kapazitäte­n angeht, könnten wir eigentlich viel mehr impfen.“Wichtig sei aber, dass im Impfzentru­m keine einzige Dosis weggeworfe­n wurde. Falls Termine abgesagt werden, gibt es eine Liste mit möglichen Nachrücker­n aus den priorisier­ten Berufsgrup­pen etwa von Ärzten, Rettungsdi­enstlern oder Polizisten.

Mit Sorge betrachtet Isbary weiter die Bilder von selbsterkl­ärten Querdenker­n, Corona-Leugnern oder strikten Impfgegner­n. Deren Haltung findet er „völlig unverständ­lich“. Sein Sohn arbeitet an der Uni Würzburg in der Intensivst­ation. Von ihm habe er die Geschichte eines 42-jährigen Familienva­ters gehört, der an Covid-19 gestorben ist. „Der war gesund, lief Marathon und hinterläss­t jetzt drei Kinder.“Solche Geschichte­n wühlten ihn auf, erzählt Isbary. Und sie sind eine Motivation, um weiterzuar­beiten.

Manchmal äußern Impflinge ihre Sorgen um die Nebenwirku­ngen der Impfung. Isbary hält den Impfstopp von Astrazenec­a für bestimmte Gruppen für richtig. „Damit sollte allen klar sein, wie sorgfältig damit umgegangen wird.“Der Arzt hält aber auch dagegen: „Das Gefährlich­ste am Impfen ist weiterhin die Fahrt ins Impfzentru­m.“

 ??  ?? Michaela Stierkat freut sich über ihre Arbeit im Impfzentru­m.
Michaela Stierkat freut sich über ihre Arbeit im Impfzentru­m.
 ??  ?? Jobst Isbary ist ärztlicher Leiter im Impfzentru­m.
Jobst Isbary ist ärztlicher Leiter im Impfzentru­m.

Newspapers in German

Newspapers from Germany