Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hunderte Kontakte täglich
Der Mediziner: Bruno Mader hat seinen Ruhestand gegen einen aufregenden Job eingetauscht
UMMENDORF (asp) - Seinen Ruhestand hatte sich Bruno Mader anders vorgestellt: 46 Jahre lang war er in der Pflege tätig, baute in Biberach unter anderem den ambulanten Pflegedienst „Akip“auf. „Ich wollte eigentlich keine Leitungsfunktion mehr übernehmen“, erzählt der 65Jährige. Mit dem Ruhestand im Januar zog er sich zurück. Die freie Zeit nutzte er zum Fahrradfahren und zur Gartenpflege. Zum Beginn der Pandemie habe er „alles gemieden, was ging“. Den Wochenmarkt in Biberach besuchte er meist am frühen Morgen, wenn die Gassen nahezu menschenleer waren.
Doch als er in der Zeitung von einem Bewerbungsaufruf für das entstehende Impfzentrum in Ummendorf las, habe er sich entschieden zu helfen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Intensivkrankenschwester Brigitte Mader. Als gelernter Sozialwirt und Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin war er sich sicher, dass er einen wichtigen Teil im Impfzentrum beisteuern könnte. „Wir wollten einfach mithelfen, um vielleicht im Spätsommer eine entspanntere Situation zu haben als heute.“
Inzwischen ist Bruno Mader verantwortlich für die medizinischen Fachangestellten im Impfzentrum. Seine selbst gewählte Isolation hat er eingetauscht gegen hunderte Kontakte
täglich. Dafür hat er wie alle Mitarbeiter im Impfzentrum bereits seine Impfungen erhalten.
Mader kennt die Abläufe im Impfzentrum inzwischen wie kaum ein anderer. Er leitet die neuen Mitarbeiter an, kann aber auch an jeder der einzelnen Stationen arbeiten. An manchen Tagen werde es auch mal stressig in der Ummendorfer Gemeindehalle. Etwa wenn sich Menschen vor der Tür stauen. „Hier trödelt aber keiner und wir bleiben dennoch immer freundlich“, betont er. Am meisten beeindrucke ihn, wie gut das Team im Impfzentrum harmoniere. Trotz dem Ernst der Pandemie überwiegen für ihn im Impfzentrum die Glücksmomente.
Als besonders „schweren Moment“empfand er jedoch den Tag, als die Impfungen mit Astrazeneca plötzlich gestoppt wurden. Zwei Impflinge saßen bereits auf dem Stuhl und hatten die Ärmel hochgekrempelt. „Die armen Menschen mussten wir dann wieder aus der Impfkabine schicken.“Mader hofft, dass sich eine solche Situation nicht wiederholt und in Zukunft noch mehr und zuverlässiger Impfstoff geliefert wird. Irgendwann, glaubt er, werde er die Arbeit im Impfzentrum beenden. Und sich dann einem neuen Ziel widmen: dem Reisen – einmal von Rißegg aus mit dem Wohnmobil durch Deutschland und Skandinavien.