Schwäbische Zeitung (Biberach)
Intensivbetten: Der Puffer ist nahezu weg
In den Kliniken der Region gibt es nur noch wenige Intensivbetten, was Verlegungen erschwert
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BIBERACH - Die Kapazität der Intensivbetten an der Biberacher Klinik sei „stark ausgelastet“, meldete der Klinikbetreiber Sana am Freitag (SZ berichtete), am Montag spricht Dr. Monika Spannenkrebs, Leiterin des Biberacher Gesundheitsamts, mit Blick auf die Kliniken in der Region von einer Lage, die „sehr besorgniserregend“sei. Auf der Internetseite Intensivregister.de, auf der unter anderem jeweils aktuell die Zahl der freien Intensivbetten pro Landkreis angegeben werden, stand am Samstag für den Kreis Biberach eine Null. Wie ernst die Lage derzeit ist, wollte die SZ von der Biberacher Sana-Klinik wissen.
Täglich aktuell erhebt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) die Zahl der freien sowie belegten Intensivbetten für alle Stadtund Landkreise in der Bundesrepublik. Auch die Biberacher Sana-Klinik meldet dort jeden Tag ihre Zahlen. Zu sehen ist auf der Internetseite Intensivregister.de auch, wie viele der Betten durch Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung belegt sind. In der Biberacher Sana-Klinik, wo sich die Intensivbetten für den Landkreis befinden, waren am Samstag null freie Betten gemeldet, am Dienstagmittag war es eines. „Richtig beruhigend ist das nicht“, schreibt ein SZ-Leser an die Redaktion.
„Wir haben eine solche Situation auch ohne Corona immer mal wieder“, sagt Dr. Ulrich Mohl, Ärztlicher Direktor der Sana-Klinik Biberach. Er verweist darauf, dass nur vier der insgesamt 14 Intensivbetten an der Klinik mit Covid-19-Patienten belegt sind, weitere neun mit anderen medizinischen Notfällen, beispielsweise Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall.
„Das Problem aktuell ist, dass wir uns mit unserem Belegungsstatus in den der benachbarten Kliniken einreihen“, sagt Mohl. So habe die Uniklinik Ulm am Dienstag nur zwei von 48 Intensivbetten als frei gemeldet, das Bundeswehrkrankenhaus Ulm ebenfalls zwei von 20 und die Klinik in Ravensburg drei von 22. Covid-19 mache überall zwar nicht den Hauptanteil der Intensivpatienten aus, sorge aber dafür, dass der Puffer aufgebraucht sei, um Patienten beispielsweise von Biberach nach Ulm verlegen zu können, was häufiger vorkomme, so Mohl.
Generell sei eine immer stärkere Auslastung der Intensivbetten zu beobachten, teilt die Sana-Klinik in einer Pressemitteilung am Dienstag mit: „Hier spiegeln sich die stark gestiegenen Infektionszahlen wider. Trotz einer guten Vernetzung mit anderen Kliniken in der Region wird es zunehmend schwieriger, Intensivpatienten unterzubringen.“
Dies sei aber erforderlich, um selbst eine gewisse Reserve an Intensivbetten vorhalten und akute medizinische Notfälle im Landkreis versorgen zu können, sagt Mohl. „Das ist unser Auftrag.“Man habe in diesem Zusammenhang die Zahl der elektiven, also der planbaren Eingriffe an der Biberacher Klinik bereits reduziert.
Wie die Entwicklung weitergehe, könne er nicht beantworten, so Mohl. Notwendig sei aber eine Kontaktreduzierung. „Wir müssen schauen, dass die Zahl der Menschen, die mit einer Covid-19-Erkrankung in die Klinik kommen, so gering wie möglich bleibt“, sagt der Ärztliche Direktor. Im Moment könne die Klinik das noch bewältigen.
Angesichts der derzeitigen Inzidenzwerte und des exponentiellen Wachstums der Infektionszahlen im Landkreis halte er auch die vom Landratsamt angeordnete Ausgangssperre für notwendig, sagt Mohl. „Auch das kann helfen, Kontakte zu reduzieren.“Im Idealfall führe es dazu, dass nicht weitere Patienten in die Klinik müssten.
Weitere Informationen zu freien und belegten Intensivbetten in Deutschland gibt es unter www.intensivregister.de