Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schulöffnung am Montag noch unsicher
Testpflicht besteht ab einer Inzidenz über 100 – Grundschüler dürfen zu Hause testen
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BAD SCHUSSENRIED/BIBERACH Können alle Schüler ab kommenden Montag wieder die Schule besuchen oder bleiben sie weiter im Homeschooling? Und wie soll die CoronaTestpflicht konkret umgesetzt werden? Sechs Tage zuvor gibt es auf diese Fragen noch keine Antwort. Für die Schulleiter, Schüler, Eltern und Lehrer im Landkreis Biberach bedeutet das, dass sie sich auf beide Szenarien vorbereiten müssen.
Die Schulleiter in Baden-Württemberg erhalten in diesen Tagen viele E-Mails aus Stuttgart. Fast täglich ändern sich die Vorgaben. Stand Dienstag gilt, dass die Schulen am kommenden Montag überall dort öffnen dürfen, wo die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis unter 200 liegt. Noch ist das im Landkreis Biberach der Fall. In diesem Fall werden die Klassen halbiert und im Wechsel in Präsenz unterrichtet. Zudem besteht eine Testpflicht. Kinder, die nicht getestet sind, werden weiterhin im Homeschooling unterrichtet. Fällt die Inzidenz unter 100, entfällt die Testpflicht.
Anruf am Schulzentrum in Bad Schussenried am Dienstagvormittag. Realschulrektor Albrecht Binder steht vor der Entscheidung, wann er die Eltern über die anstehenden Veränderungen informiert. Ihm ist es wichtig, die Familien so gut und so frühzeitig wie möglich zu informieren. Da er jedoch selbst auf so viele Fragen noch keine Antwort hat, gestaltet sich das schwierig.
Im Schussenrieder Amtsblatt hatten die drei Schulleiter Eltern zuvor dazu aufgerufen, sich zu melden, falls sie die Schule bei den Testungen unterstützen könnten. Diesem Aufruf folgten jedoch zu wenige. Deswegen wird diese Aufgabe nun doch von den Lehrern übernommen – nebenher zum Präsenz- und Onlineunterricht. Die Kapazität ist dafür eigentlich nicht vorhanden. Aber anders geht es eben nicht. „Wir planen im Moment so, dass die Schüler mit ihrem Lehrer in einem separaten Raum sich testen und danach ins Klassenzimmer zurückkehren“, erläutert Binder. Die Schnelltests bereits vor dem Unterricht durchzuführen sei nicht möglich, da die Schülerbusse zu festen Zeiten kommen. So wird nun eben mitten im Unterricht getestet, eine Klasse nach der anderen. Binder hofft, dass das jeweils nicht mehr als eine Viertelstunde an Unterrichtszeit klaut.
Die Rektoren lassen diese Woche allen Familien ein entsprechendes Formular zukommen, das die Kinder dann am ersten Schultag mitbringen müssen. Die Schulen brauchen eine schriftliche Erlaubnis der Eltern, dass die Kinder in der Schule getestet werden dürfen.
Andernfalls müssen die Schülerinnen und Schüler zu Hause bleiben. Nur für die Grundschulen gilt eine andere Regelung. Da dürfen die Kinder die Tests auch mit nach Hause nehmen und sie dort zusammen mit ihren Eltern machen.
Jene, die sich nicht testen lassen wollen, werden im Fall der Schussenrieder Realschule zusammen mit der anderen Hälfte der Klasse, die in dieser Woche nicht in die Schule kommen darf, online live dazugeschaltet. Die Technik ist inzwischen an der Schule so weit ausgereift, dass das möglich ist. Das wird jedoch nicht an allen Schulen im Land möglich sein.
Die große Frage, die Anfang dieser Woche noch offen bleibt, ist, wann sich entscheidet, ob Montag der Unterricht für alle wieder startet. Zählt die Inzidenz von Freitag oder Sonntag? Und was passiert, wenn die Zahlen am Montag in die Höhe schnellen? Achim Schwarz, Leiter des Staatlichen Schulamts Biberach, bittet um Geduld. „Es wird am Mittwoch noch einmal Gespräche sowohl mit dem Regierungspräsidium als auch mit dem Kultusministerium geben. Und was wir heute auch noch nicht wissen, ist, ob sich durch eine bundesweite Regelung etwas ändern wird“, so Schwarz.
Ihm sei klar, dass diese Kurzfristigkeit nicht ideal sei und sowohl Pädagogen als auch Familien an der Belastungsgrenze seien. „Die Pandemie ist eine Ausnahmesituation, niemand macht das mit Absicht, das muss man sich immer wieder verdeutlichen“, sagt er. „Im Moment folgt nicht die Pandemie unseren Entscheidungen und unseren Wünschen, sondern wir müssen ihr folgen. Die Pandemie hat die Steuerung übernommen.“Es sei völlig klar, dass es für die Schülerinnen und Schüler wichtig sei, möglichst bald und möglichst lange wieder in die Schulen zurückzukehren. Doch es sei falsch, diese Entscheidung übers Knie zu brechen. Stattdessen müsse man, wie bereits in den vergangenen Wochen und Monaten, gründlich abwägen, was das Beste für alle Beteiligten sei. „Dass Schule weitaus mehr ist als reine Stoffvermittlung, dürfte inzwischen allen klar sein.“
Und wie sieht es mit den vom Ministerium zur Verfügung gestellten Tests aus? 1575 Test-Kits liegen laut Stadtverwaltung in Bad Schussenried bereit. Pro Woche wird der Bedarf auf rund 1000 Tests geschätzt, wenn zweimal die Woche alle getestet werden, die am Schulzentrum lernen und arbeiten. Die nächste Lieferung wird ab 26. April erwartet.