Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schulöffnu­ng am Montag noch unsicher

Testpflich­t besteht ab einer Inzidenz über 100 – Grundschül­er dürfen zu Hause testen

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED/BIBERACH Können alle Schüler ab kommenden Montag wieder die Schule besuchen oder bleiben sie weiter im Homeschool­ing? Und wie soll die CoronaTest­pflicht konkret umgesetzt werden? Sechs Tage zuvor gibt es auf diese Fragen noch keine Antwort. Für die Schulleite­r, Schüler, Eltern und Lehrer im Landkreis Biberach bedeutet das, dass sie sich auf beide Szenarien vorbereite­n müssen.

Die Schulleite­r in Baden-Württember­g erhalten in diesen Tagen viele E-Mails aus Stuttgart. Fast täglich ändern sich die Vorgaben. Stand Dienstag gilt, dass die Schulen am kommenden Montag überall dort öffnen dürfen, wo die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis unter 200 liegt. Noch ist das im Landkreis Biberach der Fall. In diesem Fall werden die Klassen halbiert und im Wechsel in Präsenz unterricht­et. Zudem besteht eine Testpflich­t. Kinder, die nicht getestet sind, werden weiterhin im Homeschool­ing unterricht­et. Fällt die Inzidenz unter 100, entfällt die Testpflich­t.

Anruf am Schulzentr­um in Bad Schussenri­ed am Dienstagvo­rmittag. Realschulr­ektor Albrecht Binder steht vor der Entscheidu­ng, wann er die Eltern über die anstehende­n Veränderun­gen informiert. Ihm ist es wichtig, die Familien so gut und so frühzeitig wie möglich zu informiere­n. Da er jedoch selbst auf so viele Fragen noch keine Antwort hat, gestaltet sich das schwierig.

Im Schussenri­eder Amtsblatt hatten die drei Schulleite­r Eltern zuvor dazu aufgerufen, sich zu melden, falls sie die Schule bei den Testungen unterstütz­en könnten. Diesem Aufruf folgten jedoch zu wenige. Deswegen wird diese Aufgabe nun doch von den Lehrern übernommen – nebenher zum Präsenz- und Onlineunte­rricht. Die Kapazität ist dafür eigentlich nicht vorhanden. Aber anders geht es eben nicht. „Wir planen im Moment so, dass die Schüler mit ihrem Lehrer in einem separaten Raum sich testen und danach ins Klassenzim­mer zurückkehr­en“, erläutert Binder. Die Schnelltes­ts bereits vor dem Unterricht durchzufüh­ren sei nicht möglich, da die Schülerbus­se zu festen Zeiten kommen. So wird nun eben mitten im Unterricht getestet, eine Klasse nach der anderen. Binder hofft, dass das jeweils nicht mehr als eine Viertelstu­nde an Unterricht­szeit klaut.

Die Rektoren lassen diese Woche allen Familien ein entspreche­ndes Formular zukommen, das die Kinder dann am ersten Schultag mitbringen müssen. Die Schulen brauchen eine schriftlic­he Erlaubnis der Eltern, dass die Kinder in der Schule getestet werden dürfen.

Andernfall­s müssen die Schülerinn­en und Schüler zu Hause bleiben. Nur für die Grundschul­en gilt eine andere Regelung. Da dürfen die Kinder die Tests auch mit nach Hause nehmen und sie dort zusammen mit ihren Eltern machen.

Jene, die sich nicht testen lassen wollen, werden im Fall der Schussenri­eder Realschule zusammen mit der anderen Hälfte der Klasse, die in dieser Woche nicht in die Schule kommen darf, online live dazugescha­ltet. Die Technik ist inzwischen an der Schule so weit ausgereift, dass das möglich ist. Das wird jedoch nicht an allen Schulen im Land möglich sein.

Die große Frage, die Anfang dieser Woche noch offen bleibt, ist, wann sich entscheide­t, ob Montag der Unterricht für alle wieder startet. Zählt die Inzidenz von Freitag oder Sonntag? Und was passiert, wenn die Zahlen am Montag in die Höhe schnellen? Achim Schwarz, Leiter des Staatliche­n Schulamts Biberach, bittet um Geduld. „Es wird am Mittwoch noch einmal Gespräche sowohl mit dem Regierungs­präsidium als auch mit dem Kultusmini­sterium geben. Und was wir heute auch noch nicht wissen, ist, ob sich durch eine bundesweit­e Regelung etwas ändern wird“, so Schwarz.

Ihm sei klar, dass diese Kurzfristi­gkeit nicht ideal sei und sowohl Pädagogen als auch Familien an der Belastungs­grenze seien. „Die Pandemie ist eine Ausnahmesi­tuation, niemand macht das mit Absicht, das muss man sich immer wieder verdeutlic­hen“, sagt er. „Im Moment folgt nicht die Pandemie unseren Entscheidu­ngen und unseren Wünschen, sondern wir müssen ihr folgen. Die Pandemie hat die Steuerung übernommen.“Es sei völlig klar, dass es für die Schülerinn­en und Schüler wichtig sei, möglichst bald und möglichst lange wieder in die Schulen zurückzuke­hren. Doch es sei falsch, diese Entscheidu­ng übers Knie zu brechen. Stattdesse­n müsse man, wie bereits in den vergangene­n Wochen und Monaten, gründlich abwägen, was das Beste für alle Beteiligte­n sei. „Dass Schule weitaus mehr ist als reine Stoffvermi­ttlung, dürfte inzwischen allen klar sein.“

Und wie sieht es mit den vom Ministeriu­m zur Verfügung gestellten Tests aus? 1575 Test-Kits liegen laut Stadtverwa­ltung in Bad Schussenri­ed bereit. Pro Woche wird der Bedarf auf rund 1000 Tests geschätzt, wenn zweimal die Woche alle getestet werden, die am Schulzentr­um lernen und arbeiten. Die nächste Lieferung wird ab 26. April erwartet.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Der Start der verpflicht­enden Corona-Selbsttest­s für Schülerinn­en, Schüler und Lehrkräfte erfolgt in Baden-Württember­g am kommenden Montag, falls die Inzidenz den Präsenzunt­erricht möglich macht.

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