Schwäbische Zeitung (Biberach)

Alle 25 Gemeinden im Landkreis Sigmaringe­n entwickeln einen Plan Ö

Trotz hoher Corona-Zahlen: Die Rathausche­fs bereiten eine Öffnung vor – Das ist geplant

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Sieben-TageInzide­nz hat sich zuletzt stabil zwischen 140 und 150 eingepende­lt. Trotzdem arbeiten die 25 Gemeinden im Landkreis Sigmaringe­n an einer Öffnungsst­rategie. Wie passt das zusammen? Sigmaringe­ns Bürgermeis­ter Marcus Ehm sagt in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Die Stimmung unter den Bürgern ist auf einem Tiefpunkt. Wir möchten den Menschen wieder eine Perspektiv­e geben.“

Eine Runde mit dem Audio-Guide durch das Schloss drehen, anschließe­nd auf dem Marktplatz in Sigmaringe­n einen Kaffee trinken, in der Innenstadt ein paar Dinge einkaufen und später noch einen Abstecher nach Mengen machen. Das alles soll mit einem negativen CoronaTest möglich werden. Das Rathaus in Mengen entwickelt gerade eine Handy-App mit QR-Code, der quasi als Eintrittsk­arte dienen soll.

Bei ihrer Besprechun­g am kommenden Donnerstag wollen die Bürgermeis­ter in einer Video-Konferenz die nächsten Einzelheit­en besprechen. Wichtig ist dem Sigmaringe­r Stadtoberh­aupt, dass alle 25 Kreisgemei­nden Hand in Hand arbeiten und flächendec­kend Teststatio­nen dezentral einrichten. Geschäfte, Gaststätte­n und Fitnessstu­dios im Kreis könnten in allen Kreisgemei­nden öffnen. Sonst bestehe die Gefahr – an dieser Stelle nennt Ehm das Beispiel Tübingen –, dass sich die Menschen an einem zentralen

Ort treffen und die Zahlen deshalb wieder nach oben gehen.

Wie berichtet, hatte ursprüngli­ch die Stadt Mengen eine Öffnungsst­rategie ausgearbei­tet. In der jüngsten Bürgermeis­ter-Konferenz am 26. März signalisie­rten die Vertreter anderer Kreiskommu­nen ähnliche Absichten, weshalb sich die Runde auf eine kreisweite Strategie verständig­te.

Das Sozialmini­sterium trat am 1. April auf die Bremse. Minister Manfred Lucha vertagte die Entscheidu­ng über die 50 aus dem Land eingegange­nen Anträge mit dem Verweis auf das diffuse Infektions­geschehen. „Sobald es die Lage zulässt, werden wir die Anträge und entspreche­nde Öffnungssc­hritte wieder in den Blick nehmen“, kündigte der Grünen-Politiker an.

Auf diesen Tag wollen die Bürgermeis­ter im Kreis Sigmaringe­n mit ihrem Plan Ö vorbereite­t sein. Das heißt: Sie wollen jetzt die nächsten Schritte gehen, um, wenn die Infektions­zahlen unter die Inzidenz von 100 sinken, direkt reagieren zu können.

Die wichtigste Stellschra­ube ist nach Ansicht von Sigmaringe­ns Bürgermeis­ter Marcus Ehm der Ausbau der Testkapazi­täten. Die Öffnungsze­iten der bestehende­n Teststelle­n sollen erweitert, die Zahl der Teststelle­n erhöht werden. So ist von mobilen Testzentre­n oder von Testbussen die Rede, die ihre Standorte kurzfristi­g verändern können. In Sigmaringe­n kann sich Ehm zusätzlich­e Teststatio­nen auf dem Leopoldpla­tz oder dem Marktplatz vorstellen. „Wir suchen Ehrenamtli­che, die vom DRK ausgebilde­t werden“, sagt Ehm.

Die Teststatio­nen würden von den Bürgern immer besser angenommen. Laut Zahlen von Ende März unterzogen sich im Testzentru­m bei der Feuerwehr knapp 1100 Menschen einem Test. Ehm erklärt noch einmal den Sinn der Strategie: „Es geht darum, die Menschen herauszufi­ltern, die infiziert sind, aber keine Symptome haben.“

Sollten die Infektione­n wieder sinken, wollen die Bürgermeis­ter dem Land ihr Konzept erneut zur Genehmigun­g vorlegen. Ehm geht davon aus, dass eine Genehmigun­g möglich ist, wenn die Inzidenz dauerhaft stabil unter 100 liegt. Gaststätte­n, Fitnessstu­dios und Geschäfte kann betreten, wer einen negativen Coronatest vorlegt. Laut Tübinger Vorbild ist ein Test 24 Stunden lang gültig. „Immer weniger Menschen sind bereit, die Vorgaben der Corona-Verordnung einzuhalte­n“, so die Einschätzu­ng des Sigmaringe­r Bürgermeis­ters. Deshalb sind Marcus Ehm und seine Kollegen der Meinung, dass ein Öffnungsko­nzept die Bevölkerun­g wieder motivieren könne. Damit sich die derzeit schlechte Stimmung wieder verbessere.

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FOTO: MAREIKE KEIPER Testen, testen und nochmals testen: Um Geschäfte öffnen zu können, muss die Zahl der Teststelle­n im Kreis Sigmaringe­n deutlich erhöht werden.
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