Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alle 25 Gemeinden im Landkreis Sigmaringen entwickeln einen Plan Ö
Trotz hoher Corona-Zahlen: Die Rathauschefs bereiten eine Öffnung vor – Das ist geplant
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SIGMARINGEN - Die Sieben-TageInzidenz hat sich zuletzt stabil zwischen 140 und 150 eingependelt. Trotzdem arbeiten die 25 Gemeinden im Landkreis Sigmaringen an einer Öffnungsstrategie. Wie passt das zusammen? Sigmaringens Bürgermeister Marcus Ehm sagt in einem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“: „Die Stimmung unter den Bürgern ist auf einem Tiefpunkt. Wir möchten den Menschen wieder eine Perspektive geben.“
Eine Runde mit dem Audio-Guide durch das Schloss drehen, anschließend auf dem Marktplatz in Sigmaringen einen Kaffee trinken, in der Innenstadt ein paar Dinge einkaufen und später noch einen Abstecher nach Mengen machen. Das alles soll mit einem negativen CoronaTest möglich werden. Das Rathaus in Mengen entwickelt gerade eine Handy-App mit QR-Code, der quasi als Eintrittskarte dienen soll.
Bei ihrer Besprechung am kommenden Donnerstag wollen die Bürgermeister in einer Video-Konferenz die nächsten Einzelheiten besprechen. Wichtig ist dem Sigmaringer Stadtoberhaupt, dass alle 25 Kreisgemeinden Hand in Hand arbeiten und flächendeckend Teststationen dezentral einrichten. Geschäfte, Gaststätten und Fitnessstudios im Kreis könnten in allen Kreisgemeinden öffnen. Sonst bestehe die Gefahr – an dieser Stelle nennt Ehm das Beispiel Tübingen –, dass sich die Menschen an einem zentralen
Ort treffen und die Zahlen deshalb wieder nach oben gehen.
Wie berichtet, hatte ursprünglich die Stadt Mengen eine Öffnungsstrategie ausgearbeitet. In der jüngsten Bürgermeister-Konferenz am 26. März signalisierten die Vertreter anderer Kreiskommunen ähnliche Absichten, weshalb sich die Runde auf eine kreisweite Strategie verständigte.
Das Sozialministerium trat am 1. April auf die Bremse. Minister Manfred Lucha vertagte die Entscheidung über die 50 aus dem Land eingegangenen Anträge mit dem Verweis auf das diffuse Infektionsgeschehen. „Sobald es die Lage zulässt, werden wir die Anträge und entsprechende Öffnungsschritte wieder in den Blick nehmen“, kündigte der Grünen-Politiker an.
Auf diesen Tag wollen die Bürgermeister im Kreis Sigmaringen mit ihrem Plan Ö vorbereitet sein. Das heißt: Sie wollen jetzt die nächsten Schritte gehen, um, wenn die Infektionszahlen unter die Inzidenz von 100 sinken, direkt reagieren zu können.
Die wichtigste Stellschraube ist nach Ansicht von Sigmaringens Bürgermeister Marcus Ehm der Ausbau der Testkapazitäten. Die Öffnungszeiten der bestehenden Teststellen sollen erweitert, die Zahl der Teststellen erhöht werden. So ist von mobilen Testzentren oder von Testbussen die Rede, die ihre Standorte kurzfristig verändern können. In Sigmaringen kann sich Ehm zusätzliche Teststationen auf dem Leopoldplatz oder dem Marktplatz vorstellen. „Wir suchen Ehrenamtliche, die vom DRK ausgebildet werden“, sagt Ehm.
Die Teststationen würden von den Bürgern immer besser angenommen. Laut Zahlen von Ende März unterzogen sich im Testzentrum bei der Feuerwehr knapp 1100 Menschen einem Test. Ehm erklärt noch einmal den Sinn der Strategie: „Es geht darum, die Menschen herauszufiltern, die infiziert sind, aber keine Symptome haben.“
Sollten die Infektionen wieder sinken, wollen die Bürgermeister dem Land ihr Konzept erneut zur Genehmigung vorlegen. Ehm geht davon aus, dass eine Genehmigung möglich ist, wenn die Inzidenz dauerhaft stabil unter 100 liegt. Gaststätten, Fitnessstudios und Geschäfte kann betreten, wer einen negativen Coronatest vorlegt. Laut Tübinger Vorbild ist ein Test 24 Stunden lang gültig. „Immer weniger Menschen sind bereit, die Vorgaben der Corona-Verordnung einzuhalten“, so die Einschätzung des Sigmaringer Bürgermeisters. Deshalb sind Marcus Ehm und seine Kollegen der Meinung, dass ein Öffnungskonzept die Bevölkerung wieder motivieren könne. Damit sich die derzeit schlechte Stimmung wieder verbessere.