Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kunst auf großen Plakatwänden
Fotos von Ivo Webers Kunstprojekt „Waldfegen“sind auch in Biberach zu sehen
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BIBERACH/KÖLN - Auf drei großen Plakatwänden in Biberach (Haberhäuslestraße 7), Mettenberg (Laupertshauser Straße 8) und Winterreute sind vom 16. bis 26. April großformatige Fotoaufnahmen des Kunstprojekts „Waldfegen“des aus Mettenberg stammenden Künstlers Ivo Weber zu sehen. Weber, der seit vielen Jahren in Köln lebt und arbeitet, betreibt das Kunstprojekt „Waldfegen“seit fast 20 Jahren immer im Herbst. Bunt gemischte Teams aus der Kulturszene, aber zum Beispiel auch eine Gruppe Jäger, treffen sich im Wald, um dort auf einer abgesteckten Fläche den Waldboden zu fegen.
Dabei kommt der intensive erdige Geruch auf – und da entsteht plötzlich ein neuer Raum, in dem sich die Teilnehmenden inklusive einiger ausgewählter Requisiten positionieren. Diesen Moment hält Webers Fotograf Olaf Hirschberg mit einer Großbildkamera in einer sorgsam inszenierten Aufnahme fest. Am Ende wird gemeinsam aufgeräumt, das Laub kommt wieder an seinen angestammten Platz im Ökosystem. Aufnahmen der Aktion aus den Jahren 2006, 2008 und 2016 sind nun auf den Plakatwänden in Biberach zu sehen. Sie sind Teil einer großen Aktion, denn noch in 25 weiteren deutschen Städten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, Leipzig, Stuttgart, Köln oder
München sind insgesamt 65 „Waldfegen“-Plakate zu sehen. Dass drei davon auch in seiner Heimatstadt hängen, war Ivo Weber sehr wichtig. Ermöglicht wird das Kunstprojekt durch ein Stipendium der VG Bild Kunst.
Es lasse sich vieles hineindeuten in diese einfache und doch komplexe Zeremonie des Waldfegens, die so vieles vereint, so der Künstler: die Symbolkraft des Waldes, der insbesondere in einer Zeit des Klimawandels wieder zunehmend in das gesellschaftliche Bewusstsein rückt; das gemeinsame Gestalten, das Hineinwachsen der Beteiligten in ein Kunstwerk, das bildhauerische und das performative Element; die Gegenwart und ihre Vergänglichkeit, das Verwischen der Spuren; Respekt vor dem Wald, ein behutsames Agieren mit und in der Natur; Skurrilität und Ernsthaftigkeit. Vor allem aber geht es dem Künstler Ivo Weber um die Kunst selbst: Die vermeintlich sinnfreie Tätigkeit des Waldfegens wandelt sich im Laufe der Aktion zur lebendigen Skulptur. Wobei das temporäre Moment wiederum aufgehoben wird durch das Foto – was bleibt, ist das Bild. Für alle sichtbar und erlebbar.
Eröffnet wird die Ausstellung an diesem Freitag, 16. April, ab 18 bis mit einem Livestream. Die Zugangsdaten und viele weitere
Infos zur Ausstellung und zum Waldfegen gibt es unter www.waldfegen.com