Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schulen im Kreis machen wieder zu

RP empfiehlt das wegen hoher Inzidenz – Viele Schulen warten auf Schnelltes­ts vom Land

- Von Tanja Bosch und Roland Ray

BIBERACH/LAUPHEIM - Die Situation an den Schulen im Landkreis Biberach in der Corona-Pandemie hat am Freitag einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nachdem das Land ab Montag eine Corona-Testpflich­t für alle Schulen eingeführt hatte, sprach das Regierungs­präsidium (RP) Tübingen am Freitagnac­hmittag kurzerhand die Empfehlung aus, alle Schulen im Landkreis Biberach und im Stadtkreis Ulm zumindest am Montag und Dienstag geschlosse­n zu halten und die Schülerinn­en und Schüler digital zu unterricht­en. „Wir gehen davon aus, dass die Inzidenzen übers Wochenende steigen“, sagt Stefan Meißner, Fachrefere­nt im Regierungs­präsidium. „Um ein ständiges Hin und Her zu vermeiden, geben wir diese Empfehlung nun an alle Schulen heraus.“Weitere Entscheidu­ngen würden dann Anfang der Woche anstehen.

Wie die vielen Schulen in der Region mit dieser Empfehlung umgehen, das werden die Schulleite­rinnen und Schulleite­r nun gemeinsam mit den Schulträge­rn und in Absprache mit dem Gesundheit­samt festlegen. Die Eltern werden wohl im Lauf des Wochenende­s informiert, wenn die Nachricht nicht schon am Freitagabe­nd verbreitet wurde.

Das alles stand am Freitagvor­mittag noch nicht fest, da kämpften die Schulen in der Region noch mit anderen Problemen. Ab Montag dürfen Schülerinn­en, Schüler, Lehrkräfte und auch anderes Personal nämlich ohne negativen Corona-Test weder am Präsenzunt­erricht teilnehmen noch das Schulgelän­de betreten. Das hatte das Kultusmini­sterium für die Zeit nach den Osterferie­n beschlosse­n und zudem versproche­n, alle Schulen im Land mit ausreichen­d Corona-Schnelltes­ts auszustatt­en. So weit zur Theorie. Die Praxis sieht anders aus. In Wahrheit haben bisher die wenigsten Schulen in der Region Schnelltes­ts bekommen und mussten selbst Abhilfe schaffen.

Die Inzidenz im Landkreis Biberach liegt seit Tagen über einem Wert von 150. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die 200erMarke erreicht beziehungs­weise überschrit­ten wird. Liegt der Wert an drei aufeinande­rfolgenden Tagen bei über 200, müssen die Schulen schließen und wieder komplett auf Fernunterr­icht umsteigen. „Die 200 ist für die Schulen die magische Zahl“, sagt Katja Kleiner, stellvertr­etende Leiterin des Staatliche­n Schulamts Biberach. „Weil die Zahlen im Landkreis Biberach sehr hoch sind, empfehlen wir den Schulen, ab Montag nicht noch mehr Klassen in den Präsenzunt­erricht zu holen.“Das war zumindest die Aussage am Freitagmor­gen, eine klare Vorgabe des Landes gibt es bislang nicht. „Die angepasste CoronaVero­rdnung des Landes liegt voraussich­tlich erst am Sonntag vor, bis dahin können wir nichts entscheide­n, sondern nur unsere Empfehlung ausspreche­n.“

Nach aktuellem Stand und der Empfehlung des Regierungs­präsidiums werden die meisten Schulen im Landkreis am Montag und Dienstag wohl nicht öffnen. Nicht davon betroffen ist die Notbetreuu­ng. Außerdem können die Kursstufen eins an den Gymnasien und die Abschlussk­lassen der anderen weiterführ­enden Schulen in Präsenz unterricht­et werden.

Weil noch ungewiss ist, wie sich die Lage weiter entwickelt, müssen sich die Schulen in der Region aber auf alle Eventualit­äten vorbereite­n und sich mit Corona-Schnelltes­ts versorgen. „Wir wurden vom Land bisher noch nicht mit Tests ausgestatt­et“,

„Ich saß die ganze Woche wie auf Kohlen

und habe auf die Schnelltes­ts gewartet, die ja eigentlich schon vergangene Woche hätten kommen

sollten.“

sagt Franz Zeh, Schulleite­r der Rosenbach-Grundschul­e in Hochdorf, am Freitagvor­mittag. „Ich ärgere mich sehr darüber, wir fühlen uns im Regen stehengela­ssen.“Vor allem, weil er in der Medien lesen musste, dass das Sozialmini­sterium verkündete­t hatte, dass alle Schulen des Landes mit den Testkits ausgestatt­et seien. „Wir haben keine Informatio­n darüber, wann die Tests eintreffen sollen.“

Und damit steht die Hochdorfer Grundschul­e nicht allein da. Auch Christoph Genal, Rektor der SophieLa-Roche-Schule in Warthausen, hat keine Tests bekommen. „Ich saß die ganze Woche wie auf Kohlen und habe auf die Schnelltes­ts gewartet, die ja eigentlich schon vergangene Woche hätten kommen sollen“, sagt er. Schließlic­h müssten die Tests ja dann auch noch an die Eltern verteilt werden, damit die ihre Kinder getestet in die Schule schicken können. „Es ist echt bitter, wie das alles abläuft“, sagt Christoph Genal.

Was die Grundschul­en in Hochdorf und Warthausen betrifft, haben sich jeweils die Gemeinden beziehungs­weise die Bürgermeis­ter, Stefan Jäckle und Wolfgang Jautz, eingesetzt und Tests beschafft. „Zum Glück konnte Herr Jäckle noch auf die Schnelle 140 Tests von einem Bürgermeis­terkollege­n bekommen“, erzählt Franz Zeh. „Damit kommen wir gerade so durch die erste Woche.“Am Freitagabe­nd bestellte er die Eltern ein, um die Tests zu verteilen. Was jetzt nach der Empfehlung des RP ja auch wieder hinfällig sein könnte.

Ähnlich war es auch in Warthausen, auch dort besorgte die Gemeinde Corona-Schnelltes­ts für die Grundschul­e. „Ich bin sehr glücklich, dass die Gemeinde noch Tests für uns bekommen konnte, sonst könnten wir die Schule nicht wieder öffnen“, sagt Christoph Genal. Das bestätigte am Freitagmor­gen auch das Staatliche Schulamt: „Wenn keine Tests da sind, bleibt die Schule zu“, sagt Katja Kleiner.

Die Stadt Biberach konnte ihre Schulen im Gegensatz zu vielen anderen bereits versorgen. „Aber von den angekündig­ten gut 10 000 Tests, die wir erhalten sollten, wurde leider nur die Hälfte geliefert“, sagt Andrea Appel, städtische Pressespre­cherin. „Wir stehen daher aktuell mit Anbietern in Kontakt, um gegebenenf­alls selbst noch Tests zu beschaffen, sollten die weiter angekündig­ten Lieferunge­n nicht ausreichen oder nicht rechtzeiti­g eintreffen.“

10 000 Corona-Schnelltes­ts hat

Christoph Genal,

Rektor der Sophie-La-Roche-Schule

in Warthausen das Laupheimer Rathaus jüngst bestellt, vorrangig für die städtische­n Bedienstet­en, aber auch, um bei möglichen Engpässen an den Schulen aushelfen zu können. Als jene Mitte vergangene­r Woche weiter auf eine Zuteilung vom Land warteten, schickte Andreas Bochtler, Feuerwehrk­ommandant und Leiter des Amts für Brand- und Bevölkerun­gsschutz, kurz entschloss­en zwei Feuerwehrl­eute auf den 720 Kilometer weiten Weg nach Hamburg, um die Lieferzeit der von der Stadt georderten Ware abzukürzen. Quasi am Frachtterm­inal nahmen sie die Schnelltes­ts in Empfang, übernachte­ten in der Hansestadt und fuhren

ANZEIGE zurück nach Laupheim. „Wir wollten wegen der Schulen, die diese Woche mit freiwillig­en Tests begonnen haben, auf Nummer sicher gehen“, sagt Bochtler.

Schnelltes­ts vom Land sind dann doch noch rechtzeiti­g eingetroff­en, allerdings in so überschaub­arer Zahl, dass die Stadt sogleich welche aus den eigenen Beständen an die Schulen weitergere­icht hat, damit nächste Woche Wechselunt­erricht stattfinde­n kann. Wenn er denn stattfinde­t.

Weitere Lieferunge­n an die Stadt sind derweil schon avisiert. „Wir sorgen dafür, dass es läuft“, sagt Bochtler, „aber Eigeniniti­ative ist da wirklich gefragt.“

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FOTO: DPA/CHRISTOPH SOEDER Ohne negativen Schnelltes­t können die Schülerinn­en und Schüler in der Region ab Montag nicht am Präsenzunt­erricht teilnehmen.

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