Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nach dem ersten Lockdown wendet sich das Blatt
Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal sieht ihre Erwartungen an das Geschäftsjahr 2020 übertroffen
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LAUPHEIM - Herausfordernd, aber erfolgreich: So beschreibt der Vorstandsvorsitzende Dieter Ulrich das von der Corona-Pandemie geprägte Geschäftsjahr 2020 der Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal. „Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hatten wir unsere Erwartungen deutlich revidiert“, berichtete er in einem Telefonat. Doch im Sommer wendete sich das Blatt und die größte Genossenschaftsbank im Landkreis Biberach verzeichnete einen „enormen Aufschwung“, getragen vor allem durch Zuwächse im Kredit- und Wertpapiergeschäft. Am Ende wurden die Erwartungen übertroffen.
Wichtige Kennzahlen: Die Bilanzsumme ● hat sich gegenüber 2019 um sechs Prozent auf 1,4 Milliarden Euro erhöht. Die Kundeneinlagen stiegen um 2,2 Prozent und überschritten knapp die Milliardengrenze. Das betreute Kundenvolumen, das auch die Bestände bei Verbundpartnern berücksichtigt, erreichte laut Geschäftsbericht 2,88 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 5,4 Prozent.
Kredite: Die bilanziellen Kundenkredite ● erhöhten sich um 52 auf 819 Millionen Euro (plus 6,8 Prozent). Die Bank hat neue Darlehen in Höhe von 215 Millionen Euro vergeben; 106 Millionen flossen an Privatkunden, mit dem Schwerpunkt Wohnungsbau, und 109 Millionen an Gewerbetreibende. „Der Bauboom in unserem Geschäftsgebiet wurde durch die Pandemie bisher kaum gebremst“, resümiert Dieter Ulrich.
Ein „Engpassfaktor“sei die Anzahl der verfügbaren Bauplätze. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien übersteige das Angebot, „man kann sie kaum bedienen“.
Das Kreditwachstum im Firmenkundenbereich betrug 7,6 Prozent. „Ungeachtet der Pandemie haben Unternehmen in die Zukunft gerichtet investiert, in Gebäude, Produktionsanlagen und Logistik“, sagt Ulrich. Viele Betriebe hätten sich auf die Pandemiebedingungen einstellen können; „Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus leiden allerdings massiv“.
Aus Beratungsgesprächen zu Corona-Krediten, Zuschüssen und Überbrückungshilfen resultierten 41 Kreditzusagen mit einem Volumen von 12,8 Millionen Euro. Zudem setzte die Bank bei 317 Darlehen befristet die Tilgung aus, um Kunden in einer angespannten Situation finanziell Luft zu verschaffen. 180 Fälle betrafen Firmen und Gewerbetreibende, 137 Fälle Privatpersonen. Fast alle können ihre Darlehen inzwischen wieder bedienen.
Geldanlage: Vor dem Hintergrund ● der anhaltenden Negativzinsphase verzeichnete die VR-Bank Laupheim-Illertal deutliche Zuwächse im Wertpapiergeschäft. Besonderen Zuspruch fanden Investmentfonds und Vermögensverwaltung mit aktivem Managementansatz. Das betreute Wertpapiervolumen vergrößerte sich 2020 um 11,8 Prozent auf ein Rekordniveau von 497 Millionen Euro.
Ertragslage: Das Wertpapiergeschäft ● trug denn auch entscheidend dazu bei, dass der Provisionsüberschuss
im vergangenen Jahr erneut zugelegt hat, um neun Prozent auf 10,4 Millionen Euro. Eine Bestmarke, die den Rückgang beim Zinsüberschuss (minus drei Prozent auf 20,9 Millionen Euro) mehr als wettgemacht hat. Einen hohen Provisionsbeitrag lieferte auch die Vermittlung von Immobilien.
Unterm Strich hat die Bank ihr Betriebsergebnis vor Risikovorsorge von 10,3 auf 10,9 Millionen Euro verbessert. „In Anbetracht der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen und der zusätzlichen Kostenbelastung durch die erfolgreich vollzogene Fusion mit der Raiffeisenbank Erlenmoos können wir mit diesem Ergebnis sehr zufrieden sein“, sagt Dieter Ulrich. Der Jahresüberschuss betrug wie in den Vorjahren rund 2,2 Millionen Euro. Ihr bilanzielles Eigenkapital hat die Bank weiter aufgestockt, von 115 auf 128 Millionen Euro.
Dividende: Aufgrund der guten ●
Geschäftsentwicklung soll die Dividende gegenüber 2019 von einem auf zwei Prozent angehoben werden, wenn die Vertreterversammlung zustimmt und die Bankenaufsicht eine Ausschüttung zulässt. Im Vorjahr hatte sie das wegen der Corona-Pandemie zunächst verboten.
Negativzinsen: Hier gilt laut Ulrich ● das Gleiche wie im vergangenen Jahr: Im „breiten Privatkundengeschäft“werden keine Negativzinsen erhoben; von manchen Firmenkunden und für Großeinlagen von Privat allerdings schon, auf der Grundlage von Einzelvereinbarungen.
Soziales Engagement: Mit insgesamt ● 185 000 Euro hat die VR-Bank Laupheim-Illertal 2020 Vereine, kulturelle Projekte und soziale Institutionen im Geschäftsgebiet unterstützt. Im Rahmen einer „CoronaSoforthilfe“wurden 28 500 Euro an wirtschaftlich in Not geratene Vereine ausbezahlt. Die VR-Förderaktion schüttete 60 000 Euro an 122 Empfänger aus.
Ausblick: Die Bank ist laut Ulrich ● gut ins Jahr 2021 gestartet; das Kreditwachstum liegt leicht über Plan.
Prognosen seien schwierig, sagt der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf das Pandemiegeschehen. Insgesamt könnte es ein ordentliches Geschäftsjahr werden, „ich glaube aber nicht, dass wir 2020 toppen“. Eine zusätzliche Belastung ergebe sich durch die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen am Hauptsitz in Laupheim. Mit dem Aufsichtsrat sei ein Budget bis zu sieben Millionen Euro abgestimmt.
Die Niedrigzinsphase wird nach Ulrichs Einschätzung noch länger anhalten – womöglich das gesamte Jahrzehnt.