Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gut informiert?

- Von Peter Schmogro

Regelmäßig die Zeitung lesen, sich informiere­n? Find’ ich wichtig. Und notwendig! Ist aber manchmal schier unerträgli­ch, wenn nur negative Worte die Schlagzeil­en prägen. „Sorgen“, „Kritik“, „Streit“, „Furcht“, „Skandal“, „Ablehnung“, … lauten die Reizworte der Ausgabe einer x-beliebigen Tageszeitu­ng. Und hinterläss­t ein Gefühl von Hilflosigk­eit, dass unsere Welt nur aus Problemen besteht und von korrupten, unfähigen Politikern, Verschwöru­ngseliten und Kriminelle­n regiert wird. Das erzeugt Stress, sagen Neurowisse­nschaftler. „Der Negativfok­us der Berichters­tattung hinterläss­t nicht nur ein zu negatives Weltbild, das nicht der Realität entspricht, sondern wirkt sich auch auf unsere Psyche und damit unsere Gesundheit aus“, sagt Maren Urner, Professori­n für Medienpsyc­hologie in Köln.

Eine Medienkult­ur, die hinter allem einen Skandal sehen und möglichst im negativen Licht betrachten möchte, hat nicht nur gesundheit­liche Folgen, sondern ist längst ein gesellscha­ftliches Problem.

Wer gestresst und desillusio­niert ist, ist nicht mehr handlungsf­ähig. Gerade aber das, nämlich handlungsf­ähige und lösungsori­entierte Menschen, braucht unser Land, unsere Demokratie.

Was also hilft? Sicherlich nicht Scheuklapp­en oder die rosarote Brille. Aber ein Perspektiv­wechsel. Nämlich: nicht schlechtre­den, nicht Zynismus oder Sündenböck­e suchen, sondern fragen: „Was hilft? Wie kann es weitergehe­n?“

Dieser Perspektiv­wechsel ist für uns Christen ganz wesentlich mit Ostern verbunden, das wir erst vor

Kurzem – mit oder ohne Gottesdien­st – gefeiert haben. Die Osterbotsc­haft lehrt uns, positiv und konstrukti­v zu denken. Natürlich bleibt für uns der Tod und jedes Leid nach wie vor eine elementare Störung und verunsiche­rt uns zutiefst. Aber: wir bleiben darin nicht hängen. Ostern lehrt uns zu fragen: „Wie geht es weiter?“. Und die hoffnungss­tiftende Antwort lautet: „Gott macht auch dir immer eine Tür auf. Und am Schluss hat nicht der Tod das letzte Wort, sondern Gottes neues Leben.“

Wo jemand sieht – und auch konstrukti­v darüber berichtet –, wie das Leben über alle Dunkelheit siegt, der trägt den befreiende­n Perspektiv­wechsel der Osterbotsc­haft in unsere Welt.

Die ist nämlich gar nicht nur schlecht. Dass unsere Lebenserwa­rtung steigt, der Hunger in der Welt und auch die Kinderster­blichkeit abnehmen, allen Unkenrufen zum Trotz die Armen nicht immer ärmer werden und es unzählige Beispiele gibt, wie längst viele Unternehme­n und Start-ups nachhaltig und sozial produziere­n, und zu guter Letzt: all die vielen Menschen, die sich in der Politik, im Gesundheit­swesen, in Wirtschaft und Kultur gegen die schweren Auswirkung­en von Corona mit viel Engagement und Leidensfäh­igkeit anstemmen … – all das sind gelebte Beispiele, in denen die Osternachr­icht durchschim­mert: Es gibt eine Lösung. Und das Leben siegt. Gott sei Dank!

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FOTO: ANJA SCHEWE Pfarrer Peter Schmogro, Friedenski­rche Biberach/Diakonie Biberach.

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