Schwäbische Zeitung (Biberach)
Von Spital-Störchen und diebischen Dohlen
Die klauen wie die Raben“lautet eine Redewendung. Ohne den Tierchen was Böses zu wollen, scheint da doch etwas dran zu sein, wie der Nabu Biberach mit Blick auf die Störche auf dem Spitaldach berichtet.
Aber der Reihe nach: Nachdem das langjährige Brutpaar auf dem Biberacher Spitaldach im vergangenen Jahr zwar Eier gelegt hatte, aber die Jungen Mitte Mai auf ungeklärte Weise verschwanden, gab es dort im Verlauf des Sommers ein reges Kommen und Gehen, auch Kämpfe wurden beobachtet, schreibt Martin Rösler vom Nabu.
Seit 2007 war das Nest auf dem Spitaldach von einem unberingten Brutpaar belegt, das im Lauf der Jahre auch neun Junge erfolgreich großgezogen hat. Im Sommer 2020 waren dann immer wieder auch fremde Störche auf dem Nest zu beobachten – erkenntlich daran, dass sie einen Ring trugen.
In diesem Frühjahr nun haben zwei beringte Störche das Biberacher Nest besetzt. Vor einigen Tagen konnte zumindest bei einem der beiden der Ring abgelesen werden. Es handelt sich um einen Storch, der 2019 in Bad Saulgau im Nest auf dem dortigen Museumsdach das Licht der Welt erblickte. Ob ihn die Affinität zum Museum nach Biberach brachte?
Nachdem die beiden Neuen bisher wenig Anstalten machten, zur Brut zu schreiten, konnte Martin Rösler nun über die Nestkamera beobachten, dass die Störche Nistmaterial in das Nest eintrugen.
An dieser Stelle kommen nun die Rabenvögel ins Spiel, zu denen auch die Dohlen zählen. Diese wiederum haben ihr Domizil nebenan im Kirchturm von St. Martin. Und dank der guten Aussicht bekommen die schlauen Vögel natürlich sofort mit, dass auf dem Spitaldach eine günstige Gelegenheit besteht, sich mit Nistmaterial zu versorgen. So warten die Dohlen geduldig, bis die beiden Störche unterwegs sind und besuchen in dieser Zeit deren Nest, um sich mit Baumaterial für das eigene Heim einzudecken. Da hilft leider auch keine Einbruchsicherung.
Über die Stochencam des Rathauses
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kann das diebische Treiben von jedem Interessierten beobachtet werden. Es ist zu hoffen, dass das neue Storchenpaar trotz der Materialdiebe in absehbarer Zeit mit der Eiablage und dem Brüten beginnt.
Etwas weiter mit dem Brutgeschäft sind offensichtlich die beiden Störche, die in diesem Jahr zum ersten Mal das Nest auf dem Mittelbiberacher Schloss bezogen haben. Auch wenn dort keine komfortable Kamera Einblicke gestattet und der Blick mit dem Fernrohr nur aus ungünstigen Blickwinkeln möglich ist, scheint das Storchenpaar, von dem nur ein Partner beringt ist, sich derzeit schon beim Brüten abzuwechseln.
Auch in Ringschnait hat sich seit 2019 ein Storchenpaar niedergelassen, allerdings ohne Bruterfolg. Dieses Jahr brütet dort ein Storchenpaar, von denen bei einem Partner der Ring abgelesen werden konnte. Der Storch stammt aus einer Brut von 2018 in Bad Wurzach.
Vielleicht hängt es mit der Tatsache zusammen, dass immer weniger Störche die weite und gefährliche Reise nach Afrika antreten und über den Winter in der Region bleiben oder „nur“bis Spanien ziehen – die Zahl der Storchenbruten in der Region hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Auch in Ummendorf sind neben dem seit vielen Jahren besetzten Horst auf dem Schloss zwei weitere Nester gebaut worden: auf dem Kamin des Bräuhauses und im Neubaugebiet haben sich ebenfalls Storchenpaare niedergelassen und sitzen auf den Eiern. Hoffen wir, dass die Witterung der nächsten Wochen einen Bruterfolg möglich macht.
Die Biberacher Störche und Dohlen kann man über Webcams beobachten, die Links dazu findet man auf der Internetseite www.nabu-bc.de