Schwäbische Zeitung (Biberach)
Für Klaus Schwenning schließt sich der Kreis
Der Attenweiler mit einem bewegten Lebenlauf ist im neuen Amt im Buchauer Rathaus angekommen
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ATTENWEILER/BAD BUCHAU - Seine Kollegen kennt er bisher nur aus eineinhalb Metern Abstand – und trotzdem fühlt er sich schon mittendrin: Als Klaus Schwenning, der mit seiner Familie in Attenweiler wohnt, im Oktober die Stelle des Hauptamtsleiters im Buchauer Rathaus antrat, hatte die Corona-Pandemie die Verwaltung schon fest im Griff. Sein erstes halbes Jahr beschreibt der Attenweiler als „sehr intensiv“.
Corona hat den Arbeitsalltag gehörig umgekrempelt. Für angestammte Mitarbeiter ist das schon schwer genug – aber wie ist das für denjenigen, der einen neuen Job beginnt? Wie gewöhnt man sich ein, wenn nichts mehr läuft wie gewohnt? Wie ankommen, wenn ohnehin alles im Umbruch ist? „Es ist schon schwieriger gerade“, bestätigt auch Klaus Schwenning. Dennoch fühlte sich der „Neue“im Buchauer Rathaus von Anfang an „gut aufgenommen“. Zum Start gab es eine kleine Tour mit Bürgermeister Peter Diesch durch Rathaus und Stadt. So habe er gleich sämtliche Akteure, auch von den städtischen Einrichtungen wie Schule, Kindergarten oder Bauhof, kennenlernen können. Also fast ganz normal, nur mit Maske und Abstand eben. „Und wir sind ja auch keine Verwaltung mit tausend Mitarbeitern, da tauscht man sich auch viel aus“, sagt Schwenning.
Bad Buchau ist dem 55-Jährigen zudem nicht gänzlich fremd. Schwenning lebt mit seiner Frau in Attenweiler, wo er auch aufgewachsen ist. Für den Vater zweier Töchter und eines Sohns schließt sich mit dem neuen Arbeitsort praktisch der Kreis: Der Diplom-Verwaltungswirt hat hier im Buchauer Rathaus sein erstes Studienjahr verbracht. 1992 war das, damals freilich noch unter Bürgermeister Harald Müller und mit Rathaus-Urgesteinen wie Alfred Nuber oder Franz-Xaver Menz, die mittlerweile ihren wohlverdienten Ruhestand genießen, aber auch mit den alten neuen Kollegen Norbert Moll und Klaus Merz.
Zwischen dem Anfang seiner Berufslaufbahn und heute liegen aber nicht nur fast 30 Jahre, sondern auch zahlreiche und vielfältige Stationen. Zuvor hatte Schwenning acht Jahre lang bei der Bundeswehr gedient. Nach dem Studium an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg begann er im Landratsamt Biberach, war dort im Haupt- und Personalamt für Organisation und Beschaffung zuständig. Der Reiz, sich neue Bereiche zu erschließen, ist aus Schwennings Lebenslauf
herauszulesen. Führungserfahrung sammelte er als Verwaltungsund Personalleiter der Biberacher Kliniken am Standort Laupheim, bevor er zur Kommunalen Informationsverarbeitung Reutlingen-Ulm wechselte. Die Zeit am kommunalen Rechenzentrum, wo er im Marketing und Vertrieb tätig war und rund 200 Kunden zu betreuen hatte, beschreibt Schwenning als besonders wertvoll. Aus Interesse habe er sich in dieser Zeit ein gewisses ITWissen angeeignet, so der Hauptamtsleiter: „Das ist mir in den letzten Jahren auch zugute gekommen.“
Zu Schwennings Berufsweg gehört auch das Amt des Bürgermeisters, das er zweieinhalb Jahre lang in Oberstadion ausfüllte: ein Abstecher, der ihn zwar letztendlich wieder zurück auf seine angestammte Spur, aber auch viele Erfahrungen brachte. „Es war gut und ich habe viele Menschen kennengelernt“, blickt der Attenweiler auf diese Zeit. Zuletzt war Schwenning für die Stadt Weingarten tätig, wo er als Kämmerer begann, um dann ins Hauptamt zu wechseln. Als Abteilungsleiter war er hier für rund 400 Mitarbeiter, für Organisation und IT verantwortlich. In diese Zeit fällt auch der Wettbewerb „Digitale Zukunftskommune@bw“: Als eine von 50 Kommunen wurde Weingarten ausgewählt, mit finanzieller Unterstützung des Landes die Digitalisierung in der Kommune voranzubringen.
Für den 55-Jährigen hätte Weingarten auch die letzte Station in seinem Berufsleben werden können. Doch dann kam die Ausschreibung der Buchauer Hauptamtsleiterstelle – und für Schwenning der Reiz, praktisch an seinen Ursprung zurückzukehren, mehr Zeit für die Familie zu haben, zu der bald das erste Enkelkind gehört, und nicht zuletzt ein interessantes Aufgabengebiet. „Im Hauptamt, da fühle ich mich einfach wohl“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt über sich. „Da hat man die gesamte Bandbreite und dazu gehört auch, viel mit Menschen zu kommunizieren.“Personalbetreuung, Kindergarten, Schule, Bebauungspläne und neuerdings Corona, Corona, Corona fallen in die Zuständigkeit. Dabei überschneiden sich in der kleinen Verwaltung die Aufgabengebiete mit denen der anderen Amtsleiter. „Wir stimmen uns viel ab, das Miteinander klappt hervorragend“, freut sich Schwenning
So sehr sich Schwenning beruflich in der digitalen Welt bewegt, so sehr schätzt er privat das analoge Erlebnis. Da zieht es den Sportler und langjährigen Fußballtrainer (unter anderem SG Mettenberg, SV Stafflangen, SV Alberweiler, FC Mittelbiberach) gerne in die Berge, zu Klettertouren, Skifahren und Paragliding. So wie er am liebsten Tourenski fährt, bevorzugt Schwenning auch hier „Hike and Fly“, also erst den Berg hochwandern, um dann mit dem Gleitschirm ins Tal zu schweben. „Da kann man das Fliegen oder Runterfahren ganz anders genießen, das ist der Lohn fürs Aufsteigen“, findet er. Dass er nun auch mit dem Fahrrad zu seinem Arbeitsplatz pendeln kann, das empfindet der Hauptamtsleiter als große Bereicherung.