Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Jedes Foto ist ein Glückstreffer“
Ein Goldschakal tappt im Wurzacher Ried wieder in Fotofalle
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BAD WURZACH - Lange Zeit war es unsicher, ob sich noch ein Goldschakal im Wurzacher Ried aufhält. Nun herrscht darüber aber Gewissheit.
Der höchst seltene Gast scheint sich im Wurzacher Ried eingerichtet zu haben. Seit Mai vergangenen Jahres hält sich nun ein Goldschakal in der Region auf. Zwischendurch wuchsen bei Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums, und seinen Mitarbeitenden freilich die Zweifel, ob dies denn tatsächlich noch so ist.
Der anpassungsfähige Wildhund ist etwas größer als ein Fuchs, 80 bis 95 Zentimeter lang und mit einer Schulterhöhe von bis zu 50 Zentimetern. Der Goldschakal ähnelt in Farbe und Struktur einem kleinen Wolf. Er ist ein extrem scheues Tier. Der Goldschakal ernährt sich überwiegend von Kleintieren, Aas und vegetarischer Kost. Aber auch Rehkitze oder Frischlinge des Wildschweins können ihm zum Opfer fallen.
Am 6. Oktober vergangenen Jahres gelang einer Fotofallenkamera der Forstlichen Versuchsund Forschungsanstalt BadenWürttemberg (FVA) ein Bild des in Mitteleuropa seltenen Tiers. Es war die siebte Aufnahme dieser Art seit Mai. Dann aber herrschte monatelange „Funkstille“.
„Wir wissen im Moment nicht, ob das Tier weitergewandert, andernorts im Ried oder gar tot ist“, sagte Weisser Anfang Februar. Er hatte stets betont, dass es gut möglich ist, dass das Ried für den Goldschakal nur eine Zwischenstation ist. Vor allem, wenn er „in den besten Jahren“sein sollte und feststellt, dass es keine weiblichen Artgenossen in der Umgebung gibt.
Doch die Naturschützer hatten die Hoffnung, dass der Rüde sich noch im Ried aufhält, nicht aufgegeben. Die begründete sich darauf, dass es aus der Bürgerschaft Meldungen über Sichtungen und das Hören von Geheul gegeben hatte. Zusammen mit der FVA stellte das NAZ daher zwei weitere Fotofallen auf.
Mit Erfolg: Am 23. Februar löste der Goldschakal eine der Fotofallen der FVA wieder aus. Dass es seitdem kein weiteres Bild des Tiers gegeben hat, beunruhigt Weisser daher nicht. „Jedes Foto ist ein Glückstreffer angesichts der riesigen Ausdehnung des Rieds und des großen Radius’, den ein Goldschakal haben kann“, sagt er. Das Revier eines ausgewachsenen Tiers kann bis zu 20 Quadratkilometer groß sein.
Gut möglich also, dass Horst Weisser seinem Nachfolger Siegfried Roth ein Wurzacher Ried mit Goldschakal übergeben kann. Roth wird am 1. Juli seinen Dienst als neuer Leiter des Naturschutzzentrums in Bad Wurzach antreten. Weisser wird noch bis Ende August unterstützend tätig sein.
„Natürlich mache ich mir jetzt schon Gedanken und Notizen, was bei der Einarbeitung von Herrn Roth wichtig ist“, sagt Weisser. „Aber zum Aufräumen und Aussortieren bin ich bisher vor lauter Tagesgeschäft noch nicht gekommen“, fährt der Diplom-Agrarbiologe lachend fort.
„Wir wissen im Moment nicht, ob das Tier weitergewandert, andernorts im Ried
oder gar tot ist.“
Horst Weisser
Weiterführende Beobachtungen und Hinweise zum Goldschakal nehmen das Naturschutzzentrum oder die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt unter der EMail-Adresse
entgegen.