Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Jedes Foto ist ein Glückstref­fer“

Ein Goldschaka­l tappt im Wurzacher Ried wieder in Fotofalle

- Von Steffen Lang info@wildtiermo­nitoring.de

BAD WURZACH - Lange Zeit war es unsicher, ob sich noch ein Goldschaka­l im Wurzacher Ried aufhält. Nun herrscht darüber aber Gewissheit.

Der höchst seltene Gast scheint sich im Wurzacher Ried eingericht­et zu haben. Seit Mai vergangene­n Jahres hält sich nun ein Goldschaka­l in der Region auf. Zwischendu­rch wuchsen bei Horst Weisser, Leiter des Naturschut­zzentrums, und seinen Mitarbeite­nden freilich die Zweifel, ob dies denn tatsächlic­h noch so ist.

Der anpassungs­fähige Wildhund ist etwas größer als ein Fuchs, 80 bis 95 Zentimeter lang und mit einer Schulterhö­he von bis zu 50 Zentimeter­n. Der Goldschaka­l ähnelt in Farbe und Struktur einem kleinen Wolf. Er ist ein extrem scheues Tier. Der Goldschaka­l ernährt sich überwiegen­d von Kleintiere­n, Aas und vegetarisc­her Kost. Aber auch Rehkitze oder Frischling­e des Wildschwei­ns können ihm zum Opfer fallen.

Am 6. Oktober vergangene­n Jahres gelang einer Fotofallen­kamera der Forstliche­n Versuchsun­d Forschungs­anstalt BadenWürtt­emberg (FVA) ein Bild des in Mitteleuro­pa seltenen Tiers. Es war die siebte Aufnahme dieser Art seit Mai. Dann aber herrschte monatelang­e „Funkstille“.

„Wir wissen im Moment nicht, ob das Tier weitergewa­ndert, andernorts im Ried oder gar tot ist“, sagte Weisser Anfang Februar. Er hatte stets betont, dass es gut möglich ist, dass das Ried für den Goldschaka­l nur eine Zwischenst­ation ist. Vor allem, wenn er „in den besten Jahren“sein sollte und feststellt, dass es keine weiblichen Artgenosse­n in der Umgebung gibt.

Doch die Naturschüt­zer hatten die Hoffnung, dass der Rüde sich noch im Ried aufhält, nicht aufgegeben. Die begründete sich darauf, dass es aus der Bürgerscha­ft Meldungen über Sichtungen und das Hören von Geheul gegeben hatte. Zusammen mit der FVA stellte das NAZ daher zwei weitere Fotofallen auf.

Mit Erfolg: Am 23. Februar löste der Goldschaka­l eine der Fotofallen der FVA wieder aus. Dass es seitdem kein weiteres Bild des Tiers gegeben hat, beunruhigt Weisser daher nicht. „Jedes Foto ist ein Glückstref­fer angesichts der riesigen Ausdehnung des Rieds und des großen Radius’, den ein Goldschaka­l haben kann“, sagt er. Das Revier eines ausgewachs­enen Tiers kann bis zu 20 Quadratkil­ometer groß sein.

Gut möglich also, dass Horst Weisser seinem Nachfolger Siegfried Roth ein Wurzacher Ried mit Goldschaka­l übergeben kann. Roth wird am 1. Juli seinen Dienst als neuer Leiter des Naturschut­zzentrums in Bad Wurzach antreten. Weisser wird noch bis Ende August unterstütz­end tätig sein.

„Natürlich mache ich mir jetzt schon Gedanken und Notizen, was bei der Einarbeitu­ng von Herrn Roth wichtig ist“, sagt Weisser. „Aber zum Aufräumen und Aussortier­en bin ich bisher vor lauter Tagesgesch­äft noch nicht gekommen“, fährt der Diplom-Agrarbiolo­ge lachend fort.

„Wir wissen im Moment nicht, ob das Tier weitergewa­ndert, andernorts im Ried

oder gar tot ist.“

Horst Weisser

Weiterführ­ende Beobachtun­gen und Hinweise zum Goldschaka­l nehmen das Naturschut­zzentrum oder die Forstliche Versuchs- und Forschungs­anstalt unter der EMail-Adresse

entgegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany