Schwäbische Zeitung (Biberach)

Konfirmati­onsunterri­cht per E-Mail

Welche Auswirkung­en es für die Kirche hat, dass Konfirmati­onen dieses Jahr verschoben werden müssen

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED/BIBERACH Die Konfirmati­on spielt in der evangelisc­hen Kirche eine wichtige Rolle. Sie markiert den Übergang der jungen Christen ins Erwachsene­nalter – sie entscheide­n sich erstmals selbst, aktive Mitglieder der Kirche zu werden. Und im Konfirmati­onsunterri­cht bauen viele der Jugendlich­en zum ersten Mal in ihrem Leben eine persönlich­e Bindung zum Pfarrer und ihrer Gemeinde auf. Normalerwe­ise würden jetzt überall im Land Konfirmati­onen stattfinde­n, doch die aktuell geltenden Corona-Bestimmung­en machen dies unmöglich.

Pfarrer Georg A. Maile hat seine 15 Konfirmand­en das letzte Mal am 16. Dezember selbst unterricht­et. Seitdem korrespond­iert der evangelisc­he Pfarrer aus Bad Schussenri­ed mit den Jugendlich­en nur noch per EMail und schickt ihnen Aufgaben. „Seit Monaten hoffe ich, dass sich die Lage ändert und wir uns wieder treffen können, doch dem ist nicht so“, sagt er.

Wie der Konfirmati­onsunterri­cht in diesen besonderen Zeiten abgehalten wird, ist jeder Gemeinde selbst überlassen. Manche Jugendlich­e treffen sich mit ihrem Pfarrer virtuell, andere lassen den Unterricht ruhen. Seitens der Diözese gibt es da keine Vorgaben. Doch worüber sich die Geistliche­n einig sind: Das, was den Konfirmati­onsunterri­cht und auch die Feierlichk­eit eigentlich ausmacht, ist in diesem Jahr nicht zu vermitteln. „Bei der Taufe entscheide­n die Eltern, ihr Kind in ihrem Glauben zu erziehen. Während der

Vorbereitu­ng auf die Konfirmati­on hinterfrag­t der oder die Jugendlich­e zum ersten Mal selbst seinen oder ihren Glauben und entscheide­t sich bewusst, weiterhin Mitglied der Kirche zu sein“, erklärt Dekan Matthias Krack.

Ein ganzer Jahrgang einer Kommune komme zusammen, unabhängig von der Schulart, und setze sich mit dem Glauben auseinande­r und lerne gemeinsam die verschiede­nen Einrichtun­gen der Kirche kennen. „Für viele ist das der Start, aktives Mitglied der Kirche zu werden. Sie leiten in den Jahren danach Jugendgrup­pen, Kinderbibe­lwochen oder kirchliche Zeltlager – und manch einer landet später im Kirchengem­einderat. Diesen persönlich­en Bezug zur Kirche aufzubauen, gelingt aber nur, wenn die Jugendlich­en Kirche wirklich erleben, und das ist im Moment kaum möglich.“Daher bestehe die Gefahr, dass dieses Jahr deutlich weniger Jugendlich­e sich danach aktiv in der Kirche engagieren würden.

Doch die Situation ist, wie sie ist – es gilt, das Beste daraus zu machen. Pfarrer Georg A. Maile hofft, seine Konfirmand­en dann wieder treffen zu dürfen, wenn die Schulen wieder öffnen. „Wenn jemand morgens in die Schule geht und dort einen Corona-Schnelltes­t macht, kann er oder sie nachmittag­s doch auch in den Konfirmati­onsunterri­cht kommen“, sagt er. Dafür müsste allerdings die Regel fallen, dass sich momentan nur zwei Haushalte treffen dürfen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz über 100 liegt. Wann der Unterricht wieder stattfinde­n kann, wird das jeweilige Dekanat den Pfarrer mitteilen

Mit der Konfirmati­on will der Schussenri­eder Pfarrer auf jeden Fall warten, bis wieder eine gewisse Normalität herrscht. „Die Konfirmati­on ist ein Familienfe­st. Da will man nicht nur seine Eltern, sondern auch seine Paten und Großeltern einladen, und das ist im Moment nicht möglich.“Vorerst ist die Konfirmati­on daher in Bad Schussenri­ed auf den Sommer verschoben. In den nächsten Wochen will der Pfarrer zudem das Gespräch mit Eltern und Jugendlich­en suchen, um herauszufi­nden, was diese sich wünschen. „Ich habe allergrößt­en Respekt vor den Pfarrern, die in diesen schwierige­n Zeiten versuchen, das Beste aus der Situation zu machen“, sagt Dekan Krack. Die persönlich­e Begegnung könne jedoch keine Form des digitalen Unterricht­s ersetzen. „Möglich ist, die Konfirmati­onsgruppe aufzuteile­n und jeweils die Feier in ganz kleinen Gruppen durchzufüh­ren oder eben alles zu verschiebe­n – wobei wir eben nicht wissen, wann sich die Situation entspannen wird.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Georg A. Maile ist ein Pfarrer, zu dem die Jugendlich­en im Konfirmati­onsunterri­cht normalerwe­ise schnell einen Draht finden. Seit Dezember gibt es jedoch keinen Präsenzunt­erricht mehr. Er vermisse seine Schüler, sagt Maile.
FOTO: PRIVAT Georg A. Maile ist ein Pfarrer, zu dem die Jugendlich­en im Konfirmati­onsunterri­cht normalerwe­ise schnell einen Draht finden. Seit Dezember gibt es jedoch keinen Präsenzunt­erricht mehr. Er vermisse seine Schüler, sagt Maile.
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