Schwäbische Zeitung (Biberach)
Konfirmationsunterricht per E-Mail
Welche Auswirkungen es für die Kirche hat, dass Konfirmationen dieses Jahr verschoben werden müssen
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BAD SCHUSSENRIED/BIBERACH Die Konfirmation spielt in der evangelischen Kirche eine wichtige Rolle. Sie markiert den Übergang der jungen Christen ins Erwachsenenalter – sie entscheiden sich erstmals selbst, aktive Mitglieder der Kirche zu werden. Und im Konfirmationsunterricht bauen viele der Jugendlichen zum ersten Mal in ihrem Leben eine persönliche Bindung zum Pfarrer und ihrer Gemeinde auf. Normalerweise würden jetzt überall im Land Konfirmationen stattfinden, doch die aktuell geltenden Corona-Bestimmungen machen dies unmöglich.
Pfarrer Georg A. Maile hat seine 15 Konfirmanden das letzte Mal am 16. Dezember selbst unterrichtet. Seitdem korrespondiert der evangelische Pfarrer aus Bad Schussenried mit den Jugendlichen nur noch per EMail und schickt ihnen Aufgaben. „Seit Monaten hoffe ich, dass sich die Lage ändert und wir uns wieder treffen können, doch dem ist nicht so“, sagt er.
Wie der Konfirmationsunterricht in diesen besonderen Zeiten abgehalten wird, ist jeder Gemeinde selbst überlassen. Manche Jugendliche treffen sich mit ihrem Pfarrer virtuell, andere lassen den Unterricht ruhen. Seitens der Diözese gibt es da keine Vorgaben. Doch worüber sich die Geistlichen einig sind: Das, was den Konfirmationsunterricht und auch die Feierlichkeit eigentlich ausmacht, ist in diesem Jahr nicht zu vermitteln. „Bei der Taufe entscheiden die Eltern, ihr Kind in ihrem Glauben zu erziehen. Während der
Vorbereitung auf die Konfirmation hinterfragt der oder die Jugendliche zum ersten Mal selbst seinen oder ihren Glauben und entscheidet sich bewusst, weiterhin Mitglied der Kirche zu sein“, erklärt Dekan Matthias Krack.
Ein ganzer Jahrgang einer Kommune komme zusammen, unabhängig von der Schulart, und setze sich mit dem Glauben auseinander und lerne gemeinsam die verschiedenen Einrichtungen der Kirche kennen. „Für viele ist das der Start, aktives Mitglied der Kirche zu werden. Sie leiten in den Jahren danach Jugendgruppen, Kinderbibelwochen oder kirchliche Zeltlager – und manch einer landet später im Kirchengemeinderat. Diesen persönlichen Bezug zur Kirche aufzubauen, gelingt aber nur, wenn die Jugendlichen Kirche wirklich erleben, und das ist im Moment kaum möglich.“Daher bestehe die Gefahr, dass dieses Jahr deutlich weniger Jugendliche sich danach aktiv in der Kirche engagieren würden.
Doch die Situation ist, wie sie ist – es gilt, das Beste daraus zu machen. Pfarrer Georg A. Maile hofft, seine Konfirmanden dann wieder treffen zu dürfen, wenn die Schulen wieder öffnen. „Wenn jemand morgens in die Schule geht und dort einen Corona-Schnelltest macht, kann er oder sie nachmittags doch auch in den Konfirmationsunterricht kommen“, sagt er. Dafür müsste allerdings die Regel fallen, dass sich momentan nur zwei Haushalte treffen dürfen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz über 100 liegt. Wann der Unterricht wieder stattfinden kann, wird das jeweilige Dekanat den Pfarrer mitteilen
Mit der Konfirmation will der Schussenrieder Pfarrer auf jeden Fall warten, bis wieder eine gewisse Normalität herrscht. „Die Konfirmation ist ein Familienfest. Da will man nicht nur seine Eltern, sondern auch seine Paten und Großeltern einladen, und das ist im Moment nicht möglich.“Vorerst ist die Konfirmation daher in Bad Schussenried auf den Sommer verschoben. In den nächsten Wochen will der Pfarrer zudem das Gespräch mit Eltern und Jugendlichen suchen, um herauszufinden, was diese sich wünschen. „Ich habe allergrößten Respekt vor den Pfarrern, die in diesen schwierigen Zeiten versuchen, das Beste aus der Situation zu machen“, sagt Dekan Krack. Die persönliche Begegnung könne jedoch keine Form des digitalen Unterrichts ersetzen. „Möglich ist, die Konfirmationsgruppe aufzuteilen und jeweils die Feier in ganz kleinen Gruppen durchzuführen oder eben alles zu verschieben – wobei wir eben nicht wissen, wann sich die Situation entspannen wird.“