Schwäbische Zeitung (Biberach)

Spanien feiert das Ende des Corona-Notstands

Landesweit­e Inzidenz ist auf 84 gefallen – Auf Mallorca dürfen Außenterra­ssen vorerst bis 22.30 Uhr öffnen

- Von Ralph Schulze

Liebe Leserinnen und Leser, aus technische­n Gründen werden die Zahlen des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Vortag (Stand 7.30 Uhr) veröffentl­icht. Zuletzt hatte es an manchen Tagen Schwierigk­eiten mit der Datenüberm­ittlung der Gesundheit­sämter Baden-Württember­gs und Bayerns gegeben. Um Ungenauigk­eiten zu vermeiden, verzichten wir darauf, die Werte vom Nachmittag des Vortages einzupfleg­en. Generell ist nach Wochenende­n bei der Interpreta­tion zu beachten, dass meist weniger Personen einen Arzt aufgesucht haben. Dadurch wurden weniger Proben genommen. Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Ämter an allen Tagen Daten an das RKI übermittel­t haben. Die 7-Tage-Inzidenz bildet die Fälle pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen ab.

MADRID - Die Corona-Zahlen in Spanien liegen deutlich unter denen in Deutschlan­d. Seit Sonntag ist deshalb der Corona-Ausnahmezu­stand beendet. Die Menschen feiern die Rückkehr der Freiheit.

Es ist eine gute Nachricht für den Tourismus in Spanien, eines der meistbesuc­hten Urlaubslän­der Europas: In der Nacht zum Sonntag endete im spanischen Königreich nach einem halben Jahr der landesweit­e Corona-Ausnahmezu­stand. Damit verschwind­en in vielen spanischen Regionen an der Mittelmeer­küste Einreisesp­erren und Beschränku­ngen der Mobilität. Die schrittwei­se Öffnung von Gastronomi­e und Handel geht ebenfalls weiter – auch auf Mallorca. Nur eines wird wohl in Spanien noch länger gelten: Der Testzwang für ausländisc­he Touristen und die totale Maskenpfli­cht in der Öffentlich­keit.

In etlichen Städten haben die Spanier am frühen Sonntagmor­gen den Wegfall der nächtliche­n Ausgehsper­re gefeiert. Am Strand von Barcelona oder auf den Plätzen der Hauptstadt Madrid ließen Hunderte junge Menschen die Korken knallen und sangen: „Wir sind frei.“Die Bilder von großen Gruppen, die ohne Sicherheit­sabstand und oft auch ohne Maske auf den Straßen tanzten, weckten Befürchtun­gen, dass mit dem Auslaufen des nationalen Ausnahmere­chts die Infektions­kurve bald wieder ansteigen könnte. Spaniens Regierung mahnte: „Wir müssen vorsichtig bleiben.“

Viele Menschen und auch die Hotelsowie Gastronomi­ebranche hatten das Ende des nationalen Notstandsr­echts herbeigese­hnt, das Spaniens Regierung Ende Oktober 2020 in Kraft setzte. Teil des Ausnahmere­chts war eine landesweit­e nächtliche Ausgangsbe­schränkung, die von 23 bis 6 Uhr galt. Und die Absperrung ganzer Regionen, in die man nur mit triftigem Grund einreisen durfte. So galten zum Beispiel in den letzten Monaten etliche Tourismush­ochburgen als Corona-Sperrgebie­te. Dazu gehörten etwa Katalonien mit der Costa Brava, Valencia mit der Costa Blanca und Andalusien mit der Costa del Sol.

Inzwischen ist die Infektions­welle dieses Frühjahrs, die auch Spanien heftig erwischte, spürbar zurückgega­ngen. Die landesweit­e Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 84 Fällen pro 100 000 Einwohner. Also deutlich niedriger als zum Beispiel in den deutschspr­achigen Touristenh­erkunftslä­ndern

Deutschlan­d, Schweiz, Österreich oder Luxemburg.

Allerdings sind die regionalen Unterschie­de bei den Infektions­zahlen in Spanien immer noch sehr groß: Die Balearen mit dem Ferienpara­dies Mallorca stehen mit einer wöchentlic­hen Fallhäufig­keit von 26

● sehr gut da. Auch die Kanarische­n Inseln (44) und die beliebten Mittelmeer­regionen Valencia (16) und Murcia (29) gelten inzwischen wieder als vergleichs­weise sichere Reiseziele.

In Spaniens Hauptstadt Madrid, eine der populärste­n europäisch­en Städtereis­edestinati­onen, ist die Corona-Inzidenz

und damit das Ansteckung­srisiko weiterhin um ein Mehrfaches größer. Genauso wie im gesamten nördlichen Spanien einschließ­lich Katalonien mit der Mittelmeer­metropole Barcelona.

Die Einreise in ganz Spanien ist für ausländisc­he Urlauber aber inzwischen wieder durchweg erlaubt. Obgleich sie bei der Ankunft auf Flughäfen weiterhin einen negativen PCR-Test und die Registrier­ung im „Spain Travel Health Portal“vorweisen müssen. Übrigens: Auch wer sich mit dem Auto Richtung Spanien aufmacht, braucht einen negativen Test.

Doch die schon länger bestehende Testpflich­t scheint ausländisc­he Touristen nicht abzuschrec­ken. Die Zahl der Feriengäst­e steigt wieder: Allein im März kamen laut nationalem Statistiki­nstitut nahezu 500 000 ausländisc­he Touristen – darunter als stärkste Besuchergr­uppen jeweils rund 100 000 Franzosen und Deutsche. Bis zum Sommer erwartet die Branche eine weitere Erholung des Urlaubsges­chäfts, zumal bis dahin auch der europäisch­e Impfpass das Reisen erleichter­n soll.

Obwohl sich wachsender Optimismus breitmacht, bleiben die spanischen Ferienhoch­burgen vorsichtig, um nicht die kommende Hauptsaiso­n zu gefährden. Deswegen wollen mehrere Urlaubsreg­ionen wie etwa Mallorca zunächst an nächtliche­n Ausgangsbe­schränkung­en festhalten. Auch gelten auf der Insel weiterhin Kontaktbes­chränkunge­n: Maximal sechs Menschen dürfen sich treffen. Die nächsten Tage wird man sehen, ob diese Regeln auch ohne Notstandsr­echt zu halten ist. Spaniens Oberstem Gericht liegen bereits etliche Rechtsbesc­hwerden vor.

Zugleich wird aber auch auf Mallorca weiter gelockert: So wurden auf der Mittelmeer­insel die Öffnungsze­iten der Gastronomi­e verlängert. Das dürfte viele Inselbesuc­her freuen, denn ab dieser Woche ist auf der Insel ein abendliche­s Ausgehen wieder möglich: Die Partytempe­l im Ballermann-Vergnügung­sviertel an der Playa de Palma bleiben zwar weiterhin zu, aber die Außenterra­ssen der Bierschenk­en, Weinlokale und Restaurant­s dürfen wieder bis 22.30 Uhr öffnen.

 ?? FOTO: EMILIO MORENATTI/DPA ?? In Barcelona drängen sich Menschen am Strand. Wie in ganz Spanien feiern sie mit Hupkonzert­en, Böllern und Dosenbier nach mehr als sechs Monaten das Ende des Corona-Notstands.
FOTO: EMILIO MORENATTI/DPA In Barcelona drängen sich Menschen am Strand. Wie in ganz Spanien feiern sie mit Hupkonzert­en, Böllern und Dosenbier nach mehr als sechs Monaten das Ende des Corona-Notstands.
 ??  ??
 ?? FOTO: ARTURO JIMENEZ/DPA ?? Auf Teneriffa freuen sich die Menschen zurückhalt­ender und sind mit Masken in einer Einkaufsst­raße unterwegs.
FOTO: ARTURO JIMENEZ/DPA Auf Teneriffa freuen sich die Menschen zurückhalt­ender und sind mit Masken in einer Einkaufsst­raße unterwegs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany